30.05.2024

Mit 105 MW Leistung gehört der im Tagebau Jänschwalde geplante Windpark Forst-Briesnig II derzeit zu den bundesweit größten Onshore-Wind-Projekten. Für die LEAG und ihren Projektentwickler EP New Energies ist es das erste eigene Windpark-Projekt. Zwar hat das Energieunternehmen bereits Erfahrung mit dem Aufbau von großen Solarparks im Lausitzer Revier sammeln können, 165 Meter hohe Windanlagen auf geschütteten Böden zu errichten, bedeutet aber auch für die erfahrenen Energiefachleute vorhandene Expertise auf einen neuen Anwendungsfall zu übertragen.

Es geht im Jeep einmal quer durch die rekultivierten Flächen im Süden des Tagebaus Jänschwalde. Vorbei an landwirtschaftlich genutzten Wiesen, mitten durch die derzeit entstehende Aue und das künftig wiederhergestellte Flussbett der Malxe und entlang junger Forstbestände. Zwei Seeadler rasten auf dafür von den Rekultivierungsplanern vorgesehenen Totholz-Bäumen, ziehen jedoch weiter, bevor das Erinnerungsfoto auf dem Handy festgehalten werden konnte.

Das Gerät LR 1750 rüttelt den Untergrund für die Windenergie-Anlage Nr. 10. Für 165 Ansetzpunkte pro Anlage braucht das RDV-Gerät ca. 2 Wochen, Foto: LEAG

Rekultivierung und Erneuerbare Energien in verträglicher Koexistenz

Der Leiter der LEAG-Geotechnik Dr. Thomas Koch schafft mit seinem Team die geotechnischen Voraussetzungen für einen sicheren Bau und Betrieb der Windanlagen, Foto: LEAG

Die Windräder des Windparks Forst Briesnig I drehen sich nicht weit entfernt von jenen 17 Standorten, die derzeit für die Errichtung der Windenergieanlagen des LEAG Windparks Forst Briesnig II vorbereitet werden. Rekultivierung und Erneuerbare Energien, sie koexistieren hier im Tagebau Jänschwalde bereits seit einigen Jahren, ohne dass sich Mensch oder Natur davon unverträglich beeinträchtigt fühlen. Ein großer Kran-Ausleger und ein Seilbagger mit einem mächtigen Fallgewicht in nicht allzu weiter Entfernung zeigen an, wo bereits gerüttelt und verdichtet wird.

Rütteln im Drei-Schicht-Modus

Auf etwa zehn Monate hat das Geotechniker-Team von Thomas Koch den Zeitaufwand für die Rütteldruck- und anschließende Fallgewichtsverdichtung geschätzt. Je Anlage macht das mit vor- und nachbereitenden Arbeiten für die Rütteldruckverdichtung rund 15 Tage im Drei-Schicht-Modus bis auf Sonntags, da ruhen die Arbeiten. „Mitte April konnten wir mit dem ersten RDV-Gerät starten, seit Mitte Mai haben wir zwei RDV-Geräte im Einsatz und Ende September  wollen wir die Rütteldruck-Verdichtung abschließen, bis Ende Oktober auch die Fallgewichtsverdichtung“, skizziert der Leiter Geotechnik bei LEAG Thomas Koch den gesetzten Zeitplan. Er betont dabei die Notwendigkeit dieser Bodenvergütung, denn auf diesen Flächen wurde vor einigen Jahrzehnten Kohle für die Strom- und Wärmeproduktion im Kraftwerk Jänschwalde gefördert.

„Unser Ziel ist es, annähernd gewachsene Bodenverhältnisse herzustellen“

Dr. Thomas Koch, Leiter Geotechnik

„Wir haben hier keine gewachsenen Böden, so dass wir erstmal ein Fundament für das eigentliche Fundament herstellen müssen“, beschreibt es Thomas Koch ganz bildlich.

Der LEAG-Fachmann für Bodenmechanik und Spezialtiefbau Torsten Bahl betreut die Verdichtungsarbeiten im Tagebau Jänschwalde, Foto: LEAG

Mit seinen internen Sachverständigen für Geotechnik wurde vor Beginn der Maßnahme deshalb ein Gutachten für einen Standsicherheitsnachweis, sowie ein Baugrund-Gutachten erarbeitet. „Unser Ziel ist, mit der Rütteldruck- und Fallgewichtsverdichtung annähernd gewachsene Bodenverhältnisse herzustellen, so dass die Anlagen hier sicher aufgebaut und betrieben werden können“, ergänzt er.

