Baustart für 17 Megawatt Solarpower bei Leipzig: Mit dem ersten Spatenstich geht das zweite gemeinsame Projekt der LEAG mit der EP New Energies (EPNE) in die Bauphase. In Böhlen entsteht auf dem Gelände einer industriellen Absetzanlage beim Kraftwerk Lippendorf ein Solarpark. Rund 30.000 Module erzeugen ab 2023 von hier Grünstrom. Für Dominique Guillou, Geschäftsführer der EPNE, ein wichtiger Meilenstein für eine neue Phase seines noch jungen Unternehmens: „Für mich ist der Baustart hier der Auftakt für eine größere Serie von Projekten, die vor der Baugenehmigung stehen. Als nächste stehen der PV-Park Deponie Jänschwalde I, der erste Bauabschnitt im Energiepark Bohrau und der Solarpark Kraftwerk Boxberg auf der Liste. Alle Projekte sollen im Laufe des Jahres 2023 in den Bau gehen und damit sichtbar werden.“

 

Ein weiteres Projekt in der Umsetzung: Dominique Guillou (2. v.l.) beim ersten Spatenstich in dieser Woche in Böhlen zusammen mit (v.l.n.r.) Thomas Dorsch, Head of Sales Germany, Belectric, Dietmar Berndt, Bürgermeister der Stadt Böhlen, Martin Kunz, Senior Project Manager, Projektleiter Belectric für PVA Böhlen und Frank Pönicke, Leiter Anlagenbetrieb Kraftwerk Lippendorf, Foto: EPNE

Smart, schlank und hoch motiviert

Das Team von EPNE steht auf der grünen Seite der Macht und zeigt dies u.a. auf Messen wie der WindEnergy in Hamburg diese Jahr, Foto: EPNE

Erst 2020 hat die EPNE als Kompetenzzentrum der EPH-Gruppe für Erneuerbare Energien seine Arbeit aufgenommen. Das Plus des Unternehmens ist die enge Kooperation mit der LEAG und der Mibrag. Die strategische Partnerschaft in dieser Art und Weise hat Vorteile für beide Seiten. „Als kleine Einheit können wir die schnelllebigen und flexiblen Prozesse der Projektierung gut abbilden“, betont Guillou. „Wir haben uns speziell auf unsere beiden großen Kooperationspartner eingestellt und unsere Expertise in Punkto Großprojekte auf Tagebauflächen und speziellen Untergründen aufgebaut“, erläutert er einen der Unterschiede zu den Wettbewerbern. „Bei der LEAG arbeiten wir ganz eng mit den Fachabteilungen für Rekultivierung, Geologie, Energiewirtschaft, Liegenschaftsmanagement, Einkauf, Stakeholdermanagement und vielen mehr zusammen und bringen so eine sehr breite Expertise in die Projekte ein.“ Ein absoluter Vorteil, ist Guillou überzeugt. „Alle Prozesse wurden von Beginn an exakt auf LEAG und Mibrag zugeschnitten. Wir sind mit den Anforderungen gewachsen, haben keine Überkapazitäten und die Strukturen sind optimal an die Situation angepasst. Im Vergleich zum Wettbewerb sehe ich bei uns das mit Abstand höchste Verhältnis von MW in Entwicklung pro Mitarbeiter“, erklärt er stolz. Mit sieben Mitarbeitern ist er 2020 gestartet, heute arbeiten rund 35 Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Cottbus für die EPNE. „Das Team ist hoch motiviert, das habe ich bis dato in meiner Karriere so noch nicht erlebt. Wir arbeiten 100 Prozent für das Ziel mit einer sauberen, kostengünstigen und sicheren Stromversorgung die Basis für den Strukturwandel in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier zu schaffen. Dafür sind wir als Gruppe ideal aufgestellt.“

Das Team der EPNE, Foto: EPNE

Projekte werden sichtbar

Bei der Recruitingkampagne auf LinkedIn wirbt auch der Chef für neue MitarbeiterInnen. Mehr dazu auf LinkedIn unter EP new energies, Foto: EPNE

Das Ergebnis wird jetzt Stück für Stück sichtbar. „Wir haben in den letzten 2 ½ Jahren über ein Gigawatt an EE-Projekten in die Genehmigungsphase gebracht. Mit dem Solarpark Zschornewitz ist bereits eines fertiggestellt. Jetzt geht der Solarpark Böhlen in die Umsetzung. Zudem sind wir optimistisch, demnächst auch die Genehmigung für unseren ersten gemeinsamen Windpark mit der LEAG, Forst Briesnig II, zu erhalten. Wir haben uns in der Zusammenarbeit mit LEAG und Mibrag vom kleinen Startup zum Projektentwickler mit einer der größten Erneuerbare-Energien-Pipelines in Deutschland entwickelt.“

