24.06.2021
Zur Person

Wasser war bereits im Studium der Umweltingenieurwissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg inhaltlicher Schwerpunkt für Eik Leppin. Mit Beginn seiner Tätigkeit seit Herbst 2020 für die EP New Energies GmbH konnte Eik Leppin sein Fachwissen dazu vor allem im Projekt Floating PV einbringen. Aber auch an der Planung des Windparks Forst Briesnig II ist er beteiligt. Zuvor war er bereits für ein Lausitzer Energiepark-Entwicklungsunternehmen als Projektleiter tätig.

Bis zu 18 Hektar groß könnte die schwimmende 21 MWpeak-PV-Anlage auf dem künftig 1900 Hektar großen Cottbuser Ostsee, dem ehemaligen Tagebau Cottbus-Nord, werden. So sehen es Pläne von LEAG in Zusammenarbeit mit ihrer Projektentwicklerin EP New Energies GmbH (EPNE) vor. Über dieses innovative Projekt mit Außenwirkung spreche ich mit EPNE-Projektleiter Eik Leppin im LEAG-Blog.

Schwimmende Solaranlagen auf einem Bergbaufolgesee gibt es bislang noch nicht in Deutschland? Welchen Stellenwert nimmt dieses Projekt innerhalb der EPNE ein?

Leppin: Es ist richtig, dass es in Deutschland bislang kein vergleichbares Projekt gibt. Dementsprechend groß ist die Außenwirkung innerhalb der Branche der erneuerbaren Energien und somit gehört dieses innovative Projekt auch zu den wichtigsten Projekten von EPNE und LEAG derzeit. LEAG zeigt mit seinem Engagement für das Projekt, dass das Unternehmen bereit ist, die Herausforderung für neue Geschäftsfelder aktiv anzugehen.

Wenn es kein vergleichbares Projekt gibt, woher kommt dann die Expertise?

Leppin: In Deutschland gibt es zwar kein Projekt in dieser Größe, aber es gibt bereits realisierte Floating-PV-Anlagen in Deutschland und auch Projekte ähnlicher Größenordnung in anderen Ländern. Hier profitieren wir natürlich von einem Erfahrungsaustausch. Zudem sind wir in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden, um in gemeinsamen Gesprächen alle rechtlichen, technischen und naturschutzfachlichen Bestimmungen für die Planung festzulegen. Mit Vorliegen des Aufstellungsbeschlusses durch die Stadt Cottbus werden wir auch mit der BTU Cottbus-Senftenberg die in einer gemeinsamen Absichtserklärung formulierte Kooperation zum Leben erwecken und uns wissenschaftliche Unterstützung in Themenbereichen wie Fauna/Flora oder bei technischen Fragestellungen einholen.

Lage der schwimmenden PV-Anlage auf dem künftigen Cottbuser Ostsee, Grafik: LEAG

Nach welchen Kriterien fiel die Standortauswahl für die Anlage im See?

Leppin: Der Standort der schwimmenden Solaranlage sollte in jedem Fall mit den touristischen und naturschutzfachlichen Nutzungszielen des Sees im Einklang stehen, aber auch technischen Aspekten gerecht werden. Bei der Standortwahl in Nähe des Ostufers erfüllen wir gleich mehrere wichtige Kriterien. Stichwort Tourismus: Die touristisch genutzten Ufer an der West-, Nord-, und Südküste sind so weit entfernt - bis zu knapp drei Kilometer an der weitesten Stelle -, dass die Anlage von dort kaum sichtbar sein wird. Auch der Abstand zu dem geplanten Seezeichen in der Mitte des künftigen Ostsees ist ausreichend groß geplant. Was die technischen Aspekte anbelangt, haben wir bei dem Standort den Vorteil, dass ein vorhandenes Umspannwerk in Nord-Ost-Richtung liegt und damit für den Anschluss nur eine relativ kurze Distanz überbrückt werden muss. Da von Solaranlagen keine nennenswerten Schallauswirkungen ausgehen, ist der Standort auch mit den angrenzenden Naturschutzbereichen verträglich.

Simulation des geplanten schwimmenden PV-Parks auf dem künftigen Cottbuser Ostsee vom Standort Lakoma, Grafik LEAG

Wie funktioniert die Errichtung der Anlage?

Leppin: Der Vorteil beim Cottbuser Ostsee ist, dass er noch nicht vollständig geflutet ist und wir an dem von uns gewählten Standort nach jetzigem Zeitplan alle Arbeiten im Trockenen ausführen können. Zunächst wird der Kippenboden am Standort per Rütteldruckverdichtung gesichert und vergütet, dann können die Verankerungen im Untergrund sowie die Fundamente eingebaut werden. Die PV-Module werden abschließend auf Schwimmkörpern montiert und an die Fundamente gekettet. Mit steigendem Wasserspiegel schwimmt die Anlage auf. Das ist unseres Wissens nach so noch nie umgesetzt worden und wird ermöglicht durch die enge Zusammenarbeit mit den erfahrenen Spezialisten für Geologie der LEAG.