Verdichtung reicht 53 Meter tief

Gemeinsam mit Torsten Bahl, zuständig für Bodenmechanik und Spezialtiefbau im Team von Thomas Koch, sind wir bei Anlage Nr. 10 angekommen. Die Rüttellanze des RDV-Geräts LR 1750 der Firma Liebherr steckt am Punkt 10-061 etwa bis zur Hälfte im Erdreich, ein Radlader schiebt immer wieder Erdmassen zum Rüttelpunkt, die beim nächsten Rüttelvorgang in die Tiefe eingebracht werden.

Bis zu 53 Meter wird der Boden für jede Anlage in der Tiefe verfestigt. Die obere humusreiche Erdschicht wird vor Beginn der Arbeiten abgetragen und für die spätere Angleichung der Fundamente an die landwirtschaftlichen Flächen und für weitere Rekultivierungsarbeiten an anderer Stelle genutzt.

Ausführungsplanung Untergrundverdichtung Windpark Forst-Briesnig II, Grafik: LEAG

Rund eine Woche dauert die Fallgewichtsverdichtung im Anschluss an die RDV, Grafik: LEAG

Pro Anlage entstehen 165 Rüttelpunkte

Torsten Bahl erklärt mir die Ausführungsplanung für die Untergrundverdichtung. „Für jede Anlage bereiten wir eine rund 1700 Quadratmeter große Fläche mit einem Durchmesser von 47 Metern vor. Dabei werden im Dreiecksraster von 3,5 mal 3,5 Metern 165 Rüttelpunkte hergestellt.“

Die obersten fünf Meter Erdschicht, sowie die spätere Aufstellfläche für den Montagekran werden mit einem 30 Tonnen schweren Fallgewicht des Liebherr Seilbaggers HS 895 aus 25 Metern Höhe nachverdichtet. „Mit diesem Energieeintrag erreichen wir zusätzlich eine Verdichtung, die auch 8 bis 10 Meter tief wirkt. Damit machen wir endgültig den Deckel drauf“, berichtet der erfahrene Verdichtungsexperte.

Bodenvergütung soll im Oktober abgeschlossen werden

Auf einer Fläche von insgesamt 320 Hektar verteilen sich die 17 Windenergieanlagen. Die nächstgelegene und für den Windpark namensgebende Ortschaft Forst Briesnig kann man von hier aus nicht sehen, den sich direkt dahinter entlang schlängelnden deutsch-polnischen Grenzfluss Neiße ebenfalls nicht. Vor etwa einem Jahr, im Juni 2023 erhielt LEAG die Genehmigung für die Errichtung des Windparks nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Die Inbetriebnahme des Windparks, der etwa 270.000 MWh Strom im Jahr einspeisen kann, ist für das Jahr 2026 geplant. Der genaue Termin für den Baustart steht aktuell noch nicht fest, aber Thomas Koch verspricht, dass die Verdichtungsarbeiten im Zeitplan abgeschlossen werden, so dass der Aufbau der Fundamente mit 20 Meter tiefen Betonpfählen und Turmanlage ab November 2024 losgehen könnte.

RDV-Gerät und Radlader verdichten gemeinsam den geschütteten Tagebauboden, Foto: LEAG

Die Rüttellanze des RDV-Geräts LR 1750 bringt die Erdmassen beim Rüttelvorgang in die Tiefe, Foto: LEAG

Auf der Rückfahrt passieren wir noch einmal das Malxe-Flussbett. Rund 150 Meter breit lässt es erahnen, wie mit steigendem Grundwasser hier in nicht allzu ferner Zukunft wieder Wasser entlangfließen wird.

Verdichtungsarbeiten sind hier genauso notwendig und so beobachten wir die Rütteldruckverdichtung im aktuellen Bauabschnitt, weitere Abschnitte werden bis zum Jahr 2026 folgen. Dann sollte im südlichen Rekultivierungsabschnitt des Tagebaus Jänschwalde alles gut gerüttelt sein.

 

Weitere Informationen

 

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.