20.05.2021

Knapp 9000 Hektar Fläche sind in den aktiven Lausitzer Tagebauen seit den 1990er Jahren rekultiviert und rund 31 Millionen Bäume gepflanzt worden. Dabei entstand eine lausitztypische und ökologisch wertvolle Agrar-, Wald- und Naturlandschaft. Wo aus Sicherheitsgründen unbedenklich, öffnet die LEAG rekultivierte Flächen kontinuierlich für die Menschen, die diese Landschaft gern erkunden. Doch immer häufiger werden Grenzen zu nicht freigegebenen Flächen übertreten. Es drohen Schäden und Gefahren für Mensch und Natur.

 

Bereichsingenieur Johannes Bieder vom LEAG Unternehmensschutz und LEAG Rekultivierer Matthias Uhlmann auf dem Geisendorfer Berg. Der Weg auf den Gipfel ist seit vergangenem Jahr für Besucher geöffnet. Verbotsschilder zeigen, wo es für Besucher aber nicht weitergeht, Foto:LEAG

Kein Zaun versperrt den Blick über die weiten Tagebau-Flächen, wenn man auf dem Gipfel des Geisendorfer Bergs in der Rekultivierung des Tagebaus Welzow-Süd steht und in Richtung der Tagebaugeräte schaut. Doch, beinah wie gesät, mahnen Hinweisschilder mit der Aufschrift „Betreten verboten! Betriebsgelände!“ wo die Grenzen der individuellen Entdeckungslust liegen. Erst vor knapp einem Jahr wurde ein Teilbereich des Geisendorfer Bergs am Gut Geisendorf für die Öffentlichkeit freigegeben. Ein von Feldsteinen umsäumter Weg führt seitdem direkt vom Gut Geisendorf auf den 165 Meter hohen Berggipfel. Schon die Bergrückseite ist für die Öffentlichkeit nicht mehr zugängliches Betriebsgelände der LEAG, was allerdings von vielen Menschen ignoriert wird, wie Matthias Uhlmann aus dem LEAG-Fachbereich Rekultivierung und Bereichsingenieur Johannes Bieder vom LEAG-Unternehmensschutz berichten.

Das Kauscher Lugk ist ein geschlossener Sicherheitsbereich. Dennoch wird das Gelände illegal befahren, wie Fahrspuren zeigen, Foto: LEAG

Bewusstsein für Arbeit der Rekultivierer fehlt

„Wir müssen leider feststellen, dass einige Menschen kein Bewusstsein mehr für die Arbeit unserer Rekultivierung haben“, zeigt sich Matthias Uhlmann sichtlich enttäuscht. Er berichtet von Moto-Cross-Fahrern genauso wie von Radfahrern und Wanderern, die sich ihre Wege kreuz und quer auf frisch rekultivierten Flächen suchen. Dass dabei nicht nur frisch bergmännisch hergestellte Landschaft und neu eingebrachte Pflanzen Schaden nehmen, sondern sich auch die Menschen unnötig in Gefahr bringen, stößt bei ihm und Johannes Bieder auf Unverständnis. Denn das Aufstellen der Verbotsschilder habe konkrete Sicherheitsgründe, die sich dem bergmännischen Laien vielleicht auf den ersten Blick nicht erschließen, die aber real seien.

Verbotsschilder, Verwallungen und Schrankenanlagen sind als Grenzbestimmung zu achten, Foto: LEAG

Schilder und Grenzen müssen respektiert werden

„Für unser Betriebsgelände stehen wir in der Verantwortung, wenn sich Unfälle ereignen“, macht Johannes Bieder klar. Deshalb müsse man darauf bestehen, dass Schilder und Grenzen respektiert würden.

Matthias Uhlmann warnt: „Brenzlig wird es vor allem, wenn die Menschen bis in frisch planierte Flächen oder nicht geöffnete Bereiche, von denen noch eine Gefahr ausgeht, vordringen.“ In der Rekultivierungslandschaft des Tagebaus Welzow-Süd ist das erst vor kurzem wieder bergmännisch hergestellte Kauscher Lugk ein geschlossener Sicherheitsbereich, zu dem Besucher keinen Zutritt haben.

Unsichtbare Gefahren für Laien

Von der Ferne als Wasserfläche auszumachen, erkennt der Laie nicht, dass es sich dabei um ein unterirdisches Wassereinzugsgebiet handelt, von dem derzeit noch Gefahren durch plötzliche Setzungen ausgehen können. Ähnlich verhalte es sich bei der Neupetershainer Rinne, wie Uhlmann erläutert. Auch da gäbe es Vernässungsbereiche mit sehr weichem Boden. Hier gelte es, abzuwarten, bis alle Bereiche sicher und aus der Bergaufsicht entlassen seien.  

