Pünktlich zum Jubiläumstag ist im Kulturforum der Lausitzer Braunkohle Gut Geisendorf eine Ausstellung eröffnet worden, die mit Fotos und historischen Dokumenten einen Überblick über die inzwischen 100-jährige Geschichte der Förderbrücken gibt. Die Technologie, die die Förderung und den Transport von Abraum über kurze Distanzen möglich und die Gewinnung der Braunkohle im Tagebau deutlich effizienter machte, kam in der Lausitz erstmals zum Einsatz. Begünstigt durch die großflächigen, horizontal abgelagerten Braunkohlenfelder setzte sich die neue Technologie innerhalb kurzer Zeit durch.
Am 26. September 1924 war „Isa“, die erste Abraumförderbrücke, im heute Brandenburgischen Plessa aus der Montagestellung in ihr künftiges Arbeitsfeld in der Grube Agnes verfahren worden. Der Plessaer Förderbrücke war eine 30 Jahre dauernde Entwicklungsgeschichte vorausgegangen. Erste anwendungsreife Projekte waren aber auf Grund des Ersten Weltkrieges verworfen.
Die technologische Entwicklung in den folgenden hundert Jahren war gewaltig: Heute arbeiten in den aktiven Lausitzer Tagebauen Welzow-Süd, Nochten und Reichwalde noch drei von fünf Exemplaren der Abraumförderbrücke F 60, die mit einer Höhe von 60 Metern und einer Länge von etwa 600 Metern als größter beweglicher Maschinenkomplex der Welt gilt. Eine weitere, die bis Anfang des Jahres noch im nun stillgelegten Tagebau Jänschwalde gearbeitet hat, steht vor ihrer Demontage und Verschrottung, und die fünfte überdauerte den aktiven Bergbau als Industriemuseum in Lichterfeld.
Wie findige Tüftler und Technologen im Zuge der technischen Revolution und vor dem Hintergrund des wachsenden Energiehungers in Deutschland und Europa auch den Bergbau revolutionierten, welche Herausforderungen dabei zu meistern waren, welche wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen die Entwicklung beeinflussten und wie sich die Technologie bis heute weiterentwickelt und verbessert hat, um verlässlich die Rohstoffgrundlage für Strom und Wärme für Millionen Haushalte zu liefern, das lässt sich in der Geisendorfer Ausstellung, die mit Unterstützung des Welzower Bergbautourismusvereins excursio entstanden ist, eindrucksvoll nachvollziehen.
Die Dauerausstellung ist sonntags während der Öffnungszeiten ab 13 Uhr in den Räumen des Kulturforums zu sehen. Am 29.09. und 27.10.2024 lädt Gut Geisendorf zu einem Vortrag über die Geschichte der Abraumförderbrücken ein.
Zum 100. Jubiläum der Förderbrücke ist ebenfalls eine mehr als 200-seitige Chronik im Berliner Hendrik Bäßler Verlag erschienen. Das Buch der Autoren Siegfried Laumen und Thomas Suhr mit dem Titel „Einhundert Jahre Abraumförderbrücken – Die Geschichte einer Bergbaumaschine“ ist im Buchhandel erhältlich.