02.02.2024

Weltweit drohen Feuchtgebiete von den Landkarten zu verschwinden und mit ihnen die biologische Artenvielfalt. Allein in Deutschland sind etwa 95 Prozent der früheren Moore entwässert. Mit dem internationalen Welttag der Feuchtgebiete soll auf die Bedeutung von Feuchtgebieten aufmerksam gemacht werden. Ein guter Anlass, um bei der Leiterin Naturschutz bei LEAG, Stine Thieß, nachzufragen, wie sich die gezielten Maßnahmen zum Schutz von Mooren und Seen im Umfeld des Tagebaus Jänschwalde auswirken und welche Aufgaben noch warten.

Stine Thieß, Leiterin der Abteilung Naturschutz bei LEAG, zieht für uns Bilanz zum Thema Feuchtgebiete, Foto: LEAG

 

Seit Februar 2020 schützt LEAG mit gezielten Maßnahmen die Natura2000-Gebiete nördlich des Tagebaus Jänschwalde, um den tagebaubedingten Eingriff in Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten. Ist es seitdem gelungen, das Wasser in die Landschaft zurückzubringen?

Ja, das ist uns gelungen. Über ein Monitoring können wir genau beurteilen, wie sich die Wasserstände und damit auch die Wasserverfügbarkeit für die Vegetation verändert hat. Die dafür beauftragten Gutachter, u.a. die Arbeitsgemeinschaft Biomanagement, wertet dazu jährlich die teilweise im wöchentlichen Rhythmus gesammelten Daten aus und sieht trotz der zurückliegenden Trockenjahre eine Verbesserung bei den Moorwasserständen und der moortypischen Vegetation. In zwei Moorgebieten mussten wir im Ergebnis der Überwachung die Wasserzuleitung im letzten Herbst nach Einschätzung der Gutachter sogar einstellen, da sich offene Wasserflächen gebildet hatten.

Klimatische Wasserbilanz

Die Klimatische Wasserbilanz dient zur Einordnung des witterungsbedingten Wasserdargebotes. Sie ergibt sich aus der Differenz aus dem gefallenen Niederschlag und der potentiellen Verdunstung der Landschaft. Von 2018 bis 2022 weist die klimatische Wasserbilanz ein Defizit von rund 1.27 m auf.

 

Heißt das, es geht es den Mooren und Seen im Umfeld des Tagebaus gut?

In den Mooren konnten wir mit unseren Maßnahmen den Wasserstand erhöhen bzw. stabil halten. Ohne die Wassereinleitungen würde sich auch gerade im Angesicht der vergangenen Trockenjahre dort ein anderes Bild der Flächen ergeben.

Bei den Seen gestaltet sich die Situation zum Teil leider differenzierter. Zum einen konnten Seewasserstände gehalten werden, aber es kam auch zum Rückgang. Trotz unserer Wassereinleitung können wir gerade aufgrund der erhöhten Verdunstung und der fehlenden Niederschläge der letzten Jahre den Seewasserspiegel nicht in allen Seen halten oder verbessern.

Neben den Faktoren Tagebau und klimatischer Einfluss, kann aber auch die Wassernutzung durch Dritte, beispielsweise durch Bewässerungsmaßnahmen, eine Rolle spielen.

Wie profitieren Flora und Fauna von den Wasserzuleitungen?

Unser wesentliches Ziel war, den Wasserstand zu erhöhen und zu stabilisieren. Eine moortypische Artenzusammensetzung stellt sich dann nicht gleich über Nacht ein, auch wenn Wassereinleitung und Wasserstände vielleicht optimal sind. In den Mooren, die bereits eine typische Vegetation aufweisen konnten, blieb diese erhalten. Im Pastlingmoor, Weißen Lauch und Kleinseemoor finden sich Arten wie Rundblättriges und Mittlerer Sonnentau, Schmalblättriges und Scheidiges Wollgras, Weißer Schnabelried, die gewöhnliche Moosbeere und mehrere Torfmoosarten. Im Maschnetzenlauch und Torfteich hat sich leider noch keine Veränderung bei den moortypischen Pflanzengesellschaften oder bei den wassergebundenen Tierarten wie Spinnen oder Laufkäfer eingestellt. Die Gutachter schließen das aber für die Folgejahre nicht aus. Wir dürfen also gespannt in die Zukunft schauen.