Eine Möglichkeit für Besucher nah an den Tagebau und seinen Geräten zu kommen, bietet der Aussichtspunkt bei Haidemühl, Foto: LEAG

Für Besucher offen: Geisendorfer Berg und Wolkenberg

Vom Geisendorfer Berg schweift der Blick Richtung Steinitzer Berg und Wolkenberg. Während der Wolkenberg mit seinem ornithologischen Lehrpfad und dem Weinhang für Besucher bereits seit mehreren Jahren zugänglich ist, gilt dies für den Steinitzer Berg noch nicht. „Der Steinitzer Berg befindet sich mitten im noch gesperrten Bereich“, erinnert Ullmann.

Illegales Befahren durch motorisierte Eindringlinge

„Entwässerungsleitungen waren lange Zeit ein natürliches Hindernis beim versuchten Zutritt auf unser Betriebsgelände. Mit dem Fortschritt des Tagebaus werden diese Leitungen aber zurückgebaut, so dass immer mehr offene Flanken zum Eindringen auf unser Gelände entstehen“, so Uhlmann. Selbst private Landwirtschaftsflächen, die auf dem Weg in die Rekultivierung ein Hindernis sein müssten, interessieren die motorisierten Eindringlinge wenig, sie würden illegal befahren und beschädigt.

Fahrspuren im Kippenbereich zeugen von illegalem Zutritt. Der Gefahren sind sich die Menschen oft nicht bewusst, Foto: LEAG

Besucher ohne Verständnis für Flora und Fauna

Auch vor privaten Landwirtschaftsflächen machen motorisierte Eindringlinge nicht halt – mit sichtbaren Schäden, Foto: LEAG

„Ich habe schon erlebt, dass Autos auf unseren Wegen unterwegs sind, deren Fahrer sie dann auf einer frisch bepflanzten Fläche wenden. Wenn ich die Fahrer darauf hinweise, dann fragen die, wo hier Bäume wären. Aber frisch gepflanzt, sind diese eben nur wenige Zentimeter groß und daher erst von Nahen zu erkennen“, berichtet Uhlmann. Oft würden Heideflächen, Feuchtsenken oder Naturschutzbereiche wie die der Landdüne in der Welzower Rekultivierungslandschaft nicht als solche erkannt. Dann treten Wandererauf geschützte Pflanzenarten und stören die teils empfindliche Tierwelt, für die diese rekultivierten Flächen zu den letzten weitgehend von menschlichen Zutritt geschützten Bereichen zählen.

Müllablagerungen und Sachbeschädigungen werden strafrechtlich verfolgt

Immer öfter verschmutzen Menschen mit Müllablagerungen die Randbereiche der großflächigen Tagebaue. LEAG hat bereits Strafanzeigen gestellt, Foto: LEAG

 „Wir können nicht alles absperren und umzäunen, dafür ist das Gelände der Tagebaurandbereiche und der Rekultivierungsflächen einfach zu groß. Dennoch müssen die Verbotsschilder, Verwallungen und Schrankenanlagen als Grenzbestimmung geachtet werden“, erklärt Johannes Bieder. Ihn und Matthias Uhlmann ärgert aber noch ein anderes Problem. Immer häufiger sind sie mit illegalen Müllablagerungen und Vandalismus an Entwässerungsanlagen auf LEAG-Gelände und Randbereichen konfrontiert. „Dem gehen wir konsequent nach“, versichert Bieder. Er und seine Kollegen hätten teils mit detektivischer Arbeit die Verursacher dieser Umweltverschmutzung und der Sachbeschädigungen ausfindig machen können. „Wir haben zuletzt mehrfach Strafanzeigen gestellt und unser Wachschutz ist für dieses Thema aber auch für andere Auffälligkeiten wie Diebstahl besonders sensibilisiert worden“, so Bieder. Findlinge als Hindernisse seien eine Variante, um die Zufahrt zu kaum einsehbaren Bereichen zu erschweren aber auch eine Kameraüberwachung von Betriebsbereichen wird zunehmend eingesetzt.

Rekultivierung dient nachfolgenden Generationen

Beiden Männern ist es wichtig zu betonen, dass die Rekultivierung intakte Landschaften für kommende Generationen hervorbringen soll. „Wir tun das nicht für uns, sondern für die Menschen, die hier leben und die nachfolgenden Generationen“, so Ullmann. So sollten Umsicht und gegenseitiger Respekt im Lausitzer Revier selbstverständlich sein.

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.  

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