Bergbau in der Region Spremberg
Braunkohle wird in der Region um Spremberg im Süden Brandenburgs bereits um 1860 abgebaut, damals vor allem als Brennstoff in Ziegeleien, Heizmittel in Glaswerken und Antrieb für eine prosperierende Textilindustrie. Die ergiebigen Vorkommen bei Welzow begründeten etwa 100 Jahre später den Aufschluss des Tagebaus Welzow-Süd und den Aufbau des einst größten Zentrums für Braunkohleveredlung Europas in Schwarze Pumpe. Die erste Kohle wurde 1966 gewonnen. Derzeit wird das 2. Lausitzer Braunkohleflöz im Teilabschnitt I in 60 bis 120 Meter Tiefe abgebaut. Die Kohleschicht ist bis zu 15 Meter mächtig.
Die Braunkohle setzen wir hauptsächlich in den Kraftwerken Schwarze Pumpe und Jänschwalde zur Erzeugung von Strom und Fernwärme ein. Ein kleinerer Teil wird im Veredlungsbetrieb der LEAG am Standort Schwarze Pumpe zu Brennstoffen wie Brikett und Braunkohlenstaub weiterverarbeitet. Der geplante Teilabschnitt II des Tagebaus Welzow-Süd wird nicht mehr in Anspruch genommen werden. Nach der bundespolitischen Entscheidung für einen beschleunigten Kohleausstieg bis Ende 2038 hat die LEAG ihre Revierplanung entsprechend angepasst.
Die Geräte im Tagebau Welzow-Süd
Der Tagebau Welzow-Süd ist der einzige im Lausitzer Revier, in dem zwei Vorschnitt-Bagger im Einsatz sind, um die oberen Bodenschichten abzutragen. Im ersten Vorschnitt arbeitet ein 4.500 Tonnen schwerer Eimerkettenbagger auf Schienenfahrwerken, der bis zu 27 Meter mächtigen Abraum gewinnen kann. Im zweiten Vorschnitt ist ein Schaufelradbagger SRs 6300 eingesetzt, dessen Abtragshöhe bis zu 50 Meter beträgt. Der größte Baggertyp im Lausitzer Revier wiegt rund 9.000 Tonnen und bewegt sich auf Raupenfahrwerken vorwärts. Der gewonnene Vorschnitt-Abraum wird mit Bandanlagen auf die ausgekohlte Seite des Tagebaus transportiert und von Absetzern zuoberst auf das Kippenrelief aufgetragen.
Die in Welzow-Süd eingesetzte Abraumförderbrücke vom Typ F 60 besteht aus zwei leistungsstarken Eimerkettenbaggern und einer über 500 Meter langen Bandbrücke. Unmittelbar darunter, im Grubenbetrieb, wird die Braunkohle gefördert. Diese Aufgabe übernehmen zwei Schaufelradbagger mit jeweils 1.750 Tonnen Gewicht und drei jeweils 1.000 Tonnen schwere Eimerkettenbagger. Über eine Bandanlage wird die Braunkohle zum Kohlelagerplatz transportiert und von dort in Züge unseres Eisenbahnbetriebs verladen. Für das planmäßige Voranschreiten des Tagebaus werden Kohleumschlagplatz und Verladung mit den zugehörigen Infrastrukturen derzeit verlegt und neu errichtet.
Wasser für das Tagebauumfeld
Für den sicheren Tagebaubetrieb muss die Lagerstätte frei von Wasser gehalten werden. Filterbrunnen mit Unterwassermotorpumpen senken den Grundwasserspiegel bis unter die Kohleschicht ab. Den Großteil des gehobenen Grundwassers leiten wir der Grubenwasserbehandlungsanlage (GWBA) Schwarze Pumpe zu. Dort wird es aufbereitet – zu Brauchwasser für das Kraftwerk Schwarze Pumpe und den gleichnamigen Industriepark oder für die Abgabe an die Spree.
Das gehobene Grundwasser aus Welzow-Süd dient darüber hinaus als ökologisches Ausgleichswasser, kurz Ökowasser. Es wird zum Schutz und Erhalt der vom Bergbau beeinflussten Gewässer im Tagebauumfeld eingesetzt. Etwa die Hälfte davon bereiten wir seit 2015 in der GWBA "Am Weinberg" auf. Eine Pumpstation transportiert das von der Anlage bereitgestellte Ökowasser über ein 25 Kilometer langes Rohrleitungssystem zu den Abgabestellen.
In den Wasserbehandlungsanlagen der LEAG wird ein neutraler pH-Wert eingestellt und gelöstes Eisen zurückgehalten, bevor das Wasser wieder an den Naturhaushalt abgegeben wird.
