Während im zweiten Jahr der Lausitzer Hanf auf insgesamt 27 Hektar Bergbaufolgeland angesät wurde, nehmen immer neue Ideen Fahrt auf. Eine davon soll jetzt umgesetzt werden - Hanfblütenhonig. Welche spannenden Fragen rund um Honigbienen und den Lausitzer Hanf dabei aufkommen, erfahren Sie in unserem Blog-Beitrag.

Christoph Oberndorfer zeigt uns die Anbauflächen für den Nutzhanf auf den Rekultivierungsflächen des Tagebaus Jänschwalde, Foto: LEAG

Christoph Oberndorfer ist bei der LEAG verantwortlich für das Flächenmanagement. Eine Aufgabe bei der der Görlitzer viel herum kommt. Unter anderem kümmert er sich um die Flächen des Tagebaus Jänschwalde und Cottbus-Nord, die landwirtschaftlich genutzt werden. Dorthin sind wir jetzt unterwegs.

Im Geländewagen geht es auf kleinen Wegen querfeldein in Richtung Kippe. Es ist sonnig und eigentlich zu warm für einen Tag im Mai. Eine echte ländliche Idylle umgibt uns, bei der man fast vergisst, dass man noch auf Tagebaugelände ist, denke ich. Wir passieren bereits bestellte Getreidefelder, auf denen im Vorbeifahren schon ein saftiger, grüner Schimmer zu erkennen ist.

Unser Ziel ist allerdings kein Getreidefeld, sondern eine der drei Anbauflächen für Hanf. „In diesem Jahr haben wir uns mit dem Projektteam von Lusatia Sativa darauf geeinigt, uns auf den Standort Jänschwalde zu konzentrieren. Sowohl am Tagebaurand als auch auf der Kippe gibt es in 2021 Hanffelder“, erzählt Oberndorfer. „Wir besuchen das Kleinste. Es umfasst etwa 3 Hektar.“

Die ersten Keimlinge lassen sich bereits im Mai auf den Jänschwalder Hanffeldern sehen. Um die 1,5 Meter werden diese Pflanzen hoch sein, wenn sie ausgewachsen sind, Foto: LEAG

Honig aus Hanf - bisher unbekanntes Terrain

Imkern ist für ihn mehr als ein Hobby: Christoph Junghanns will den Versuch um den Hanfblütenhonig aus der Lausitz wagen, Foto: LEAG

Als wir ankommen, treffen wir auf Christoph Junghanns. Seit drei Jahren arbeitet er schon mit Oberndorfer zusammen.

Der hauptberufliche Teichwirt war schon vor der Wende als Wanderimker unterwegs, später beschränkte er die Arbeit mit den Bienen auf den privaten Bereich. Als langjähriges Mitglied des Imkervereins "Forst und Umgebung" e.V. bringt Junghanns also jede Menge Erfahrung mit, trotzdem gibt ihm der Lausitzer Hanf noch Rätsel auf, wie er verrät.

„Es gibt kaum Literatur zum Thema Honig aus Hanf. Lange Zeit gab es ein generelles Anbauverbot jeder Art von Hanfpflanzen in Deutschland. Das wurde erst 1996 aufgehoben. Deshalb fehlt uns da schlicht die Erfahrung. Wir wissen also nicht, ob der Versuch glücken wird. Es ist ein Experiment“, sagt der Imker und Oberndorfer ergänzt:

Ende Juni, Anfang Juli wird diese Hanfsorte blühen. Dann wissen wir mehr.“

Links Hanf, rechts Buchweizen und mitten drin die Bienen von Imker Junghanns - das ist der Plan, Foto: LEAG

Plan B: Buchweizen

Junghanns deutet über das Feld hinweg, aus dem schon die ersten, jungen Hanfpflanzen der Sorte Finola 4 - 5 Zentimeter aus dem Boden ragen. Am Feldrand ist ein eingezäunter Grünstreifen zu erkennen. Dort wolle er seine Bienenstöcke aufstellen, berichtet er. „Und was, wenn das mit dem Hanf nicht funktioniert“, möchte ich von den beiden Experten wissen. „Gibt es da einen Plan B?“ Oberndorfer nickt und deutet auf die freie Ackerlandfläche rechts neben dem begrünten Streifen. „Darüber haben wir uns auch schon Gedanken gemacht. Sollte das mit der Hanftracht nicht aufgehen, säen wir Mitte Juni Buchweizen auf diesem benachbarten Feld aus. Das sind etwa 4 - 5 Hektar Land. So gehen wir sicher, dass es im Zweifelsfall keinen kompletten Ausfall der Honigernte gibt“, erklärt er. Gleichzeitig werde durch die verschiedenen Blühphasen das Ergebnis auch nicht verfälscht, fügt Junghanns noch hinzu. Mit so einem Angebot sei gut vorgesorgt. Außerdem werde der spät blühende Buchweizen erfahrungsgemäß von vielen Insekten in einer nahrungsknappen Zeit gern angenommen.

