Im August beginnt das neue Ausbildungsjahr für angehende Mechatroniker und Elektroniker in der LEAG-Ausbildungsstätte in Jänschwalde. Das ist dann auch eine Premiere für einen jungen Mann, der hier vor gut zwei Jahren selbst noch die Schulbank drückte und im Elektronik-Kabinett Schaltkreise stöpselte. Der 25-jährige Otto Müller ist seit März 2022 jüngster Lehrausbilder der LEAG und soll im August selbst die Betreuung einer neuen ersten Klasse übernehmen. 

Es war ein kurzer, aber lehr- und erfahrungsreicher Umweg, der Otto Müller dahin zurückgeführt hat, wo seine berufliche Laufbahn einmal begann. 2020 hatte er nach drei Jahren Berufsausbildung in Jänschwalde, wo er in der AE-Warte Werk 1 des Kraftwerkes auch praktische Erfahrung im Betrieb sammeln konnte, sein Facharbeiter-Zeugnis als Elektroniker für Betriebstechnik erhalten. Danach arbeitete er in diesem Beruf im Werk IV des Kraftwerks Boxberg, bis er eine Stellenausschreibung der LEAG sah, dass Facharbeiter für den Ausbildungsbetrieb gesucht wurden.

Otto Müller (l.) war selbst Auszubildender bei der LEAG, hier im Einsatz auf Schicht in Jänschwalde, Foto: LEAG

Wissensvermittlung als Karriereziel

Exzellente Ausbildung – mehrfach wurde das der LEAG bescheinigt, darunter zweimal von der IHK Cottbus, Foto: LEAG

„Ich habe mir gesagt: Das ist es, was du machen möchtest, dein Wissen aus Ausbildung und Praxis an andere weitergeben. Ich bin ja schon immer ein ziemlich offener Typ und finde zu Kollegen jeder Generation einen guten Draht. Also habe ich mich beworben“, erinnert sich Otto Müller, der das auch als Werbung für seinen erlernten Beruf und die Ausbildung bei der LEAG begreift. „Elektroniker ist ein attraktiver Beruf mit Zukunft, das würde ich jedem jungen Menschen sagen. Wir haben hier bei der LEAG eine breit gefächerte Ausbildung über das normale Maß hinaus, und das kann man ein ganzes Berufsleben lang nutzen – egal ob man dann bei der LEAG arbeitet oder bei der Deutschen Bahn oder in einem anderen Unternehmen. Ich finde nur wichtig, dass die Perspektiven für junge Fachleute hier in der Lausitz entstehen und nicht anderswo.“ 

Die LEAG-Ausbildungsstätte in Jänschwalde befindet sich unmittelbar auf dem Kraftwerksstandort – so ist Praxisnähe von Anfang an garantiert, Foto: LEAG

„Karriereleiter, nicht Karrierefahrstuhl“

Die LEAG bietet ein breites Ausbildungsspektrum im technischen Bereich. Neu ist dazugekommen ist der Bachelor of Science (m/w/d), Studiengang Elektrotechnik, als ausbildungsintegriertes duales Studium, Grafik: LEAG

Der junge Cottbuser, der im Ortsteil Willmersdorf aufgewachsen ist, bekam die Stelle beim LEAG-Ausbildungsbetrieb auch, weil er konsequent an seiner Qualifizierung arbeitet. „Es heißt ja auch Karriereleiter und nicht Karrierefahrstuhl, und der Weg führt nun mal über Bildung, Bildung, Bildung“, sagt er. Vor seiner Bewerbung hatte er deshalb noch eine weitere Gelegenheit beim Schopfe gepackt.  Da er seinen Berufsabschluss mit einer Leistung über 89 Prozent abgeschlossen hatte, erfüllte er die Voraussetzungen für ein Stipendium der IHK, das jungen Facharbeitern bis 25 Jahren die Fortbildung zum Meister ermöglichen soll, einem Abschluss, der vergleichbar ist mit dem Bachelor im Studium. Auch der Meisterlehrgang war für ihn Anstoß, über die eigene berufliche Perspektive nachzudenken und sich als Ausbilder zu bewerben.