Hier die Simulation vom Standort Merzdorf, Grafik: LEAG

Sind Wasser und Strom nicht eine gefährliche Kombination? Wie sicher ist die Anlage?

Leppin: Alle Bestandteile der Anlage unterliegen erhöhten Schutzansprüchen und sind geprüft und zertifiziert. Zudem gehören Spannungsmesseinheiten zur Anlage, die genau detektieren, ob es Unterschiede im Stromfluss gibt. Sobald Auffälligkeiten eintreten würden, schaltet die Anlage automatisch ab. Natürlich werden wir mit Hinweisschildern und einem Umring aus Wellenbrechern vor unbefugtem Zutritt absichern.

 

Auf welche Einschränkungen müssten sich die touristischen Nutzer des künftigen Cottbuser Ostsees einstellen?

Leppin: Meine persönliche Meinung ist, dass diese Anlage nicht mit Einschränkungen verbunden ist, sondern den Reiz des Sees sogar noch vergrößern kann. Zum einen bietet sie von den beiden Aussichtstürmen in Cottbus-Merzdorf und Teichland einen abwechslungsreichen Blickfang auf der Seefläche, zum anderen lässt sie sich mit Booten sehr gut umfahren. Damit stellt sie ein Ziel auf dem See dar, welches die Menschen erkunden können, ähnlich einer kleinen Insel, wenngleich die Anlage natürlich nicht betreten werden darf. Die Dimensionen des Sees sind beachtlich. Segler und Bootsfahrer werden durch diese Anlage, die weniger als ein Prozent der Seeoberfläche bedecken wird, aus meiner Sicht nicht eingeschränkt.

Simulation vom Standort Teichland, Grafik: LEAG

Wie viele Haushalte könnten mit dem Strom aus der Anlage versorgt werden bzw. ist es angedacht, den Strom für das CO2-neutrale Hafenquartier in der Stadt Cottbus zur Verfügung zu stellen?

Leppin: Mit der Anlage, die eine Spitzenleistung von 21 MWpeak erreichen soll, könnten rund 5.700 Haushalte mit Strom versorgt werden. Ob der erneuerbare Strom auch in die regionale Versorgung des Cottbuser Hafenquartiers einfließen wird, kann noch nicht abschließend beantwortet werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Nutzung, die wir aktuell prüfen. Auch eine Unterstützung der grünen Wasserstoffproduktion für den öffentlichen Nahverkehr in Cottbus und Umgebung wird angestrebt.

Vom Standort Bärenbrück sieht die geplante Anlage so aus, Grafik: LEAG

Wie sieht der weitere Zeitplan für die Umsetzung des Projektes aus?

Leppin: Nachdem die Stadtverordneten der Stadt Cottbus am 23.06.21 dem Aufstellungsbeschluss zugestimmt haben, können wir mit der Festlegung des Layouts beginnen. Bis Ende August möchten wir die Planungen gern abschließen, so dass ab Oktober die Sicherung und Vergütung des Standortes am Seeboden als Vorleistung der LEAG starten könnte. Einer Baugenehmigung wird zunächst auch noch eine öffentliche Beteiligung für den Bebauungsplan vorausgehen. Unser Ziel ist es, die Anlage im Jahr 2023 zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Aber erst wenn der ansteigende Wasserspiegel des Cottbuser Ostsees die PV-Anlage erreicht, wird die Anlage auch schwimmen.

Hintergrund

Madeline Krohn war zunächst Werkstudentin bei EP New Energies, seit 01.06.2021 ist sie dort Projektentwicklerin.

Aus der Masterarbeit von Madeline Krohn, geschrieben an der Beuth Hochschule für Technik Berlin, Studiengang Wirtschaftsingenieur/in Energie und Umweltressourcen: „Potenzialanalyse für schwimmende Photovoltaikanlagen auf Braunkohle-Tagebauseen im Lausitzer Revier unter Zuhilfenahme einer Geoinformationssystemsoftware (GIS)“

Aufbau schwimmender Photovoltaikanlagen:

Der Aufbau besteht aus einer schwimmenden Unterbaukonstruktion, dem sogenannten Schwimmkörper, dem Verankerungssystem, der PV-Anlage und dem elektrischen System der Anlage.

Quelle: Krohn, Madeline (2021). Potenzialanalyse für schwimmende Photovoltaikanlagen auf Braunkohle-Tagebauseen im Lausitzer Revier unter Zuhilfenahme einer GIS. Unveröffentlichte Masterarbeit, BHT Berlin gemäß SERIS, 2019

Ergebnis der Masterarbeit: 

Das in der Masterarbeit ermittelte Stromerzeugungspotenzial hält für die Region des Lausitzer Reviers unter Berücksichtigung eines gewässerökologisch vertretbaren Flächenbedeckungsfaktors sowie sämtlicher Restriktionskriterien, wie der geotechnischen Sperrbereiche, der Wasserschutzgebiete und der Landschafts- und Naturschutzgebiete, etc. eine mögliche installierbare Leistung von rund 703 MWp bereit.

 

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.