02.11.2022

Frank Mehlow, Leiter der Regionalentwicklung LEAG, Foto: Andreas Franke für LEAG

Die Lausitz steht mitten im Strukturwandel. Die Kohle geht, was kommt? Bei der LEAG ist die Antwort seit wenigen Wochen klar: die GigawattFactory und mit ihr ein grünes Powerhouse für Deutschland mitten in der Lausitz. Doch warum ist das nicht nur für das Unternehmen eine Chance, sondern auch für einen Landstrich im Osten, den viele vor allem als Kohlerevier kennen? Frank Mehlow, Leiter Regionalentwicklung bei der LEAG, spricht mit mir über den Wandel einer Energieregion.

Dauerbrenner Strukturwandel – aktuell vergeht für Frank Mehlow und sein Team kaum ein Tag ohne das Zukunftsthema schlechthin. An diesem Mittwoch führt es ihn gleich zu zwei Veranstaltungen: Vormittags diskutiert er beim Green Hydrogen Innovation Congress in Leipzig u.a. mit Sachsens Staatssekretär im Energieministerium Gerd Lippold über den Einsatz von grünem Wasserstoff für die klimaneutrale Wirtschaft. Mittags betritt er die Bühne der 2. Lausitz-Netzwerkveranstaltung "Wirtschaft trifft Wissenschaft" zum Thema „Green Mobility“.

Hybride Veranstaltungen mit Online-Schalten machen es möglich. Und das riesige Interesse an Strom – grünem Strom. Neben weiteren Themen wie Verkehrsanbindungen, Industrieansiedlungen, Fachkräftesicherung sowie Ansiedlungen für Forschung und Entwicklung steht der Energielieferant für all das ganz weit oben auf der Agenda der Standortfaktoren.

Künftiger Stromverbrauch lange unterschätzt: 2022 korrigierte die neue Bundesregierung die Zahl nach oben. Sie schätzt den Strombedarf 2030 auf 715 TWh – 2020 war man noch von 580 TWh ausgegangen. Damit wurde die Bedarfsprognose innerhalb von zwölf Jahren um 38 % angehoben. Die neue Zahl deckt sich mit aktuellen Analysen der McKinsey-Studie „Global Energy Perspective“, nach denen die künftige Nachfrage im Bereich 715 bis 740 TWh liegen wird. Gleichzeitig erhöht die Bundesregierung das Ziel für den Anteil der erneuerbaren Energien (EE) an der Stromerzeugung von 65 % auf 80 %.

Fachbeitrag „Deutschland unter Strom – die großen Herausforderungen auf dem Weg zur Elektrifizierung“ vom 02.03.22, energie.de

Lausitzer Grünstrom als Magnet für Industrieansiedlungen

„Immer mehr Unternehmen streben nach klimaneutralen Industriestandorten. Hier können wir künftig in der Lausitz punkten, indem wir mit unserer GigawattFactory bis 2030 sieben GW Wind und PV auf den Bergbaufolgelandschaften installieren und in Technologien investieren, die diesen Grünstrom 24/7 verfügbar machen“, erläutert Mehlow. Er ist sich sicher, dass dies ein Magnet für Industrieansiedlungen in der Lausitz sein wird.

Rund 1.100 MW an Photovoltaik-Leistung und 126 MW Windkraft wurden gemeinsam mit Projektentwickler EP New Energies bereits in Genehmigungsverfahren eingebracht. Der erste Solarpark der LEAG in Welzow ging 2019 ans Netz, Foto: Andreas Franke für LEAG

Mit Innovation und Kooperation für den Wandel

„Mit der GigawattFactory wollen wir grüne Energie als gesicherte Leistung im großen Maßstab bieten. Dafür brauchen wir die Skalierung von Technologien, die heute in einem weit geringeren Maßstab angewandt werden – Batteriespeicher als Puffer und Wasserstoff als energetischen Allrounder für Strom, Mobilität, Wärme, Industrien. Die Menge an Grünstrom, die wir bis 2030 im Visier haben, und die Konzentration an Projekten in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier sind schon etwas Besonderes. Das wirkt überregional und macht auf die Region aufmerksam“, so Mehlow. „Ich bin mir sicher, dass sich hier jede Menge tun wird, nicht nur bei der LEAG.“

Neben Projekt-Clustern mit Innovations- und Strahlkraft sind für Mehlow Kooperationen der entscheidende Multiplikator für den Wandel. Das leben auch andere Projekte wie die Westküste 100 vor, wo sich mehrere Unternehmen ebenfalls für die Dekarbonisierung einsetzen und erste Erfolge sichtbar werden. „Wir schaffen in der Lausitz gemeinsam mit Cottbusverkehr den Nukleus für H2-Mobilität im ÖPNV. Hieraus soll ein regionales Wasserstoff- und Tankstellen-Netzwerk wachsen – ein Entwicklungspotential, das wir gemeinsam mit der Wirtschaftsregion Lausitz in die Tat umsetzen wollen. Parallel arbeiten wir mit MITNETZ Gas bei der Erschließung Ost- und Mitteldeutschlands mit grünen Wasserstofflösungen zusammen. Bei der Sicherung von Fachkräften kooperieren wir u.a. mit der Deutschen Bahn, enviaM und E.DIS. Und unsere Türen stehen weiter offen“. Die Einladung steht, nicht nur für Unternehmen.

Geschlossene Wertschöpfungsketten von Grünstrom-Erzeugung über Wasserstoff-Herstellung bis hin zu seiner Nutzung - wie hier für Mobilität im gemeinsamen Projekt mit Cottbusverkehr - tragen zum Strukturwandel in der Lausitz bei, Grafik: LEAG

Schwimmende Photovoltaik auf dem Cottbuser Ostsee, Windenergie vom Ufer und Seethermie könnten künftig ein klimaneutrales Hafenquartier versorgen, Grafik: LEAG

„Unser Interesse ist ganz klar, die kommunale Kooperation hier in der Region auf neue Füße zu stellen. Wir sind in Gesprächen mit Bürgermeistern, Amtsdirektoren und Landräten in Sachsen und Brandenburg. In diesen Gesprächen geht es um weitere konkrete Partnerschaften, die zum Beispiel darauf abzielen, bei der Entwicklung der hiesigen Industriegebiete den Standortfaktor Grünstrom konkret zur Anwendung zu bringen. Ein weiteres Kernthema vieler Städte und Gemeinden ist die grüne Wärmeversorgung.“ Erste gemeinsame Absichtserklärungen (Letter of Intents, LOIs), u.a. mit den Städten Cottbus, Forst und Hoyerswerda werden bereits mit Projekten untermauert, weitere seien in Arbeit. „Die Region zukunftsfähig aufzustellen, ist ein Ziel, das uns alle verbindet. Daran wollen wir zusammen mit den Akteuren arbeiten, die heute schon in der Region sind, und die künftig hierher kommen wollen. Wir setzen auf eine weitgreifende Entwicklung, die heute schon beginnt.“

 

Weitere Informationen

Mehr zur LEAG GigawattFactory erfahren: GigawattFactory | LEAG.de

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Autor

Ariane Geisler

Ich bin ein Lausitzer Gewächs: hier geboren, gehegt und gepflegt. Dann fürs Studium der Fachrichtung Medien vorübergehend "umgetopft". Beruflich habe ich in der Unternehmenskommunikation Wurzeln geschlagen. Mein Habitat bei der LEAG: Die externe Kommunikation im Print- und Digitalbereich. Was mir dabei am besten gefällt: Die Vielfalt der Menschen, Themen und Geschichten. Reichlich Nährboden für Einblicke, Schulterblicke, Seitenblicke.

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