Bergbau in Nochten
Der Tagebau Nochten liegt im Freistaat Sachsen, südwestlich der Stadt Weißwasser. Er wurde 1968 aufgeschlossen und lieferte 1973 erstmals Braunkohle an den Kraftwerksstandort Boxberg. Gewonnen wird das 2. Lausitzer Flöz in 85 bis 100 Meter Tiefe. Die Kohleschicht ist zwischen elf und 15 Meter mächtig.
Seit 2006 bauen wir in Nochten auch das 1. Lausitzer Braunkohleflöz ab. Dieses sogenannte Oberflöz liegt zwischen 20 und 40 Meter tief im Boden. Es ist im Durchschnitt etwa drei Meter mächtig, wird durch den Vorschnittbetrieb freigelegt und separat gewonnen.
Im Anschluss an das derzeitige Abbaugebiet I ist die Weiterführung des Tagebaubetriebs im Teilfeld Mühlrose vorgesehen. Die Kohle wird für die mengen- und qualitätsgerechte Versorgung der modernen Lausitzer Braunkohleblöcke in Boxberg und Schwarze Pumpe benötigt.
Im Teilfeld Mühlrose liegt der Ort Mühlrose mit rund 200 Einwohnern. Die erforderliche Umsiedlung wird derzeit sozialverträglich vorbereitet und umgesetzt. Die Erschließungsarbeiten für den Ansiedlungsstandort wurden im Juli 2020 abgeschlossen. Damit kann der Bau der ersten Eigenheime für die Umsiedler beginnen.
Die Geräte im Tagebau Nochten
Im Vorschnitt des Tagebaus Nochten trägt ein Schaufelradbagger vom Typ SRs 6300 die oberen Bodenschichten ab. Mit 65 Meter Höhe und einem Durchmesser des Schaufeldrads von 17 Metern ist er der größte Bagger im Lausitzer Revier. Sein theoretisches Fördervolumen beträgt 14.000 Kubikmeter Abraum in der Stunde.
Eine Abraumförderbrücke des Typs F 60 legt die Braunkohle des 2. Lausitzer Flözes frei. Die F 60 besteht aus drei leistungsstarken Eimerkettenbaggern und einer über 670 Meter langen Bandbrückenkonstruktion. Unterhalb der F 60 fördern jeweils zwei Schaufelradbagger und zwei Eimerkettenbagger die Nochtener Braunkohle.
Kohlebandanlagen transportieren den Rohstoff zum Kohlelagerplatz am Kraftwerk Boxberg. In den Kraftwerken Boxberg und Schwarze Pumpe wird er zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt und im Verdlungsbetrieb zu hochwertigen Brennstoffen wie Brikett und Brennstaub weiterverarbeitet.
2016 erfolgte im Tagebau Nochten ein umfangreiches Ertüchtigungsprogramm. So erhielt die Förderbrücke F 60 zwei wichtige neue Bauteile – die Große Schwinge und der Rollentisch wurden getauscht. Außerdem wurde am größten Lausitzer Schaufelradbagger SRs 6300 das Schaufelrad gewechselt.
Wasser für das Tagebauumfeld
Für einen sicheren Tagebaubetrieb senken Filterbrunnen den Grundwasserspiegel bis unter das Braunkohleflöz ab. Ein Teil des gehobenen Grundwassers bereiten wir in der Grubenwasserbehandlungsanlage (GWBA) Tzschelln auf und setzen es zur Versorgung schützenswerter Feuchtgebiete im Tagebauumfeld ein bzw. stützen damit die lokalen Vorfluter und die Spree. Seit 2018 dient es außerdem der Flutung des Hermannsdorfer Sees. In der Wasservorbehandlungsanlage Trebendorf wird naturnah Ökowasser aufbereitet.
Die restliche Menge gehobenen Grundwassers gelangt durch Rohrleitungen und Entwässerungsgräben zur GWBA Schwarze Pumpe. Dort wird es zu Brauchwasser für das Kraftwerk Schwarze Pumpe und Abnehmer im gleichnamigen Industriepark aufbereitet.
Archäologen wurden fündig
In den letzten Jahren haben Fachleute des sächsischen Landesamts für Archäologie am Tagebau Nochten eine Reihe spektakulärer Funde gemacht. Dazu gehören beispielsweise Fundamentreste des einst 30 Meter hohen, hölzernen Chinesischen Turms, den Hermann Fürst von Pückler in seinem Jagdpark errichten ließ, und die Überreste einer Pechsiedelei aus dem Jahr 1324.
Grabungen werden von uns technologisch und finanziell unterstützt, die Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen ist vertraglich geregelt.
Bergbaufolgelandschaft für Mensch und Natur
Seit 1994 wurden auf dem Bergbaufolgeland Nochten mehr als 13 Millionen Bäume gepflanzt. Aufgeforstet wird vor allem mit Laub- und Nadelbäumen aus regionalen Baumschulen. Auch der Nachwuchs teils über hundertjähriger Fichten, Kiefern und Eichen aus den Wäldern bei Weißwasser wächst auf den Bergbaukippen für folgende Generationen heran. Das Erbmaterial von Altbäumen aus dem Tagebauvorfeld sichern Fachleute mit forstlichen Generhaltungsmaßnahmen.
Typisch für die Bergbaufolgelandschaft bei Weißwasser sind auch die mit kleineren Gehölzen strukturierten Freiflächen. Hier prägen Heide, Wachholder und Trockenrasen die Landschaft. Ein 16 Quadratkilometer großes Rekultivierungsgebiet wird allein für den Naturschutz vorgehalten. Dazu gehört der künftige, mehr als 200 Hektar große Hermannsdorfer See. Mit den "Neuen Jeseritzen" entwickelt sich unmittelbar angrenzend ein auf Torf aus dem Tagebauvorfeld gegründetes Moorinitial.
Ein Besuchermagnet ist der Findlingspark Nochten – ein europaweit einmaliges Landschaftsprojekt. Der Park präsentiert auf einer Fläche von 20 Hektar insgesamt sieben Gartenbereiche mit rund 7.000 Findlingen. In „Klein Skandinavien“ dokumentieren etwa 90 dieser tonnenschweren Steine auf einer überdimensional großen Landkarte die Herkunft der heute in der Lausitz anzutreffenden Exemplare. Der seit 2003 geöffnete Landschaftsgarten gibt zugleich einen anschaulichen Überblick über die Vegetation in der Lausitz, speziell zur Muskauer Heide.