Im Fokus steht das Wasser
Übersicht zu den Maßnahmen im Gebiet, Grafik: LEAG
Bei allen umzusetzenden Maßnahmen steht das Wasser im Hauptfokus der Betrachtungen. Es in der Landschaft zu halten, trotz Tagebau und trotz klimatischer Einwirkungen, ist das Ziel.
„Für einige der Seen im Nordraum Jänschwalde laufen bereits seit einigen Jahren Schutzmaßnahmen. So leiten wir in den Pastlingsee bereits seit dem Jahr 2015 zusätzliches Wasser ein, um den Wasserstand im See zu stützen. Seit Mai 2019 erfolgen zudem Stützwasserversorgungen für den Kleinsee, Großsee und Pinnower See“, erläutert Stine Thieß. Darüber hinaus seien Anlagen zur Wasserversorgung für die Grabkoer Seewiesen, das Eilenzfließ und die Moaske bereits aktiv.
Umfassende Maßnahmen
Zu den im Hauptbetriebsplan angeordneten neuen Schadensbegrenzungsmaßnahmen, wie es die Zulassung formuliert, zählen Wasserversorgungsanlagen, teilweise mit einer Phosphor-Reduzierung, für Pastlingsee und -moor, Calpenzmoor, Maschnetzenlauch und Torfteich sowie Weißes Lauch. Neben der Wasserversorgung erzielt auch die Entnahme von Gehölzen langfristig einen spürbaren Effekt auf den Wasserstand vor allem in den Mooren. „Wir konnten die Gehölzentnahme in den Gebieten Maschnetzenlauch, Torfteich, Kleinseemoor, Pastlingseemoor und beim Weißen Lauch im März 2021 abschließen“, so Thieß. „Hier wurden unter Rücksprache mit den zuständigen Behörden die Vorgaben des Naturschutzes natürlich berücksichtigt. Das war echte Handarbeit und daher zeitaufwändig, denn mit schwerer Technik ist in den Mooren kein Vorankommen möglich.“
Auf den Nährstoffgehalt kommt es an
Der Wasserstand im Pastlingsee wird über eine Wasserleitung seit dem Jahr 2015 stabil gehalten, Foto: Andreas Franke
Bei der Wasserversorgung der Seen und Moore gilt der Grundsatz Wasser ist nicht gleich Wasser und zu viel Wasser darf es auch nicht sein. So werden für Seen wie dem Pastlingsee naturnahe Zustände einer bestimmten Nährstoffstufe angestrebt. Das ihm zugeführte Wasser müsse sich dieser Nährstoffstufe anpassen, erklärt Thieß. „Selbst beim Einleiten von Trinkwasser könnte es zu einer Erhöhung des Nährstoffgehaltes im See kommen, was Auswirkungen auf die dortige Flora und Fauna hätte. Denn das Trinkwasser, das aus dem Wasserwerk Jänschwalde Ost geliefert wird, weist zu hohe Nährstoffwerte für den Pastlingsee auf.“
Wasser wird passend aufbereitet
Deshalb wurde eine Anlage zur Reduzierung von Phosphor aus dem Grundwasser errichtet. „Innerhalb von sechs Monaten wurde an der Wassergewinnungsanlage Drewitz II eine kleine Aufbereitungsanlage in einem grünen Container gebaut, mit der wir unter Beimischung von Eisen(III)chlorid das Wasser entsprechend der Erfordernisse aufbereiten können“, so Thieß. Bislang sei dies aber noch nicht nötig gewesen, da sich die Wasserwerte im See noch im vorgegebenen Bereich bewegen.
Das Moor darf nicht untergehen
Nach der Gehölzentnahme im Winter und dem Bau einer Wasserversorgungsleitung erwacht das Torfteich genannte Moor zu neuem Leben, Foto: Andreas Franke
Zuviel eingeleitetes Wasser könnte den Mooren allerdings auch schaden. „Unsere Vorgabe lautet, dass die Moore aufschwimmen aber nicht untergehen sollen. Diese Vorgabe ist vor allem bei den Seen mit angeschlossenen Mooren zu beachten. Würden wir zu viel Wasser in die Seen mit angeschlossenen Mooren einleiten, würde das Wasser aus den Seen in die Moore abfließen und sie unter Wasser setzen“, das wolle natürlich keiner, sagt Thieß. Kontinuierlich werden deshalb die Seewasserstände und die Moore kontrolliert und überwacht. Als Zeiger für den Zustand der Moore dienen die Pflanzengesellschaften. Eine Monitoring-Aufgabe, die bis zum Ende der bergbaulichen Grundwasserbeeinflussung von Seiten der Behörde aufgegeben worden ist.
