Jenny Schmidt in der Fahrerkabine eines Eimerkettenbaggers, Foto: Andreas Franke für LEAG
Frauen in der Fahrerkabine eines Tagebaubaggers, im Führerstand eines Förderbrückenverbandes, sogar im komplett weiblichen Team auf einem Absetzer, der die selektierten Erdmassen aus dem Vorschnitt auf künftigen Rekultivierungsflächen verkippt – dieses Bild ist keine absolute Seltenheit mehr. Aber auch noch keine Selbstverständlichkeit. Heute sind im LEAG-Bergbaubetrieb knapp ein Fünftel der Beschäftigten Frauen.
Zu ihnen gehört Jenny Schmidt. Als Leitstandsfahrerin hat sie seit 2017 in ihrer Schicht das Kommando auf den Förderbrücken Nochten und Reichwalde. Der Weg dorthin führte über Aus- und Weiterbildung und das Sammeln von praktischer Erfahrung an den Maschinen.
„Ich habe im August 2006 meine Ausbildung zur Industriemechanikerin begonnen. In unserer Klasse waren wir fünf Frauen und sieben Männer“, erinnert sie sich. „Ich glaube, das war überhaupt der erste Jahrgang, in dem die Frauenquote deutlich höher war als vorher. Und es war wahrscheinlich für manchen ein Kulturschock, als wir dann alle auf einmal in die Tagebaue kamen. Das war für die damalige Zeit schon ungewohnt.“
Der erste praktische Ausbildungsort war der Schaufelradbagger 1571 im Vorschnitt des Tagebaus Nochten. Danach ging es, schon als Jungfacharbeiterin, weiter auf einen Eimerkettenbagger im Vorschnitt des Tagebaus Reichwalde. Seine Aufgabe: Den Nordrandschlauch für die Fortführung des Tagebaus aufzuweiten.
Vom Bagger auf die F 60
Schließlich kam dann als Maschinistin auch die Ausbildung auf dem Leitstand der Förderbrücken F 60. Sie gelten mit einer durchschnittlichen Länge von 600 Metern als größte bewegliche Maschinenkomplexe der Welt. Im Lausitzer Tagebau tragen die angeschlossenen Eimerkettenbagger den Abraum über der Kohle in einer Mächtigkeit von 60 Metern (daher der Name) ab und schicken ihn über Förderbänder auf der Brücke über die Grube zu den Abwürfen auf der Kippenseite.
Während ihrer Schicht hat Jenny im Leitstand der F 60 die Leitung über die größte fahrbare Industrieanlage der Welt, Foto: LEAG
Das ist für die 33-Jährige nicht nur ein beeindruckender, sondern auch ein verantwortungsvoller und herausfordernder Arbeitsort. „Schon, weil jede Brücke und jeder Bagger anders ist. Die Brücke in Reichwalde zum Beispiel fährt sich etwas leichter, weil sie keinen Zubringer hat. Die Brücke in Nochten ist anspruchsvoller.“ Die Art, wie Männer ihre weiblichen Kolleginnen im Bergbau betrachten, habe sich in den letzten Jahren deutlich geändert, meint Jenny Schmidt. „Da hat sich vieles normalisiert“, sagt sie. „Dass Frauen in gewissen Führungspositionen arbeiten und auch etwas zu sagen haben, wird inzwischen akzeptiert, auch wenn Frauen, gerade in Bezug auf Technik und Technologie, immer ein bisschen mehr beweisen müssen, um sich diesen Stand zu erarbeiten.“
Foto: Andreas Franke für LEAG
Dass mit dem gesetzlich festgelegten Kohleausstieg die Braunkohlenförderung in den Lausitzer Tagebauen und damit auch Arbeitsplätze wie ihrer wegfallen, das ist Jenny Schmidt bewusst. Die LEAG hat längst die Weichen für einen großflächigen Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung gestellt und nimmt dabei vor allem auch die ehemaligen Tagebauflächen in den Blick.
„Ich wünsche mir und dem Unternehmen“, sagt die junge Lausitzerin, „dass möglichst viele unserer Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit erhalten, auch in den neuen Energie-Geschäftsfeldern der LEAG einen Job zu finden. Wir sind bereit für Veränderungen.“
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