Interview

Die Lausitz als Wasserstoff­modell­region?

Drei Fragen an Sebastian Schmidt vom Fraunhofer IWU,
Autor der Studie „Einsatzpotentiale von Wasserstoff“ in der Wirtschaftsregion Lausitz.

Welche Potentiale konnten Sie aufzeigen?

Unsere Analysen zeigen, dass bis zum Jahr 2050 die Wasserstoffnachfrage in der Lausitz in Verkehr, Industrie und Energieerzeugung auf bis zu eine Million Tonnen im Jahr ansteigen könnte. Auch die Erzeugung relevanter Mengen zur Deckung der regionalen Nachfrage wäre möglich. Generell lässt sich feststellen, dass die Lausitz große Potentiale für die Anwendung von H2-Technologien besitzt. Wenn es den Unternehmen, der Politik und den Menschen vor Ort gelingt, diese zu heben, wäre die Entwicklung hin zu einer Wasserstoffmodellregion mit europäischem Vorbildcharakter absolut denkbar.


Welche Wertschöpfung steckt dahinter?

Mittels der hier in großer Zahl vorhandenen Windanlagen könnte Wasserstoff erzeugt und verkauft werden. Zudem wäre die Entwicklung und Produktion exportfähiger H2-Schlüsseltechnologien wie Elektrolyseure, Brennstoffzellen, Wasserstoffspeicher ein maßgeblicher Beitrag zur regionalen Wertschöpfung. Generell lässt sich eine starke Marktentwicklung für H2-Technologien prognostizieren. Um diesen Markt zukünftig bedienen zu können, müssen in hohem Umfang Kapazitäten zur industriellen Produktion geschaffen werden. Lausitzer Hersteller im Bereich der Produktionstechnik könnten davon enorm profitieren.


„Von zentraler Bedeutung ist, dass politische Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene getroffen werden, welche zukünftig wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich Wasserstoff ermöglichen.“


Was empfehlen Sie?

Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die kurz- und mittelfristigen Projektideen wie zum Beispiel Netzwerkbildung, Aufbau einer H2-Tankstelleninfrastruktur, Umsetzung von Leuchtturmprojekten wie H2-versorgte Gewerbegebiete aufgegriffen und durchgeführt werden, um eine Wasserstoffwirtschaft anzustoßen. Von zentraler Bedeutung ist ebenfalls, dass politische Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene getroffen werden, welche zukünftig wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich Wasserstoff ermöglichen.