Die Lausitzer Tagebaue
Zur Lausitz Energie Bergbau AG gehören unsere drei aktiven Lausitzer Tagebaue Welzow-Süd in Brandenburg sowie Nochten und Reichwalde in Sachsen. Den 2015 planmäßig beendeten Tagebau Cottbus-Nord wandeln wir derzeit in einen See um, den künftigen Cottbuser Ostsee. Zum Jahresende 2023 erfolgte im Tagebau Jänschwalde der Übergang vom regulären Betrieb in die Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaft und Entwicklung einer nachhaltigen Energielandschaft mit Wind- und Solaranlagen.
Die Lausitzer Tagebaue versorgen unsere nahe gelegenen Braunkohlekraftwerke: Jänschwalde, Schwarze Pumpe (beide Brandenburg) und Boxberg (Sachsen) sowie den Veredlungsbetrieb Schwarze Pumpe. Den Transport der Braunkohle übernimmt unser unternehmenseigener Zentraler Eisenbahnbetrieb.
Wie funktioniert ein Tagebau?
Braunkohle wird in Deutschland nur im offenen Tagebau gewonnen.
Der Prozess kann in vier Abschnitte aufgeteilt werden:
Abbau vorbereiten
Mit dem Freiräumen des zukünftigen Abbaufeldes und der Grundwasserabsenkung beginnen die Arbeiten in einem Tagebaubetrieb. Wälder müssen gerodet, Straßen, Eisenbahnlinien oder sogar Flüsse verlegt werden. Mitunter kann es auch notwendig sein Ortschaften umzusiedeln.
Umsiedlung – Rückblick und Neuanfang
Um eine Braunkohlelagerstätte zu gewinnen, kann eine Umsiedlung von Ortschaften unvermeidlich sein. Für die Betroffenen ist das ein klarer Einschnitt. Bei Umsiedlungen im Lausitzer Revier legen wir deshalb hohe Maßstäbe an, um die Interessen der von Umsiedlung betroffenen Bürger und Gemeinden angemessen zu berücksichtigen.
Abraum fördern
Als Abraum werden die mächtigen Schichten aus Sand, Kies und Ton bezeichnet, die die Braunkohle überdecken. Mancherorts liegt das Flöz bis zu 120 Meter tief. Abraumförderbrücken vom Typ F 60 tragen das Deckgebirge ab und legen das Flöz frei. Vorschnittbagger arbeiten dem Brückenverband voraus.
Den Grubenbetrieb überspannt die Abraumförderbrücke. Dieser Gerätekomplex trägt den Abraum über der Kohle – Sande, Kiese und Tone – ab und transportiert ihn auf dem kürzesten Weg direkt über die Grube hinweg. Dort, wo die Kohle bereits abgebaut ist, wirft die Abraumförderbrücke das Erdreich ab. Die Tagebaukippe entsteht.
Abraumförderbrücken vom Typ F 60 können in einem Arbeitsgang etwa 60 Meter mächtige Bodenschichten abtragen, transportieren und verkippen. Mit einer Gesamtlänge von 500 bis 670 Metern und mittleren Fahrgeschwindigkeiten von neun Metern pro Minute gehören sie zu den größten mobilen Technikanlagen der Welt.
Vorschnittbagger arbeiten der Abraumförderbrücke voraus und gewinnen die oberen Bodenschichten. Das Bodenmaterial wird mithilfe von Bandanlagen einmal um den Tagebau herum transportiert. Auf der Kippenseite als oberste Schicht aufgetragen, bildet es die Grundlage für die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft.
Braunkohle gewinnen
In der Grube unter der Abraumförderbrücke gewinnen Eimerketten- und Schaufelradbagger die Rohbraunkohle. Kilometerlange Förderbänder transportieren den Rohstoff an die Oberfläche. Per Bandanlage oder mit Zügen gelangt die Kohle zu den Abnehmern.
Die Lagerstätten der Braunkohle im Lausitzer Revier entstanden vor rund 17 Millionen Jahren in lokal unterschiedlicher Ausprägung. Charakteristisch ist die horizontale Ausrichtung der so genannten Braunkohleflöze. Wir gewinnen vorrangig das 2. Lausitzer Flöz im Tagebaubetrieb in etwa 60 bis 120 Metern Tiefe.
