24.03.2023

In der aktuellen Pflanzsaison von Herbst 2022 bis Frühjahr 2023 bringen die Mitarbeiter der LEAG-Rekultivierung und regionale Servicepartner auf den Bergbaufolgelandschaften der Lausitzer Tagebaue nicht nur etwa 900.000 junge Bäume auf insgesamt 208 Hektar künftiger Waldfläche in die Erde. Es werden auch großflächig Waldbaumsaaten ausgebracht. Eine neue, innovative Technologie wird dafür auf einer knapp 10 Hektar großen Rekultivierungsfläche am Tagebau Welzow-Süd genutzt. In Zusammenarbeit mit dem Berliner Startup Skyseed GmbH erfolgt die Aussaat hier mit einer Drohne.

Ole Seidenberg von Skyseed leitet die Saat, Foto: LEAG

Neu ist dabei die gezielte und auf Geodaten-Basis steuerbare Aussaat aus der Luft. Sie ermöglicht es, in relativ kurzer Zeit große Flächen zu behandeln. Die Drohne imitiert dabei im Grunde wie in einem richtigen Wald große, ausgewachsene Bäume, die ebenfalls ihre Samen aus großer Höhe fallen lassen würden.

Neu und innovativ ist aber vor allem die Vorbehandlung, die die Samen bei Skyseed erhalten. Sie werden gekapselt und später in Pelletform ausgebracht. „Dabei handelt es sich um eine organische Ummantelung, die ein Mikrohabitat für Symbiosepartner bildet und Wasser speichern kann“, erklärt Ole Seidenberg von der 2021 gegründeten Skyseed GmbH. „In der Ummantelung, die sich mit der Zeit vollständig abbaut, ist unter anderem Pflanzenkohle, die CO2 und Wasser bindet. Deshalb riecht so ein Pellet nach verbrannter Erde und  schützt so die frisch ausgebrachten Samen vor Fres

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Die Mischung macht‘s

Das Saatgut ist aufbereitet einsatzbereit, Foto: LEAG

Skyseed steht außerdem für eine auf die Klima- und Bodenbedingungen genau abgestimmte Samenmischung. Zwar ist der künftige Waldboden auf der Tagebaukippe durch Kalkung vorbereitet und aufgewertet worden. Dennoch sind die Lausitzer Tagebauböden eher nährstoffarm. „Darum gehören zu der Mischung auch vier Kleearten, die als Stickstofflieferanten dienen. Insgesamt gehören auch mehr als 20 Kräuter mit dazu, die wie der Sauerampfer, der Spitzwegerich oder die Wilde Möhre schneller aufwachsen als die Bäume und daher den Keimlingen und späteren Jungpflanzen Schatten spenden. Wenn die Bäume dann aufgewachsen sind, sind diese ausgewählten Kräuter so schattenintolerant, dass sie von allein zurückgehen.“

Die mit der LEAG-Rekultivierung abgestimmten Baumpflanzensamen, die mit der Skyseed-Drohne ausgebracht werden, sind Bergahorn, Sandbirke, Eberesche und die Gemeine Kiefer – bis auf die Ahornsamen auch in Pellets gekapselt. Der Ahornsamen mit den typischen Flügeln, die ihm helfen, sich im Boden zu etablieren, bleibt unbehandelt. Insgesamt kommen bei dem Versuch 80 Kilogramm Kraut-Pellets und noch einmal so viel Gehölz-Pellets zum Einsatz, welche die Drohne in mehreren Flügen auf der Fläche verteilt.

 

Per Kamera wird die Aussaat kontrolliert, Foto: LEAG

Vorteile in unwegsamem Gelände

Revierförster Maik Brzezinski begleitet die Saat, Foto: LEAG

„Zu den Vorteilen, die wir in der Skyseed-Technologie sehen, gehört zum Beispiel, dass sie die Aussaat in unwegsamem Gelände, beispielsweise in Hanglagen, leichter macht“, sagt Maik Brzezinski aus dem LEAG-Fachbereich Rekultivierung, der den ersten Testversuch in Welzow-Süd vorbereitet hat und nun genau beobachtet. „Auch dass hier in einem Guss Schutzpflanzen und Baumarten ausgesät werden, ist ein interessanter Ansatz. Außerdem wollen wir in dem Test feststellen, ob die Drohne in Reihe fliegen und aussäen kann und nicht etwa zu breit streut“, fügt Maik Brzezinski hinzu. „Wir brauchen die Abstände in den Pflanzreihen zur Pflege des aufwachsenden Waldes.“

Hintergrund

  • Die Aussaat von Waldbäumen wird auch auf anderen Flächen im Rekultivierungsbereich der Lausitzer Tagebaue praktiziert, großflächig zum Beispiel mit Eicheln im Tagebau Jänschwalde.
  • Die Setzlinge für Pflanzungen stammen von regionalen Baumschulen. In der aktuellen Pflanzsaison von Herbst 2022 bis Frühjahr 2023 pflanzen die Mitarbeiter der LEAG-Rekultivierung und regionale Servicepartner 908.000 junge Bäume auf insgesamt 208 Hektar künftiger Waldflächen in den Bergbaufolgelandschaften der Lausitzer Tagebaue.
  • Zahlenmäßig hat die Rekultivierung im Tagebau Welzow-Süd mit allein 35 Prozent (317.000 Pflanzen) auf 51 Hektar den größten Anteil. Für die forstliche Wiedernutzbarmachung von Bergbaufolgeflächen in den Tagebauen Nochten und Reichwalde in Sachsen werden 243.000 Pflanzen auf 43 Hektar ausgebracht. Im Tagebau Jänschwalde in Brandenburg sind es 244.000 Bäume auf 73  Hektar und im Umfeld des ehemaligen Tagebaus Cottbus-Nord und künftigen Cottbuser Ostsees sind es 104.000 Pflanzen auf 31 Hektar.

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.

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