Gehölzentnahmen auf den Mooren
Zum Schutz der Moore geht es auch den Gehölzen an den Kragen. Bäume und Sträucher entziehen den Mooren Wasser. „Bleiben dürfen die Moorkiefern. Sie sind eine typische im Moor vorkommende Art mit kürzeren und weicheren Nadeln als sie die Waldkiefer besitzt. Etwa 30 Prozent der Bäume lassen wir als Windschutz und zur Beschattung in den Mooren stehen“, erläutert Thieß. Die Waldkiefern und Birken müsse man weitgehend entfernen. „Das wird teilweise aller drei bis fünf Jahre in Abhängigkeit des Moorwasserstandes nötig sein. Erst wenn der Wasserstand unter anderem durch die Einleitung von Wasser in den Mooren hoch genug ist, entwickelt sich kein unerwünschter Aufwuchs mehr“, so Thieß.
Ein Habitat für die Windelschnecke
Auf den naturbelassenen Feuchtwiesen am Schwarzen Fließ ist die Windelschnecke zu Hause. Hier erfolgt die Wasserversorgung unterirdisch, Foto: Andreas Franke
Feucht liebt es auch die Windelschnecke. Sie gibt es in schmal genannt Vertigo angustior und in bauchig Vertigo moulinsiana. Bei gutachterlichen Untersuchungen im Quellgebiet des Schwarzen Fließes wurde ihr Vorkommen unter dem Mikroskop von einem Experten für diese Tierart in Bereichen, die auf Grund der dort sehr nassen Verhältnisse überwiegend ungenutzt sind, nachgewiesen. Die Windelschnecken sind so klein, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennt. „Der Nachweis erfolgte durch die Untersuchung der Gräser und der Streu unter dem Mikroskop durch den Gutachter“, berichtet Stine Thieß. Neben dieser Tierart wurden in den Feuchtwiesen bei Atterwasch und am Schwarzen Fließ noch viele weitere naturräumlich interessante wasserabhängige Lebensraumtypen nachgewiesen, die eine Vielzahl an Wasserversorgungsmaßnahmen erfordern. So wurden insgesamt 13 Brunnen neu gebaut bzw. reaktiviert. „Wir haben von den Brunnen aus Leitungen zu direkten Einleitstellen und zu oberirdischen wie unterirdischen Bewässerungssträngen verlegt. Für die Windelschnecke beispielsweise war eine unterirdische Bewässerung erforderlich“, erklärt Stine Thieß. „In den Hangbereichen des Schwarzen Fließes leiten wir das Wasser ähnlich seitlicher Quellen ein. Unsere Vorgabe bei der Bewässerung war eine naturnahe Nachbildung, die bei entsprechender Vegetation kaum wahrnehmbar ist“, so Thieß. Einiges, so berichtet Thieß, war für die ortsansässigen Landwirte schwer zu verstehen, denn sie seien es seit Generationen gewohnt gewesen, gegen zu viel Wasser zu kämpfen, um Ihre Wiesen und Weiden nutzen zu können, wenngleich auch sie in den letzten Jahren die Folgen der extrem trockenen Witterung gespürt haben.
Naturnah ist die Vorgabe auch bei den Farben
Über Messstellen wird der Wasserstand in den Mooren kontinuierlich überwacht, Foto: Andreas Franke
Naturnah war auch die Vorgabe bei den technischen Bauten. „Wir mussten alle sichtbaren Anlagen in einem bestimmten von der Behörde vorgegebenen Dunkelgrün gestalten, damit sie in der Natur weniger auffallen“, erzählt Thieß weiter.
Zum Thema Farbe sei hier noch erwähnt, warum das Schwarze Fließ seinen Namen trägt. Es liegt nicht etwa an schwarzem Wasser. Das Wasser ist glasklar. Dafür ist die Erde auf dem Gewässergrund schwarz. Schwarz wie Kohle.
Inbetriebnahme der Wasserversorgung zeigt erste Erfolge
In den zurückliegenden Monaten wurde der Bau aller Wasserversorgungsanlagen abgeschlossen. Ihr Betrieb hat bereits bei einigen Gebieten positive Effekte gezeigt und dass trotz der weiterhin negativen klimatischen Wasserbilanz der vergangenen zwei Jahre, wie Stine Thieß zu Bedenken gibt. Beim naturnahen Waldumbau, der ebenfalls eine Vorgabe ist, richtet man sich bei der Umsetzung nach der besten Pflanzzeit für Bäume und verlegt das Pflanzen in den Herbst und in das bevorstehende Frühjahr.