Gute Mischung

Inzwischen ist das Team um Guillou mit den Besonderheiten der Flächen im Lausitzer Revier bestens vertraut. „Die Größendimensionen, die Untergründe, die naturschutzrechtlichen Anforderungen, die planungs- und genehmigungsrechtlichen Besonderheiten, all dies sind Dinge, auf die wir uns spezialisiert haben.“ Das Team besteht sowohl aus Spezialisten als auch Allroundern. „Wir verstehen uns in erster Linie als Projektmanager, unsere Kernkompetenz liegt im Steuern und Managen von Projekten und Projektteams. Unsere Projektmanager arbeiten meist im Tandem mit einem Projektentwickler, der oder die für die Genehmigungsplanung und die Steuerung der Fachfunktionen im Projekt zuständig ist. Neben diesen „Allroundern“ haben wir eine Reihe von Fachfunktionen wie Bauleitplaner, technische Planer, Elektro- und Site-Ingenieure, Bauleiter, Netzbauleiter, oder Vertragsmanager. Das zeigt schon einmal die Bandbreite. Wir suchen immer Verstärkung und haben aktuell allein 15 offene Stellenprofile auf unserer Website. Das Arbeitsumfeld ist hochmodern: von cloudbasiertem Arbeiten über das papierlose Büro bis hin zur Abbildung der Projektentwicklungsprozesse direkt in den digitalen Arbeitstools. EPNE hat die Chance der Neugründung genutzt, um von Beginn auf digitale Workflows und schlanke Prozesse zu setzen. Das ermöglicht ein remote-Arbeiten ohne Abstriche.“

Der PV-Park Zschornewitz ist das erste größere Projekt der EP new energies für die LEAG, welches bereits läuft, Foto: EPNE

Wissenstransfer im Fokus

Neben all diesen Punkten setzt Guillou stark auf den Wissenstransfer. „All unsere Projektentwickler und -manager tauschen sich in verschiedenen Formaten aus, vor allem über die jeweiligen Herausforderungen in den Projekten. So gibt es beispielsweise die 'Mission possible', ein Meeting, um Herausforderungen in Projekten zu identifizieren, gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln und diese automatisch Teamübergreifend zu teilen. Wir haben eine hohe Parallelität in den Projekten, die versuchen wir zu nutzten, um Fehler nicht doppelt zu machen und voneinander zu lernen.“ Ein sehr positives Learning der letzten Jahre sieht er beim Thema Stakeholdermanagement. „Es ist ein sehr wichtiges Thema, die unterschiedlichen Stakeholder rechtzeitig und umfassend einzubinden. Zusammen mit dem erfahrenen Stakeholdermanagement der LEAG haben wir ein sehr hohes Maß an Unterstützung für die Projekte erreichen können.“

Mit dabei: EP New Energies steht als Projektierer hinter der GigawattFactory der LEAG, hier bei der Pressekonferenz der LEAG in Leipzig am 29.9.2022, Foto: EPNE

Individuelle Konzepte nach Maß

Das Baufeld in Böhlen ist eine kleine Herausforderung, die jedoch dank der Kompetenz der EP New Energies gut zu bewältigen ist, Foto: EPNE

Die EPNE versucht sich auch mit innovativen Konzepten vom Wettbewerb abzuheben. Eines dieser Konzepte ist der „Grüne Solarpark nach Maß“, erstmals für das Zukunftsdorf Dissen entwickelt. „Das Konzept haben wir zusammen mit der Rekultivierung der LEAG ausgearbeitet. Es ist bis dato in der Branche einzigartig. Es wertet die Flächen der Solaranlage gegenüber der vorherigen Nutzung ökologisch auf und lässt sie durch gezielte Sichtschutzpflanzungen auf den wichtigsten Sichtachsen weitgehend im Landschaftsbild verschwinden.“ Auch in Böhlen gibt es besondere Aspekte. Bei der Fläche, auf der die Anlage entsteht, handelt sich um das Gelände einer industriellen Absetzanlage, die direkt auf dem Areal eines ehemaligen Tagebaus liegt. Der sich setzende, korrosive Boden mit Bauschutt und Kohlekraftwerksasche im Untergrund erforderten eine intensive Planung sowie statische Tests und Bodenproben, um so den Solarpark auf die speziellen Anforderungen zuzuschneiden. Der Bau der Stromtrasse stellt eine weitere Herausforderung dar. Sie verläuft durch den Deponiebereich und wird letztlich am Standort des benachbarten Kohlekraftwerks Lippendorf an die Mittelspannung angeschlossen. „Trotz der industriellen Vorprägung der Fläche liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Artenschutz. So wurden bestimmte Bereiche von den Bauarbeiten ausgenommen, um die heimische Zauneidechse zu schützen. Gleichzeitig entstehen Blühstreifen, naturbelassene Unterschlupf-Möglichkeiten aus Feldsteinen und Totholz sowie zahlreiche Brutkästen als ökologische Habitate zur Steigerung der Artenvielfalt.“ Eine wichtige Maßnahme, die Akzeptanz schaffe. „In den nächsten Jahren wird auch die grüne GigawattFactory in der Lausitz mit vielen Projekten Gestalt annehmen. Wir freuen uns daran mitzuwirken, dass die LEAG zum größten Zentrum grüner Energie in Deutschland wird.“
 

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....