Zwar fließt seit Februar Spreewasser in den Cottbuser Ostsee, merklich ansteigen durfte der Wasserspiegel zuletzt aber nicht. Um die Stabilität der Kaimauer im künftigen Stadthafen nach den Erdabbrüchen im vergangenen Jahr nicht zu gefährden, durfte der Wasserspiegel 56,8 m nicht überschreiten. Pünktlich mit den ergiebigen Niederschlägen Anfang April konnte Entwarnung gegeben und die Begrenzung der Wassereinleitung wieder aufgehoben werden. Der LEAG-Chefgeotechniker Dr. Thomas Koch erläutert im Interview, wie es mit den Sicherungsarbeiten am Cottbuser Ostsee weitergeht.
Unter Beachtung naturschutzfachlicher Vorgaben erfolgten die ersten Arbeiten zur Waldholzung und Rodung am Schlichower Lärmschutzdamm bis Ende Februar, Foto: LEAG
Gab es seit dem letzten Jahr in diesem Bereich erneut Abbrüche?
Nein. Wir überwachen den Bereich über GPS, um mögliche Lageveränderungen sofort zu erkennen. Daher wissen wir, dass es keine Abbrüche mehr gab. Im Rahmen der Ursachenforschung im vergangenen Jahr haben wir mit einem sehr engmaschigen Raster den gesamten Uferbereich entlang des Sees auf bindige Erdschichten untersucht und wissen jetzt, dass diese ausschließlich am Schlichower Ufer vorkommen.
Welche Reaktion gab es seitens der Schlichower Bürger, die sich ursprünglich für den Erhalt des Damms ausgesprochen hatten?
Die Rodungsarbeiten auf dem Schlichower Damm wurden noch in den Wintermonaten abgeschlossen. Damit können im Sommer die Erdbauarbeiten zur Sanierung der Abbruchstellen beginnen, Foto: Andreas Franke/LEAG
Natürlich sind die Befürworter des Damms enttäuscht, dass der Damm nicht erhalten werden kann. Aber die Sicherheit hat höchste Priorität, sie liegt in meiner Verantwortung und dafür will und werde ich Sorge tragen. Da wir mit den Schlichowern im regelmäßigen Austausch sind, konnten sie diese Unternehmens-Entscheidung am Ende auch nachvollziehen. Aktuell haben wir den Schlichowern, deren Grundstücke im Wirkkreis der Rütteldruckverdichtung liegen, eine freiwillige und vorsorgliche Bauwerkbestandsaufnahme angeboten. Das heißt, sollte es durch die RDV zu Befunden kommen, erfolgt ein Ausgleich durch LEAG.
Wie steht es um die Uferbereiche linksseitig des Einlaufbauwerks in Richtung Maust/Teichland, wo es auch im vergangenen Jahr zu Uferumbildungen gekommen war?
Dort knabbern die Wellen weiterhin am Ufer solange der Wasserstand noch im Bereich der Steilböschung schwankt und nicht die abgeflachten Uferböschungen mit dem Windwellenausgleichsprofil erreicht hat. Aber auch in diesen Bereichen werden wir der Herausforderung begegnen und die Standsicherheit nachweisen. Dafür werden wir die Steilböschungen abflachen und naturnah gestalten. Denn die Alternative wäre eine Steinschüttung und ein Verbau des Ufers wie es an anderen Bergbaufolgeseen vielfach zu sehen ist. Das wollen wir gern vermeiden, denn uns allen sind lange Sandstrände deutlich lieber.
Auch nördlich des Einlaufbauwerks haben die Wellen die Uferlinie verändert. Mit einem Abflachen der Steilböschungen soll die Standsicherheit wieder hergestellt werden, Foto: Andreas Franke/LEAG
Ursprünglich sollte in diesem Jahr das Betonbauwerk des Auslaufbauwerks in Nähe der Ortslage Maust errichtet werden. Kann dieser Zeitplan noch eingehalten werden?
Nein, der Bau des Auslaufbauwerks für den Cottbuser Ostsee ist nicht mehr für dieses Jahr geplant, sondern nach derzeitigem Planungsstand für das Jahr 2025. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten rechnen wir selbst bei Erreichen des Zielwasserstands noch nicht mit einem Wasserüberschuss, der ausgeleitet werden müsste. Hier sitzt uns die Zeit nicht im Nacken.
Zum Abschluss natürlich noch die Frage: wie steht es insgesamt um den Zeitplan für die Flutung des Sees?
Wir alle wünschen uns eine möglichst schnelle und kontinuierliche Flutung. Das ist das A und O, auch im Sinne der Standsicherheit. Aber letztlich sind wir dabei vom Wetter, also von Niederschlägen abhängig. Ich werde deshalb keine Schätzung einer Jahreszahl abgeben. Klar ist, der See wird in jedem Fall seinen Zielwasserstand erreichen.
Zu den Arbeiten der letzten Tage:
Foto: LEAG
Die Taucher der LEAG Werkfeuerwehr vom Standort Jänschwalde haben gemeinsam mit der LEAG Tochter GMB den Fischschonrechen am Einlaufbauwerk des Cottbuser Ostsees gereinigt und Wartungsarbeiten an der Rechenreinigungsanlage durchgeführt.
Diese Arbeiten sind notwendig gewesen, weil nach der langen Niedrigwasserphase bei den derzeit hohen Abflüssen in der Spree und im Hammergraben lange trocken gelegene Uferabschnitte überspült worden sind. Dabei wurden große Mengen Laub, Äste und andere Ablagerungen als Treibgut mobilisiert, wodurch die Rechenreinigungsanlage an ihre Grenze gebracht wurde. Ziel der Reinigungs- und Wartungsarbeiten war, die Abnahmekapazität von 5 m³/s am Abschlagsbauwerk sicherzustellen. Das wurde am Wochenende 22./23. April erreicht.
LEAG Werkfeuerwehr sorgt mit Tauchgang für freien Durchfluss in den Cottbuser Ostsee | LEAG.de