Im vergangenen Herbst wurde der Untergrund in der bereits rekultivierten Bergbaufolgelandschaft des Tagebaus Jänschwalde für die geplanten 17 Standorte der Windenergieanlagen des 105 MW-Windparks Forst Briesnig II fertig vorbereitet. Rütteldruck- und Fallgewichtsverdichtung fanden ihren Abschluss auf den geschütteten Bergbauböden. Schon kurz darauf im November rückte der nächste Gerätepark an, um erneut tief in die Erde zu bohren. Pfähle, Fundament, Betonturm – in dieser Reihenfolge gehen die Arbeiten in den nächsten Monaten in die Vollen.
Ingo Zimmermann, Baukoordinator der LEAG Renewables GmbH, Foto: LEAG
Mitte Februar herrschen zweistellige Minusgrade in der Lausitz. Selbst auf dem Cottbuser Ostsee hat sich eine beachtliche Eisdecke gebildet. Aber winterliche Temperaturen sind kein Grund für Ruhe auf der Baustelle des künftigen Windparks Forst Briesnig II.
„Solange die Betonwerke liefern, gehen die Arbeiten weiter. Unser Zeitplan ist eng getaktet“, macht Ingo Zimmermann, Baukoordinator der LEAG Renewables GmbH und in dieser Funktion auch zuständig für die Baustelle des Windparks im südlichen Bereich des Tagebau Jänschwalde, deutlich.
Die Energielandschaft in der Lausitz wandelt sich: Das im Hintergrund zu sehende Kraftwerk Jänschwalde stellt nach den Vorgaben des Kohleausstiegsgesetz seinen Betrieb Ende 2028 ein. Der Windpark Forst Briesnig II soll ein Jahr zuvor, im Jahr 2027, ans Netz gehen, Foto: LEAG
Bohrarbeiten für einen Betonpfahl. Insgesamt 36 Betonpfähle sind pro Fundament notwendig. Ungefähr 20 Meter tief wird gebohrt, Grafik: LEAG
Bohrpfähle für das Fundament
Bereits in diesem Sommer sollen die Fundamente für alle 17 Windanlagen fertig sein. Dafür muss erneut tief in die Erde gebohrt werden. Während sich die Lanzen für die Rütteldruckverdichtung im letzten Jahr bis zu 53 Meter tief in die Erde hineingearbeitet haben, reichen die Bohrpfähle für das Fundament rund 20 Meter tief. Pro Fundament sind 36 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 88 Zentimeter erforderlich.
Ingo Zimmermann rattert die Zahlen rund um dieses Projekt aus dem Effeff herunter. Größen- und Gewichtsangaben, Zeitpläne und Logistische Vorgaben – er hat alles im Kopf und dabei sichtlich Freude am Projekt. Seit mehr als 30 Jahren realisiert der studierte Geologe Windparks weltweit. Doch selten findet er Projekte in dieser Dimension vor.
Der Windpark Forst Briesnig II zählt aktuell zu einem der größten und modernsten in Bau befindlichen Onshore-Parks in Deutschland. 17 Anlagen des Typs V162-6,2 MW auf 320 Hektar Rekultivierungsfläche beinah zeitgleich zu bauen, stellt also auch für den erfahrenen Windkraft-Experten eine Herausforderung dar.
„Wir wollen keinen Stillstand auf der Baustelle, deshalb ist meine Aufgabe die vier Hauptgewerke, die hier tätig sind, sinnvoll zu koordinieren“, erklärt Ingo.