„Es steht ja die Frage, was möchtest du später mit dem Meister anfangen. Der soll ja nicht nur auf dem Papier stehen. Hier erweitert er meine berufliche Perspektive und kommt meiner neuen Aufgabe in der Ausbildung zugute“, erklärt er. „Der Meister-Lehrgang ist in drei wesentliche Bereiche aufgeteilt: Betriebsführung und Rechnungswesen; den fachspezifischen Elektronik-Teil und den AdA-Schein. Das heißt „Ausbildung der Ausbilder“, ist also der pädagogisch orientierte Teil. Mit einem Meisterbrief könnte man sich schließlich auch als Unternehmer selbstständig machen und selbst Nachwuchs ausbilden.“

Die Ausbildung bei der LEAG verläuft nicht nur im Kraftwerk, vieles wird in den Ausbildungswerkstätten erlernt, Foto: LEAG

Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung

In der Ausbildungsstätte Schwarze Pumpe werden unter anderen Industriemechaniker und Mechatroniker ausgebildet. Die Schweiß-Ausbildung in der Metallwerkstatt gehört seit dem ersten Lehrjahr dazu, Foto: LEAG

Bis zum Sommer, wenn er nach sechsmonatiger Einarbeitungszeit erstmals eine eigene Ausbildungsklasse übernehmen soll und in den Fächern Elektronik, Messen und Regelungstechnik unterrichten wird, unterstützt Otto Müller das LEAG-Ausbilder-Team in der Ausbildungsstätte Jänschwalde als Vertretung, beispielsweise dort, wo Corona zeitweise personelle Lücken reißt. Außerdem unterstützt er bei den Prüfungsvorbereitungen der neuen Jungfacharbeiter, die im Sommer auslernen.

„Auch dafür ist es gut, dass meine eigene Ausbildung und die Prüfungszeit noch nicht so lange zurück liegen. Ich kann den Auslernern sozusagen noch aus Azubi-Sicht Unterstützung und praktische Tipps für die Prüfung mitgeben“, meint Otto Müller. „Vielleicht hat man auch, wenn man noch so jung ist, als Ausbilder eine andere Sicht auf die Auszubildenden und das, was ihnen die Ausbildung erleichtern könnte – zum Beispiel die Nutzung moderner, digitaler Lernformen, die ein Thema oder eine Problemstellung für junge Leute greifbarer machen.“

Zurück in der Ausbildungsstätte Jänschwalde: Otto Müller ist jetzt Ausbilder hier, sein Tätigkeitsbereich unter anderem das Regelungstechnik-Kabinett, Foto: LEAG

Die Mischung ist ein Gewinn

Mit zwei Bewerbertagen stellt sich die Ausbildung in diesem Jahr vor. Dazu kommen Stände auf diversen Ausbildungmessen. Einfach mal unter www.leag.de/ausbildung nachsehen, wann der nächste Termin ansteht. Grafik: LEAG

Otto Müller wird auch selbst mit anpacken, um die Ausbildungsbedingungen für die kommenden Azubis ein Stück weiter zu verbessern. Im Sommer sollen die Fachkabinette in der Ausbildungsstätte Jänschwalde umgebaut werden. Und es soll auch Veränderungen bei den Ausbildungsschwerpunkten geben: „Wir wollen die Ausbildung in Regelungstechnik – das ist alles, was mit der Leittechnik im Kraftwerk zu tun hat – künftig von bisher einer Woche auf zwei Wochen erweitern“, erklärt er.

Die Mischung aus der Erfahrenheit der älteren Ausbilder und der Perspektive jüngerer Neueinsteiger in die Berufsausbildung, für die vor allem die Praxiserfahrung im Betrieb noch nicht so weit zurückliegt, kann ein großer Gewinn sein, ist sich Otto Müller sicher. Und da schimmert auch schnell wieder die Leidenschaft für seinen erlernten Beruf durch: „Bei der Arbeit als Elektroniker im Werk, wo wir in Boxberg neben der Elektronik der Kraftwerksblöcke auch für die Ver- und Entsorgung, also Kohleversorgung, Rauchgasentschwefelung und so weiter zuständig waren, geht es meist um Fehlersuche. Dafür ist die Ausbildung als Elektroniker zwar die Grundlage, aber man muss sich ständig weiterbilden, das hört nicht mehr auf. Zusammen mit den älteren Kollegen auf Fehlersuche zu gehen, Schritt für Schritt zu prüfen und am Ende den Fehler auch zu finden und auszuschalten, das war immer wieder neu spannend für mich und bereichert mit jedem Mal die Erfahrung. Und es ist auch eine große Verantwortung, die man trägt, denn da hängt die Stromversorgung für Tausende Menschen dran. Wenn man das alles praxisnah in schon in der Ausbildung vermittelt bekommt, dann erleichtert das später auch den Kollegen im Werk ihre Arbeit, denn sie müssen mit den technischen Details nicht mehr vom Urschleim anfangen.“

 

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.