Dichtwand als unterirdische Barriere
Am Südrand des Tagebaus Welzow-Süd wird seit 2010 eine unterirdische Dichtwand errichtet. Sie stellt eine wasserdichte Barriere aus Ton her, die verhindert, dass Grundwasser in Richtung des Tagebaus strömen kann. Somit muss für den Tagebaubetrieb weniger Wasser gehoben werden. Zugleich wird damit der Wasserhaushalt auf der tagebauabgewandten Seite der Dichtwand vor einer Grundwasserabsenkung abgeschirmt.
Die Dichtwand am Tagebau Welzow-Süd schützt insbesondere das Lausitzer Seenland vor der bergbaubedingten Grundwasserabsenkung. Es kann somit auch in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tagebau wie bisher wasserwirtschaftlich und touristisch genutzt werden.
Mit mehr als 100 Meter Tiefe und einer geplanten Länge von über zehn Kilometern wird die Welzower Dichtwand nach Fertigstellung das bislang größte Dichtwandbauwerk der Welt sein. Mehr als die Hälfte der Gesamtlänge wurde analog zum Tagebaufortschritt bereits hergestellt.
Bergbaufolgelandschaft für Mensch und Natur
In Welzow-Süd haben wir bislang auf gut der Hälfte der Rekultivierungsflächen Wälder angelegt. Vor allem Kiefern, Trauben- und Stieleichen prägen das Bild der wachsenden Mischwaldlandschaften. Über zehn Millionen Bäume wurden seit Mitte der 1990er Jahre in die Erde gebracht. Ungezählt sind all die Sträucher und Gehölze, Nisthilfen, gezielt ausgelegten Findlinge und Steinhaufen, Totholzgruppierungen, Stubben und Benjeshecken, die Tieren Unterschlupf bieten. Sie sind die Ausgangspunkte für die Wiederbesiedlung der Kippe.
Mehr als 40 Prozent der bisherigen Bergbaufolgelandschaft bei Welzow werden landwirtschaftlich genutzt. Um die Entwicklung des Bodens zu fördern, wenden wir über sieben Jahre hinweg eine spezielle Fruchtfolge aus Leguminosen, Luzerne, Winterweizen und Roggen an. Regionale Landwirte wirken von Beginn an bei der Boden- und Ertragsentwicklung mit, die zudem wissenschaftlich begleitet wird. Ist die Rekultivierung abgeschlossen, werden die Flächen zur Pacht angeboten, mit der Option eines späteren Erwerbs.
Wasser und Wein
Unser wohl bekanntestes Rekultivierungsprojekt im Tagebau Welzow-Süd ist der sechs Hektar große Weinhang am Wolkenberg. 26.000 Rebstöcke wurden hier im Jahr 2010 am Südhang gepflanzt. Nur wenige Kilometer entfernt liegt die wiederhergestellte Geisendorf-Steinitzer Endmoräne. Wie in der ursprünglichen Landschaft vor dem Tagebau ist der rekonstruierte Höhenzug etwa 2,5 Kilometer lang. Markant erheben sich der Steinitzer und der Geisendorfer Berg auf ein mit den früheren "Steinitzer Alpen" vergleichtbares Höhenniveau. Mit der Rekonstruktion dieser Landschaft wurde in einem deutschlandweit einmaligen Wasserbauprojekt das Einzugsgebiet der Steinitzer Quelle wiederhergestellt.
Auch das Wassereinzugsgebiet Hühnerwasser ist mit der Großgerätetechnik des Bergbaus geschaffen worden. Seinen Namen verdankt der Quellkessel in der Bergbaufolgelandschaft von Welzow-Süd einem historisch belegten Bachlauf unweit von Spremberg. Das Hühnerwasser-Areal wurde von Beginn an der freien Sukzession überlassen. Pflanzen und Tiere konnten sich unbeeinflusst vom Menschen ansiedeln. Das ermöglicht Wissenschaftlern der Brandenburgisch Technischen Universität seit 2005 in einem international besetzten Forschungsprojekt die Entwicklung eines Ökosystems vom „Punkt Null“ aus zu untersuchen.
Bergbau trifft Kultur
Am westlichen Tagebaurand, am Fuße der neuen Geisendorf-Steinitzer Endmoräne steht Gut Geisendorf. Seit zwei Jahrzehnten bietet das denkmalgeschützte Herrenhaus als Kulturforum der Lausitzer Braunkohle ein breites Angebot an Veranstaltungen. Vom Gutshaus aus führt ein etwa 800 Meter langer Wanderweg in die rekonstruierte Endmoräne zum Gipfel des Geisendorfer Bergs.