Die LEAG bereitet sich auf eine Zukunft ohne Braunkohle vor. Bis 2038, so will es das Kohleverstromungsbeendigungsgesetz, sollen alle Braunkohle-Anlagen in der Lausitz und in Mitteldeutschland vom Netz gehen. Parallel baut das Unternehmen in der Transformation ein großdimensioniertes Portfolio erneuerbarer Stromerzeugung auf. Bis zu sieben Gigawatt sollen es bis 2030, bis zu 14 bis 2040 sein. Um diesen Strom jederzeit verfügbar zu machen und ein verlässlicher Garant für Versorgungssicherheit zu bleiben, sollen gleichzeitig große Speicher und wasserstofffähige Kraftwerke an allen Standorten entstehen. Die Fachkräfte, die man dafür in einigen Jahren brauchen wird, bereiten sich schon heute darauf vor.
Sicherer Umgang mit Wasserstoff ganz praktisch
Dozent für den sicheren Umgang mit Wasserstoff. Diplom-Ingenieur Christian Machens verbindet spannende Experimente mit fachlichem Input. Foto: LEAG
Es knallt und zischt im Seminarraum, flammende Feuerbälle steigen in die Luft, Luftballons explodieren. Staunend und in respektvollem Abstand stehen die elf Teilnehmer des Weiterbildungs-Seminars „Fachexpert:in für Wasserstoffanwendungen“ dabei und beobachten das Spektakel. Es geht darum, nach vielen Theorieeinheiten einmal auch am praktischen Beispiel die beschriebenen Eigenschaften von Wasserstoff zu erleben, vor allem in Bezug auf seine Brennbarkeit und Explosionsfähigkeit.
Diplom-Ingenieur Christian Machens, den der Qualifizierungsverbund für Erneuerbare Energien in der Lausitz (QLEE) als Dozenten für den inzwischen zweiten IHK-zertifizierten Seminardurchgang gewonnen hat, ist der Mann, der die „Feuer-Show“ im LEAG-Qualifizierungszentrum in Lübbenau inszeniert. Auf den ersten Blick pure Unterhaltung, auf den zweiten ein lehrreiches praktisches Kapitel über den sicheren Umgang mit Wasserstoff, dem Energieträger der Zukunft.
„Es geht darum, zu zeigen, dass und wie Wasserstoff im praktischen Umgang beherrschbar ist. Natürlich gibt es ein bestimmtes Gefahrenpotential, aber wenn man die fachlichen Kenntnisse hat, ist Wasserstoff so sicher, wie jedes andere Brenngas auch, sogar sicherer, weil es weniger Energie freisetzt als zum Beispiel Flüssiggas.“
Christian Machens
Dozent im Weiterbildungsseminar "Fachexpert:in für Wasserstoffanwendungen"
„So sicher wie jedes andere Brenngas“
Seifenblasen aus Wasserstoffgas und Laugenwasser: Angezündet steigt sofort ein Feuerball auf, die Hand wird nur etwas warm. Foto: LEAG
Wissen muss man zum Beispiel: brennender Wasserstoff hat vor einem hellen Hintergrund eine fast unsichtbare Flamme. Die aber wird mehr als 2000 Grad Celsius heiß. Die Kursteilnehmer dürfen das ungeheure Energiepotential selbst mit der Hand in der Nähe der Flamme erspüren. Es gibt noch weitere interaktive Experimente: Christian Machens erzeugt mit Wasserstoffgas und Laugenwasser Seifenblasen. Den Schaum kann man auf die bloße Hand nehmen und anzünden. Der Feuerball steigt sofort auf, auf der Handfläche ist nur Wärme zu spüren.
Gefährlicher wird es, wenn Luft und Sauerstoff als Gemisch auf engem Raum zusammenkommen. Hier im Experiment zum Beispiel in einem Luftballon. Je nach Mischungsverhältnis erzeugt man beim Anzünden des Ballons eine mehr oder weniger heftige Detonation.
„Dieser praktische Teil hat mir eine ganze Menge gegeben und zum Verständnis beigetragen. Man hört und liest ja oft gruselige Geschichten darüber, wie gefährlich und unberechenbar Wasserstofftechnologien sein sollen. Aber man muss einfach nur wissen, wie man damit umgehen muss“, fasst Mareike Senkel am Ende der Unterrichtseinheit zusammen.
"Ich möchte Teil der Energiewende sein"
LEAG-Mitarbeiterin Mareike Senkel nimmt am aktuellen Durchlauf des Weiterbildungsseminars teil. Foto: LEAG
Die 36-jährige gelernte Wasserversorgungstechnikerin ist derzeit im Bereich Außenanlagen im Kraftwerk Schwarze Pumpe für die Ver- und Entsorgung zuständig. Sie gehört zu den zehn LEAG-Mitarbeitenden, die an dieser Weiterbildung teilnehmen. Schon das ist ein Zeichen, dass das Unternehmen es mit der Transformation zum grünen Powerhouse Deutschlands inklusive aller dazugehörigen Zukunftstechnologien ernst meint, und dass die Belegschaft dabei mitzieht.
„Ich möchte auch Teil der Energiewende sein“, sagt Mareike Senkel ganz klar. „Ich bin dankbar, dass ich diese Qualifikation hier machen darf und etwas für meine berufliche Zukunft und Perspektive auch nach 2038 tun kann.“
Felix Rodig ist Fachingenieur für Anlagentechnik im Kraftwerk Boxberg. Hier soll ein reines Wasserstoffkraftwerk mit Elektrolyseur und Brennstoffzelle entstehen. Die Weiterbildung ist für ihn deshalb nur konsequent. Foto: LEAG.
Ähnlich sieht es auch Felix Rodig, Fachingenieur für Anlagentechnik im Kraftwerk Boxberg und dort verantwortlich für die Wartung der Kesselanlagen. Die beiden modernsten Braunkohle-Blöcke Q und R in Boxberg sollen nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Ausstiegspfad noch bis 2038 am Netz bleiben. Gleichzeitig aber wird die LEAG Boxberg zu einem modernen Energiestandort mit Schwerpunkt Wasserstoff und Speicherung ausbauen.
„Für mich ist das zurzeit der vielleicht interessanteste Standort, weil hier zum ersten Mal ein reines Wasserstoffkraftwerk mit Elektrolyseur und Brennstoffzelle geplant ist. Und das wird dann das Demonstrationskraftwerk für weitere dieser Art sein.“
Die Anzahl der Wasserstoffexperten wächst, bei der LEAG und in der Region. Der Qualifizierungsverbund QLEE, zu dessen Initiatoren neben der LEAG das Institut für betriebliche Bildungsforschung (IBBF) und der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) gehören, will angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels rechtzeitig die Weichen stellen und bietet vor allem Unternehmen in der Lausitz und in Südbrandenburg Weiterbildungsmöglichkeiten für deren Mitarbeiter. Wasserstofftechnologien werden dabei ein Schwerpunkt bleiben.
Mehr Infos zu QLEE: QLEE - Qualifizierungsverbund in der Lausitz für Erneuerbare Energien
Mehr Infos zum Programm von Christian Machens: www.efficientics.com