Bis zu 15 Meter mächtig - so hoch wie ein fünfstöckiges Gebäude - kann diese Schicht Braunkohle sein. Anders sieht es beim 1. Lausitzer Flöz aus. Es wird im Tagebau Nochten zwischen den Prozesslinien des Vorschnitts und der F 60 abgebaut. Es ist im Durchschnitt etwa drei Meter mächtig. Schaufelrad- und Eimerkettenbagger fördern die Rohbraunkohle, Bandanlagen bringen sie aus der Tagebaugrube heraus. Abraum, der beispielsweise als Zwischenschicht im Braunkohleflöz anfällt, wird separat gefördert und auf die Vorkippe der F 60 transportiert.
Im Jahr 2023 wurden im Lausitzer Revier 41,7 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert.
Weiterverarbeitung
Unsere Tagebaue sind die Hauptversorger der LEAG Kraftwerke in Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe. In unserem Veredlungsbetrieb, der ebenfalls in Schwarze Pumpe ansässig ist, verarbeiten wir außerdem ausgewählte Rohbraunkohle zu modernen Brennstoffen.
Landschaft gestalten
Parallel zum Braunkohleabbau erfolgt die Rekultivierung der in Anspruch genommenen Flächen. Das Gelände wird aufgeschüttet und ausgeformt. Das Grundwasser steigt wieder an. Hier entstehen neue nutzbare Kulturlandschaften – sowohl für die Forst- und Landwirtschaft als auch für Naturschutz, Freizeit und Erholung.
Als Bergbauunternehmen sind wir verpflichtet, die Eingriffe in die Natur auf das unvermeidbare Maß zu beschränken. Die Folgen dieser Eingriffe müssen wir schnell, wirksam und nachhaltig ausgleichen. Während die Braunkohlegewinnung in Abbaurichtung voranschreitet, beginnen wir im rückwärtigen Bereich des Tagebaus bereits mit der Rekultivierung ehemaliger Abbauflächen. Damit die Bergbaufolgelandschaft auch bei abgeschlossenem Grundwasserwiederanstieg standsicher ist, werden die Kippen auf der Grundlage genauer Planungen und gutachterlicher Bewertungen angelegt. Erforderlichenfalls wird das Erdreich zusätzlich verdichtet.
Das Ziel der anschließenden Rekultivierung ist eine vielseitige Landschaft, die regional typisch an das Umfeld anschließt, nachhaltig nutzbar und ökologisch wertvoll ist. Keine einzige Tonne Braunkohle wird gefördert, ohne dass feststeht, wie wir den bergbaulichen Eingriff in die bestehende Kulturlandschaft wieder ausgleichen. Auf unseren ehemaligen Betriebsflächen entstehen Wald- und Agrarlandschaften als zukünftige Wirtschaftsgrundlage, naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen sowie Wasserflächen.
Fördermaßnahmen und Entwicklungsprogramme
Aufforstung und Waldumbau sind Generationenaufgaben - sowohl bei der Rekultivierung bergbaulicher Flächen, aber auch darüber hinaus. Hier informieren wir über ein aktuelles Projekt aus der Nachbarschaft des Tagebaus Reichwalde.
Wiederaufforstung mit standortgerechten Laubgehölzen nach Beseitigung von Käferholz in der Gemarkung Viereichen, Landkreis Görlitz:
Der zuvor vorhandene Waldbestand, bestehend aus Fichten im Alter von etwa 40 Jahren, musste wegen Befall mit rindenbrütenden Insekten und der Gefahr des Übergreifens auf benachbarte Waldbestände nach der Allgemeinverfügung des Landkreises Görlitz gefällt werden.
Die beräumten Flächen wurden gefräst, gemulcht und mit Stieleichen bepflanzt. Die Waldrandgestaltung der Fläche erfolgt mit Haselnusssträuchern. Die Aufforstungsfläche beträgt circa 3.000 Quadratmeter (0.3 Hektar), die Aufforstung im Projekt umfasst 3.000 Bäume und 150 Haselnussbüsche.
Das Projekt wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen (EPLR) innerhalb der Maßnahme „Investitionen in die Entwicklung von Waldgebieten und Verbesserung der Lebensfähigkeiten von Wäldern“ gefördert, Schwerpunkt „5e, Förderung der Kohlenstoffspeicherung und -Bindung in der Land- und Forstwirtschaft". Diese Maßnahme wird in Höhe von 75 Prozent durch die Europäische Kommission im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen von 2014-2020 kofinanziert.