
Lausitzer Miscanthus als Chance für ökologisches Bauen
Miscanthus am Tagebaurand von Reichwalde trägt erfolgreich zur Verbesserung von Kippenböden in der Rekultivierung bei und könnte auch als nachhaltiger, klimaneutraler Baustoff eingesetzt werden
„Wenn ein Adler nicht wegfliegt, obwohl sich Menschen nähern, ist irgendwas faul“, sagt Gernod Heindel, Gründer und Leiter der „Auffang- und Pflegestation für verletzte und geschützte Wildtiere“ in Reddern, einem Ortsteil von Altdöbern. Vor 33 Jahren hat er aus persönlichem Interesse angefangen, in Not geratenen Tieren zu helfen, seit über 30 Jahren betreibt er seine Pflegestation offiziell mit behördlicher Genehmigung – zusammen mit seiner Familie. Der hauptberufliche Revierförster wurde eingeschaltet als Matthias Uhlmann, ein Mitarbeiter der LEAG, im Frühling auf einer Fahrt durch das Revier des Tagebaus Welzow-Süd einen apathischen Seeadler fand.
Teilnahmslos und sichtlich geschwächt. So fand Matthias Uhlmann das Seeadlerweibchen auf seiner Fahrt durchs Revier, Foto: Matthias Uhlmann (LEAG)
„Der Vogel konnte sich nicht koordinieren und litt unter Krämpfen. Wir haben gleich eine Bleivergiftung vermutet“, erklärt Heindel, dem das Krankheitsbild nicht unbekannt ist. Seitdem die Seeadlerpopulation sich erhole, träten solche Fälle immer häufiger auf.
„Bleimunition, in Brandenburg zwischenzeitlich verboten, wird bei der Enten- und Gänsejagd sowie bei der Jagd auf Rehe und Wildschweine verwendet. Die Adler haben sich regelrecht darauf spezialisiert, abgeschossene Tiere zu fressen, die nicht gefunden und mitgenommen wurden. So nehmen sie das Blei auf, das durch die scharfe Magensäure seine giftigen Inhaltsstoffe freisetzt. Diese gelangen dann in den Blutkreislauf des Tiers. Wir werden häufiger mit solchen Fällen konfrontiert, aber oft ist die Vergiftung zu stark oder das Tier wird zu spät gefunden.
Dann kann man nicht mehr helfen“, meint der Tierschützer betreten. „Allerdings hatte dieses mindestens fünf Jahre alte Seeadlerweibchen Glück. Sie ist eine von wenigen, die wir trotz der Bleivergiftung retten konnten.“
Gernod Heindel bei der Bergung des aufgefundenen Seeadlers. Dieses Exemplar hat Glück in fachkundige Hände zu geraten. Viele Artgenossen des Seeadlerweibchens überleben eine Bleivergiftung nicht, wie Heindel aus Erfahrung berichtet, Foto: Matthias Uhlmann (LEAG)
Wie das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) des Landes Brandenburg in einer Pressemitteilung informierte, ist „[…] Seit April 2021 […] die Verwendung bleihaltiger Jagdmunition bei der Jagd auf Schalenwild in Brandenburg grundsätzlich verboten. […]“ Bleibt zu hoffen, dass der gewünschte Effekt dieser Maßnahme eintritt und es zukünftig bald keine durch Blei vergifteten Seeadler mehr zu beklagen gibt.
Dank der eingebundenen Fachleute und der Naturschutzabteilung der LEAG konnte die Rettung schnell und professionell anlaufen. Das Tier wurde gefangen und zur Behandlung bei Tierarzt Dr. Jähde in Großräschen erst einmal geröntgt, was den Anfangsverdacht bestätigte. Im Verdauungstrakt waren die verräterischen Metallteilchen zu sehen. „Zwölf Tage lang musste das Weibchen mit Dimaval behandelt werden, einem Mittel gegen Vergiftungen mit Schwermetallen wie Blei und Quecksilber. Unser finanzieller Rahmen ist eng, weshalb wir froh waren, dass die LEAG die Arztkosten übernommen hat.
Der Seeadler kam in meiner Pflegestation in ein Einzelgehege und musste anfangs über eine Magensonde ernährt werden. Als das Tier wieder begann selbst zu fressen und zu fliegen, wussten wir, dass sie über den Berg war.“ 27 Tage nachdem Heindel und Uhlmann den Seeadler eingefangen hatten, konnte er wieder gesund und munter im Bereich des ehemaligen - namentlich passenden - Tagebaus Greifenhain ausgewildert werden. Mittlerweile, so Uhlmann, sei das Tier wahrscheinlich in ein anderes Revier weitergezogen.
Endlich ist es soweit: Die Seeadler-Dame darf wieder zurück in die Freiheit fliegen. Hoffentlich auf Nimmerwiedersehen - zumindest in der Auffangstation, Foto: Gernod Heindel
„Das ist eine Erfolgsgeschichte und am Ende auch immer das Ziel: Die Tiere wieder auszuwildern“, sagt Heindel. „Es geht auch gar nicht anders! Der Platz ist begrenzt. Allein dieses Jahr haben wir 172 Tiere aufgenommen, bis zum Ende des Jahres werden es bestimmt über 300 werden. Insgesamt haben schon 4.250 Tiere die Station durchlaufen.
Vom Seeadler bis zum Zaunkönig haben wir eigentlich alles gesehen. Natürlich auch Säugetiere. Sie werden zu uns gebracht, weil sie verletzt sind, oder wenn Jungtiere allein und verwaist aufgefunden werden. Auch Alttiere, die nicht mehr können, kommen zu uns. Kurz: Alles was Hilfe und Unterstützung braucht. Nur wenn Behinderungen und Verletzungen zu so starken Einschränkungen führen, dass die Tiere weiter auf Hilfe angewiesen sind, bleiben sie in Reddern. Ein Storch zum Beispiel, der nicht mehr fliegen oder ein Seeadler, der nicht mehr jagen kann“, beschreibt der Förster.
„Zwar hat alles ganz klein mit einem Mäusebussard, einem Kolkraben und einer Waldohreule begonnen“, erinnert sich Heindel, „aber das ist lange her und inzwischen hat sich der gute Ruf der Auffangstation rumgesprochen.“ Ordnungsämter und Naturschutzbehörden, sowie Feuerwehr, Polizei und Tierheime kennen und schätzen Heindels Arbeit. Selbst über die angrenzenden Kreise hinaus sind er und seine Arbeit bekannt geworden. Berlin, Bayern, Sachsen - aus vielen Orten der Republik hat er schon Hilferufe erhalten.
Foto: Gernod Heindel
Wer den Helfern helfen will, kann laut Gernod Heindel jederzeit anrufen. Unterstützung sei immer erwünscht und jeder könne etwas beitragen, ist er überzeugt.
Die einen Hektar große „Auffang- und Pflegestation für verletzte und geschützte Wildtiere" Reddern ist in Altdöbern, Hauptstraße 3 im Schlosspark zu finden. Telefonisch kann man sich unter der Nummer 03543 4898 melden.
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