Moore wie das Gebiet Torfteich sind Lebensraum für hoch spezialisierte Tiere und Pflanzen, Foto: LEAG

Im Bereich Maschnetzenlauch konnten bereits erfolgreich Maßnahmen des Waldumbaus durchgeführt werden. Vor allem Laubbäume sind hier gepflanzt worden, Foto: LEAG

Wie ist der Stand beim Waldumbau?

Die Waldumbaumaßnahmen sind weiter in vollem Gange. Die afrikanische Schweinepest hatte uns Ende 2020 leider unerwartet ausgebremst. Die für den Winter geplanten Arbeiten mussten zunächst pausieren und konnten erst ein Jahr später 2021/2022 starten. Los ging es am Pastlingsee, sowie im Bereich Maschnetzenlauch und Torfteich. Dort wurde der Bestand aufgelichtet, Zäune errichtet und neue Laubbäume, hauptsächlich Buchen und Eichen, gepflanzt. Gepflanzt wurde ebenfalls am Weißen Lauch, Calpenzmoor und in den Pinnower Läuchen. Aktuell laufen Arbeiten auch an den Grabkoer Seewiesen, weitere folgen am Schwarzen Fließ. Mit 164 Hektar haben wir ein großes Gebiet zu bearbeiten, das seine Zeit braucht.


Also ist der Waldumbau noch lange nicht abgeschlossen?

Nein, denn nach der Pflanzung steht in den kommenden Jahren die Kulturpflege auf dem Programm. Von Seiten der Behörden wurde uns vorgegeben, den Waldumbau bis zum Jahr 2030 abzuschließen.

Als Lebensraum bevorzugt die Windelschnecke feuchte und helle Ansiedlungsflächen, Foto: LEAG

 

Eine Tierart, die es zu schützen gilt, ist die Windelschnecke. Auch wenn man sie nur unter dem Mikroskop sehen kann, gibt es Erkenntnisse wie es ihr mit den Schutzmaßnahmen erging?

Auch zur Windelschnecke gibt es Untersuchungen durch einen externen Sachverständigen. Er hat ein Auge auf Vertigo moulinsiana (bauchige) und Vertigo angustior (schmale) und bestätigt uns, dass die Bestände erhalten werden konnten. Allerdings nicht überall, wo wir es vermuteten, dafür aber auch auf anderen Flächen.

Daraufhin haben wir die Bewässerungsstränge verlegt oder verlängert, um diese Flächen besser versorgen zu können. Aber unsere Bewässerungsstränge sind offenbar nicht allein ausschlaggebend für ihr Vorkommen, sondern auch die Lichtverhältnisse für die Seggenbulten – so nennen sich die Grasbüschel in einem Moorgebiet – auf denen sie leben. Die Windelschnecke mag es hell und meidet den Schatten.

Daher werden wir auch hier nachbessern und den Bestand an Erlen verringern, um ihr noch mehr geeignete feuchte und helle Ansiedlungsflächen bieten zu können.

Torfmoose und Sonnentau sind durch ihre spezialisierte Anpassung typische Bewohner des nährstoffarmen Lebensraumes Moor, Foto: LEAG

 

Gibt es weitere Feuchtgebiete im Umfeld der LEAG-Tagebaue, die von besonderen Schutzmaßnahmen profitieren?

Die gibt es und für diese leisten wir im Nochtener Raum zum Beispiel im Rahmen des Gebietsmanagements Unterstützung.

Das Alte Schleifer Teichgebiet, den Trebendorfer Tiergarten oder verschiedene Feuchtgebiete rund um Weißkeißel versorgen wir mit Wasser. Am Tagebau Welzow-Süd kommt Ökowasser aus der Grubenwasserbehandlungsanlage „Am Weinberg“ u.a. dem Petershainer Fließ und dem Koselmühlen Fließ zugute.

Das Monitoring zeigt auch hier, dass diese sich gut entwickeln.

 

 

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.  

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