15.09.2022

Laut einer Studie der Zukunftswerkstatt Lausitz mit dem Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) und dem CEBRa-Netzwerk verfügt das Lausitzer, ähnlich wie das Mitteldeutsche Revier, über günstige Voraussetzungen für die Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff. Vor allem das Flächenpotential für einen großflächigen Ausbau von erneuerbarer Stromerzeugung mit Wind- und Sonnenenergie ist hier vorhanden. Ein wesentlicher Teil davon befindet sich auf oder im Umfeld rekultivierter Tagebauflächen. Darauf setzt die Wasserstoffstrategie der LEAG auf, die sie gemeinsam mit Partnern wie der MITNETZ GAS und der Cottbusverkehr GmbH in den kommenden Jahren umsetzen will.

Bereits heute beinhaltet die gemeinsam mit dem Projektentwickler EP New Energies GmbH auf den Weg gebrachte Projektpipeline der LEAG 2,5 Gigawatt an Solar- und Windenergieanlagen, die in der Planung und zum Teil schon in laufenden Genehmigungsverfahren sind. Darunter sind der Windpark Forst-Briesnig II mit einer Kapazität von etwa 100 MW, der Energiepark Bohrau mit einer Spitzenleistung von 400 MW und dieschwimmende Solaranlage (21 MWp) auf dem Cottbuser Ostsee.

Die Lausitz bietet gute Voraussetzung für den Ausbau des Wasserstoffnetzes. Ein Bestandteil dafür sind Erzeugungsparks für grüne Energie, die sich in die Landschaft integrieren lassen, Foto: Nagolare

Wertschöpfung durch Sektorenkopplung

„Der Grünstrom aus der Lausitz ist ein praktischer Beitrag zur Energiewende und dient natürlich in erster Linie zur Versorgung von Industrie- und Gewerbegebieten hier in der Region. Das ist zunehmend ein wichtiger Standortfaktor. Er ist aber auch die Voraussetzung für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, und auch das wird ein Standortfaktor der Zukunft sein“, sagt Uwe Burchhardt, bei der LEAG verantwortlich für die Entwicklung von Wasserstoff-Projekten. „Wasserstoff ist ein Energiespeicher. Er lässt sich emissionsfrei rückverstromen und dann einsetzen, wenn er beispielsweise gebraucht wird, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Es gibt aber auch direkte Anwendungen, also die stoffliche Nutzung von Wasserstoff in der Industrie, zum Beispiel in Raffinerien, der Düngemittel- oder Zementherstellung oder in der Stahlindustrie. Deshalb denken wir von Anfang an übergreifend. Wertschöpfung durch Sektorenkopplung ist das Stichwort.“

Die Kooperationsaufteilung zwischen LEAG und MITNETZ, Grafik: LEAG

Wasserstoff-Start im Mitteldeutschen Revier

Um Wasserstoff zu speichern und dorthin zu bringen, wo er gebraucht wird, sind vorhandene Gasnetze gut geeignet, die auf reinen Wasserstoffbetrieb umrüstbar sind. So können große Mengen über weite Strecken transportieren werden. Daher rücken solche Leitungen auch in den Fokus der LEAG-Wasserstoffstrategie. Mit der enviaM-Tochter MITNETZ GAS hat sie einen Kooperationspartner gefunden, mit dem man gemeinsam eine Wasserstoffinfrastruktur in Ostdeutschland aufbauen will.

Die MITNETZ GAS betreibt in Teilen der Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein rund 7.000 Kilometer langes Gasnetz, das auch mit Wasserstoff befüllt werden könnte und perspektivisch zu einem Wasserstoffnetz entwickelt werden soll.

Startpunkt dafür ist das Mitteldeutsche Revier nahe Leipzig mit dem von der LEAG betriebenen Kraftwerk Lippendorf und Erneuerbaren-Projekten der LEAG wie dem geplanten PV-Park Böhlen (17 MWp). „Die Elektrolyse von grünem Wasserstoff könnte hier am Industrie- und Kraftwerksstandort in Neukieritzsch erfolgen. Darüber hinaus wäre die Wasserstoffinfrastruktur, abhängig von Rahmenbedingungen und Bedarf, weiter ausbaufähig“, erklärt Frank Mehlow, Leiter Strategische Geschäftsfeldförderung bei der LEAG.

Das erste innovative Speicherkraftwerk

Für den Standort Jänschwalde bei Cottbus hat die LEAG mittlerweile das Genehmigungsverfahren für ein komplexes Neubau-Projekt angeschoben, das künftig auch als Blaupause für andere Kraftwerksstandorte dienen könnte. Geplant ist, hier bis 2028 das erste modular aufgebaute Innovative Speicherkraftwerk in Deutschland zu errichten.

Es wird als auch für den Betrieb mit Wasserstoff geeignetes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk, je nach eingesetzter Leistungsklasse, eine Stromerzeugungskapazität von 550 oder 870 MW haben. Das entspricht der Leistung eines Blocks im heutigen Kraftwerk Jänschwalde beziehungsweise im Kraftwerk Schwarze Pumpe. Hinzu kommt ein elektro-thermischer Speicher mit einer Kapazität von 850 MWh und eine Elektrolyseanlage, die ebenfalls an einen Speicher gekoppelt ist, der bis zu sechs Tonnen Wasserstoff vorhalten kann.

„Zu Beginn wird das Kraftwerk mit Gas betrieben werden, dem sukzessive Wasserstoff beigemischt werden kann“, sagt Frank Mehlow. „Darum ist die Anbindung des Standortes an die Gasinfrastruktur eine notwendige Voraussetzung, an der wir gemeinsam mit dem Gasnetzbetreiber, dem Landkreis und den Kommunen arbeiten. Perspektivisch wollen wir dann natürlich mit dem Ausbau der Grünstromproduktion zu einem hundertprozentigen Einsatz von Wasserstoff kommen.“ 

Bei Cottbusverkehr sollen künftig die Busse mit Wasserstoff betrieben werden, hier ein Beispielbus, Foto: Andreas Franke

Lausitz wird mobil mit Wasserstoff

Im „H2-Regionenprojekt Lausitz“ hat die LEAG in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH und der Cottbusverkehr GmbH ein Modellprojekt in Cottbus zum Aufbau einer ersten dezentralen Wasserstofferzeugung inklusive Wasserstofftankstelle in der Lausitz vorangetrieben. Das Projekt soll Modellcharakter für den Aufbau eines regionalen Wasserstoffmobilitäts-Netzwerkes in der Lausitz haben. Auch hier wird das Energieunternehmen die Aufgabe der Erzeugung von Wasserstoff aus Grünstrom übernehmen. Nachdem im Dezember 2021 die Fördermittel für Teile des Projektes bewilligt worden waren und im August 2022 auch die Fördermittelbescheide für die Anschaffung von Wasserstoffbussen durch Cottbusverkehr eingetroffen sind, kann der Baubeginn für den LEAG-Elektrolyseur am Betriebshof des Verkehrsunternehmens voraussichtlich im nächsten Jahr erfolgen. 

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.

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