Neue Heimat schaffen

Der bergbauliche Eingriff in die Natur wird nicht erst nach dem Ende des Tagebaubetriebes wieder ausgeglichen. Schon während der Kohlegewinnung entstehen andernorts neue Landschaften. Ein Beispiel ist der Tagebau Cottbus-Nord nordöstlich von Cottbus. Hier haben wir zwischen 1981 und 2015 Kohle gefördert und im nahe gelegenen Kraftwerk Jänschwalde verstromt. Innerhalb der Grenzen des genehmigten Abbaugebietes lagen die Lakomaer Teiche. 

Ab 2007 mussten wir diese zur Gewinnung des Rohstoffes in Anspruch nehmen. Im Rahmen eines mehrjährigen Genehmigungsverfahrens wurde unter anderem die Auflage erteilt, die wertvollen Pflanzen und Tiere der Teichgruppe umzusetzen. Ihre neue Heimat sollte die Spreeaue nördlich von Cottbus werden. Zahlreiche menschliche Eingriffe im Laufe des letzten Jahrhunderts hatten sie zu einem monotonen und strukturarmen Gewässer werden lassen.

Der Mensch und die Spree

Die Spree entspringt im Lausitzer Bergland und mündet nach 382 Kilometern in Berlin in die Havel. Ihr Gefälle ist streckenweise so gering, dass sie sich stark verzweigt und der Landschaft ihren besonderen Charakter verleiht. Bekannt dafür ist der Spreewald.

Über Jahrhunderte veränderte der Mensch mit baulichen Maßnahmen die Spree und deren Landschaft. So wurde das Gewässer für Schiff- und Kahnfahrten bei Niedrigwasser begradigt und eingeengt, für den Hochwasserschutz auf weite Strecken eingedeicht. Dies führte zu einer verkleinerten Spreeaue und gleichzeitig zu einer Verringerung von Rückhalteflächen im Hochwasserfall.

Mit der Zeit wurde daher die Spree nördlich von Cottbus ein monotoner, strukturarmer, gerader und gleichförmiger Fluss. Von einst 37 Fischarten lebten dort vor der Renaturierung nur noch acht. Ufer- und Auenvegetation waren fast verschwunden. Mit ihrem ursprünglichen, natürlichen Zustand hatte die Spree kaum noch etwas gemein.

Wiederentstehung einer natürlichen Flusslandschaft

Bevor Tiere und Pflanzen in ihre neue Heimat umziehen konnten, sollte sich die Spreeaue innerhalb von sieben Jahren durch umfassende Renaturierungsmaßnahmen wieder in ein grünes Natur-Idyll verwandeln.

Wir haben alte Mäander wieder angebunden, einstige Gewässerläufe reaktiviert und neue Auen mit einer typischen Vegetation aufgebaut. Durch den Einbau von Buhnen, Buchten und Inseln konnten wir die Strukturvielfalt des Flusses erhöhen und seine Fließgeschwindigkeit variieren. Rund 110.000 neu angepflanzte Weidensteckhölzer und Jungpflanzen bereichern jetzt die Flora in der Spreeaue.

Acht neue Teiche mit einer Gewässerfläche von 21 Hektar wurden angelegt. Im Umfeld der Teiche entstanden Lebensräume für Fischotter und Amphibien. Mehrere Hektar Schilffläche bieten den Tieren nun geeignete Rückzugsräume.

Auf insgesamt elf Kilometern Länge und einer Fläche von 400 Hektar erlangten Spree und Aue zwischen Döbbrick und Schmogrow ihre Lebenskraft wieder zurück. Die Spreeauen-Renaturierung ist damit das bisher größte Projekt seiner Art in Brandenburg. Ein fünfjähriges Monitoringprogramm kontrolliert den Erfolg.

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Lebensraum Spreeaue

Die renaturierte Spreeaue ist zur Heimat für viele Tierarten und Pflanzengesellschaften geworden. Mit Wasserbüffel, Knoblauchkröte und Co. ist endlich wieder vielfältiges Leben in die Flusslandschaft eingezogen.

Über 180.000 Amphibien wurden in die Spreeaue umgesiedelt. Darunter waren mehr als 75.000 Rotbauchunken. Sie gilt in Deutschland als stark gefährdet. Dass sie in der Spreeaue eine neue Heimat gefunden hat, zeigen ihre gestiegenen Bestände.

Außerdem springen, schwimmen und schlängeln sich Knoblauchkröte, Laubfrosch, Moor- und Grasfrösche, der Teichmolch und die Blindschleiche in und entlang der Spree.

Aber nicht nur Amphibien sind nun in der neuen Flusslandschaft zuhause. Auch Fischotter finden hier ideale Lebensbedingungen. Geeignete Habitate in der reich strukturierten Gewässerlandschaft gibt es außerdem sowohl für Insekten als auch Fledermausarten, wie zum Beispiel die Teichfledermaus.

Die Lakomaer Teiche

Auch die Flora der Lakomaer Teiche findet sich in der Spreeaue wieder. Teichboden aus dem Lakomaer Gebiet förderte die Entwicklung spezieller Wasserpflanzengesellschaften.

Die Teiche werden nach strengen, naturschutzfachlichen Kriterien bewirtschaftet. Ein Drittel der Teiche beheimatet einjährige Karpfen, ein Drittel wird mit zwei- bis dreijährigen Karpfen bewirtschaftet und der Rest bleibt unbewirtschaftet.

Unterwegs in der Spreeaue

Wanderwege mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten führen durch das Gebiet der renaturierten Spreeaue und laden zur Naturbeobachtung ein. Tafeln entlang der Wege informieren über die Geschichte der Spree, das Renaturierungsprojekt und den Lebensraum Spreeaue. Ein barrierefreier Aussichtshügel bietet einen weiten Blick über die Landschaft. Eine Holzskulptur verweist auf die sorbische Legende, der zufolge der Spreewald durch die tiefen Furchen eines Ochsenkarrens entstand, mit dem der Teufel einst durch die Region ging. Ob zu Fuß oder mit dem Rad; die Spreeaue lässt sich ausgezeichnet auf eigene Faust erkunden. Wer lieber auf geführten Wanderungen mehr über die Naturlandschaft erfahren möchte, für den ist der Verein Naturkundezentrum Spreeaue die richtige Anlaufstelle.

Kontakt:

Verein Naturkundezentrum Spreeaue
Hauptstraße 32 
03096 Dissen-Striesow

Tel.: +49-35606-429030 
Fax: +49-35606-429029 
info(at)spreeaue(dot)eu

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