News 09.11.2016

Japanische Kraftwerker informieren sich bei LEAG

Im Fokus: Wie funktioniert flexible Kraftwerkstechnik

Flexibel auf die schwankende Einspeisung von Wind und Sonne reagieren – das können die Braunkohlenkraftwerke der LEAG und gewähren damit den erneuerbaren Energien die gesetzlich vorgeschriebene Vorfahrt im Stromnetz.

Künftig setzt auch Japan stärker auf den Ausbau von Wind und Sonne und hat sich vorgenommen, ein Viertel seines Stroms aus regenerativen Quellen, vornehmlich Photovoltaik, zu erzeugen.

Während eines Arbeitsbesuches japanischer Kraftwerkstechniker der Firma J-Power berichteten Kraftwerksexperten der Lausitz Energie Kraftwerke AG über ihre Erfahrungen der flexiblen Fahrweise des Kraftwerksparks am Beispiel des Kraftwerkes Jänschwalde.

Vom Labor ins Kraftwerk
Wenn künftig auch in Japan mehr Strom aus Wind und Sonne die Netze flutet, müssen die Betreiber konventioneller Kraftwerke darauf reagieren können. Im Moment, so berichteten die japanischen J-Power Mitarbeiter, würden ihre Steinkohlenkraftwerke hauptsächlich im Geradeaus-Betrieb gefahren.

Tages- oder Witterungsbedingte Änderungen in der Fahrweise der Anlagen waren bisher kein Thema in Japan. Um nicht den Anschluss zu verpassen hatten sich am Montag, 24.10.16, drei Mitarbeiter der J-Power auf den Weg ins brandenburgische Braunkohlenkraftwerk Jänschwalde gemacht. Sie wollten an den Erfahrungen der dortigen Mitarbeiter bei der Flexibilisierung des Kraftwerksparks teilhaben. Im Mittelpunkt standen vor allem die Umbauten der Feuerungssysteme in Dampfkesseln sowie Betriebserfahrungen beim Einsatz von Trockenbraunkohle und neuartigen Brennern mit Plasmazündung am Block F des Kraftwerkes Jänschwalde.

Kraftwerksleiter Andreas Thiem wies darauf hin, dass die Technologie zum Einsatz von Trockenbraunkohle zur Zünd- und Stützfeuerung direkt vom Labor ins Kraftwerk übertragen worden ist. Somit sei man vom Ziel, den Block F auf bis zu 100 Megawatt (20 Prozent der installierten Leistung) herunterfahren zu können, noch ein Stück entfernt. „Wir haben ein Zwischenziel erreicht. Aktuell können wir den Block F auf bis zu 120 Megawatt herunterfahren. Nun arbeiten wir daran, die Anlage und unsere Fahrweise weiter zu optimieren“, so Thiem. Weitere Abstimmungen, auch mit dem Hersteller der Anlage, seien nötig. 

Stromerzeugungs-Vision in Japan
Von den hohen Vorgaben an regenerativer Stromerzeugung, wie sie sich Deutschland stellt, ist Japan aktuell noch weit entfernt. Im Jahr 2013 betrug der Anteil an erneuerbarer Energieeinspeisung circa 5 Prozent während Gas, Steinkohle und Öl mehr als 85 Prozent zur Stromversorgung beitrugen.

Seit Fukushima im Jahr 2011 ist der Mythos der sicheren Kernenergie in Japan zerstört, womit sich der Anteil der Kernenergie am Energiemix statt auf 50 Prozent bis 2030 auf deutlich unter 5 Prozent aktuell verringerte. Erst im April 2015 hat Japans Regierung sein Energieszenario für das Jahr 2030 bekannt gegeben, wonach sich der Erzeugungsmix aus etwa ein Viertel Steinkohle, ein Viertel Atom, ein Viertel Öl/Gas und ein Viertel erneuerbare Energien zusammensetzen soll.  Damit wäre ein flexibles Reagieren auf die Einspeisung von Wind und Sonne auch für japanische Kraftwerker Alltagsgeschäft.

Die Firma J-Power betreibt unter anderem 60 Wasserkraftwerke mit circa 8570 Megawatt installierter Leistung und 12 Steinkohlenkraftwerke mit 9108 Megawatt.