Ausführungsplanung für das Fundament einer Windanlage im Windpark Forst Briesnig II, Foto: LEAG
Für jeden Betonpfahl ist eine Bewehrung aus Stahl notwendig. Rund 1,4 Tonnen wiegt das Stahlgerüst, Foto: LEAG
Endspurt beim Pfahleinbau
Hauptauftragnehmer für den Windpark ist die seit Jahrzehnten in dem Markt tätige Firma VESTAS mit Sitz im dänischen Aarhus. Sie liefert die letzten rund 30 Meter langen Stahl-Segmente für den Turm der Windkraftanlage, alle technischen Systemkomponenten wie Getriebe, Kupplung, Generator und das als Gondel bezeichnete Maschinenhaus, sowie Nabe und Rotorblätter. Für die Pfähle, das Fundament und den Betonturm sind Nachauftragnehmer gebunden mit denen Ingo Zimmermann kontinuierlich im Austausch ist.
Ohne Sekt und Helau dafür mit viel Energie und Enthusiasmus war für ihn und die Firmen am 11.11.24 Baustart. Seitdem sind Pfähle für vier Anlagen in die Erde eingebaut worden und für drei Anlagen heißt es Endspurt beim Pfahleinbau.
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
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Pfahleinbau mit Betonage. Jedes Stahlgerüst wird mit 14 Kubikmeter Beton gefüllt, Foto: LEAG
Bis zu 1,4 Tonnen Stahl kommen für die Bewehrung pro Pfahl in die Erde. Gefüllt werden die Stahlgitter in der Erde mit circa 14 Kubikmeter Beton. Rund einen Meter ragen die Stahl-Beton-Pfähle aus der Erde. Nur die Stahlstreben sind für die Verankerung mit dem Fundament später erforderlich, deshalb wird der Beton bis auf die Sauberkeitsschicht heruntergekappt. Diese Sauberkeitsschicht wird eingezogen, ehe der Fundament-Körper hergestellt werden kann.
Im März ist Baustart für die Betonagen der Fundamente, die einen Durchmesser von 24,5 Meter haben und an der höchste Stelle des Fundament-Bergs knapp drei Meter hoch ragen. „Ab 19. März wollen wir jede Woche eine Betonage schaffen. Das sind pro Fundament etwa 925 Kubikmeter Beton“, so Ingo. „Das gesamte Fundament mit seinen Pfählen wird am Ende die Last der gesamten Windenergieanlage tragen.“ Auf 169 Meter Nabenhöhe wird es jede 6,2-MW-Anlage bringen, der 167 Meter hohe Turm besteht dabei aus einem 90 Meter hohen Betonabschnitt und einem 77 Meter hohen, aus mehreren Segmenten bestehenden, Stahlturm.
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Video: LEAG
Bis 2027 Abschluss des Anlagenbaus
Bereits für August sind Ingo Zimmermann die Anlieferung der ersten Rotorblätter angekündigt worden. Dann geht es in die heiße Phase der Montage für die ersten Windenergieanlagen. Bis zum Jahr 2027 wird es dauern, ehe der gesamte Anlagenbau im Windpark Forst Briesnig II abgeschlossen sein wird. Damit der Zeitplan von Ingo Zimmermann und den Projektbeteiligten aufgeht, müssen in den nächsten Monaten alle Gewerke Hand in Hand arbeiten. Dazu hat Ingo noch einmal Zahlen parat, die diese logistische Meisterleistung veranschaulichen. „Für die Anlieferung der Beton-Turmteile haben wir uns vorgenommen, in drei Tagen über 60 Transporte zu realisieren, die dann rund 91 Anlagenteile heranbringen. Das wären Anlieferungen für einen Turm pro Woche, die wir mit der Firma Bögl planen.“
Es kann einem fast schwindelig werden bei dem Tempo, das Ingo und sein Team vorlegen wollen. Aber die Transformation zu erneuerbaren Energien in der Lausitz kann sich keine Atempause gönnen, denn der Kohleausstieg naht mit großen Schritten und mit ihm der Umbau der Region zu einer erneuerbaren Industrie- und Energielandschaft.
Bevor die Betonage für das Fundament beginnen kann, werden die 36 Betonpfähle gekappt. Nur die Stahlstreben bleiben danach noch stehen, Foto: LEAG
Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.