Die Bienenstöcke des Forster Imkers kamen auch schon in den Jahren zuvor auf den Rekultivierungsflächen des Tagebaus zum Einsatz. Hier eine Fotografie aus dem Vorjahr, Foto: LEAG

Ein Imker im Tagebau

Rückt die Blütezeit des Hanfes näher, dürfen auch die Honigbienen bald einziehen, Foto: LEAG

Das sei auch der Grund, weshalb Imker Junghanns mit seinen Bienen überhaupt beim Tagebau gelandet sei, berichtet er.

„Im Sommer finden sich kaum große, zusammenhängend blühende Flächen in der Umgebung. Schauen Sie sich doch um. Da gibt es kaum etwas. Aber mir ist irgendwann aufgefallen, dass meine Völker, die ich in Mulknitz stehen habe, in eine bestimmte Richtung geflogen sind. Und zwar nicht dahin, wo ich es vermutet hätte. Deshalb bin ich aufs Fahrrad gestiegen und ihnen hinterher geradelt - also bildlich gesprochen. Und da ist mir aufgegangen, dass sie zum Grünen Herz Jänschwalde geflogen sein müssen, wo sich eine große Blühvielfalt im Offenland befindet. So hat das angefangen und inzwischen läuft es so gut, dass ich von meinen 13 Bienenvölkern bis zum Ende des Jahres auf 18 - 20 aufstocken möchte“, sagt er.

Natürlich in Zusammenarbeit mit Züchtern aus der Region, die sich auf die Carnica-Honigbiene spezialisiert haben, die Junghanns aufgrund ihrer Eigenschaften eindeutig favorisiert. Heiße Sommer oder kalte Winter machen dieser robusten Bienensorte nichts aus.

Ob sich die nützlichen Insekten auch mit solcher Begeisterung auf die Blüten des Nutzhanfes stürzen werden, bleibt die spannende Frage, Foto: Kerstin Adam (privat)

Beim nächsten Treffen mit Christoph Oberndorfer (li.) und Christoph Junghanns (re.) wird der Hanf in voller Blüte stehen. Für heute heißt es aber: Auf Wiedersehen!, Foto: LEAG

Neue Möglichkeiten für das Geschäftsfeld „Green & Grow“

Für heute verabschieden wir uns von dem Imker. Aber nicht, ohne dass ich mir das Versprechen eingefordert habe, dass wir uns in der Blütezeit erneut hier einfinden. Auf dem Rückweg zu den Tagesanlagen Jänschwalde, wo Oberndorfer mich absetzen wird, frage ich ihn, was ihm besonders am Projekt Hanf und diesem neuen Feldversuch gefällt.

Durch die Maske kann ich es zwar nicht sehen, aber ich weiß, dass mein Kollege lächelt. Das Schöne daran sei für ihn, antwortet er, dass es Raum gebe, um Dinge auch einfach mal auszuprobieren. Wie dieser Testlauf jetzt.

„Anders gedachte Möglichkeiten und Anwendungsbereiche in den neuen Geschäftsfeldern der LEAG zu finden, auf die noch keiner gekommen ist. Weiterdenken. Mehr aus den Gegebenheiten machen, die wir haben. Das ist für mich Innovation. Das Projekt Lusatia Sativa hat da schon wirklich viel bewegt“, ist er sich sicher. „Und wie wir heute gesehen haben: Es bleibt spannend.“

Foto: Kerstin Adam (privat)

 

Neugierig geworden?

Der Imkerverein "Forst und Umgebung" e.V. bietet seine Honig- und Imkereiprodukte unter anderem auf dem Wochenmarkt in Forst an.

Bitte informieren Sie sich vorab über die lokal gültigen COVID-19 Präventionsmaßnahmen!

 

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Juliane Krause

Autor

Juliane Schulze

Seit April 2018 verstärke ich als Redakteurin das Kommunikationsteam der LEAG. Ursprünglich begann mein beruflicher Werdegang allerdings in der Welt des Bestellwesens. Als Quereinsteiger in die Welt der Worte bringe ich aus dieser Zeit meine mehrjährige Berufserfahrung mit, genau wie meinen offenen Blick. Abseits meiner ersten, journalistischen Erfahrungen der Vergangenheit freue ich mich jetzt darauf, an meinen immer neuen Aufgaben zu wachsen. Und gespannt bin ich natürlich auch – auf die Menschen und Geschichten, die mich erwarten! Denn wie sagte bereits einer meiner liebsten Autoren: „Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden größten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst.“