Zu den bundesbesten Prüfungsabsolventen, die 2022 ihren Facharbeiterabschluss machten, gehört auch Hendrik Hellmuth. Der 25-Jährige ist bei der Lausitzer Energie Bergbau AG zum Eisenbahner im Betriebsdienst ausgebildet worden. Im Schichtbetrieb fährt er dort Züge, welche die Kohle aus den Tagebauen der Lausitz in die Kraftwerke transportieren. Für seine hervorragenden Prüfungsergebnisse und Leistungen während der Ausbildung, wurde er jetzt in Berlin im Rahmen der „Nationalen Bestenehrung in IHK-Berufen“ der DIHK, ausgezeichnet.

Wir treffen uns am Stellwerk 21. Der Zug steht bereits vorbereitet im Bahnhof, frisch beladen aus der Kohleverladung des Tagebaus Welzow-Süd. 16 Wagen mit je 60 Tonnen Rohbraunkohle. Hier übernimmt Hendrik seine E-Lok, die hochmodernisierte Baureihe EL2m.  Es beginnt mit der Prüfung von Lok und Wagen. Sand für die Bremsen muss „nachgetankt“ werden. Das ist besonders wichtig in der kalten Jahreszeit, wenn die Gleise stellenweise gefroren oder feucht sein können.

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Lausitz TV war mit Hendrik Hellmuth auf Schicht, anbei das Video via Youtube

Hendrik Hellmuth im Führerstand der Lok, Foto: LEAG

„Die Prüfungen zum Bremsprobeberechtigten und Wagenprüfer waren bereits in der Mitte des ersten Ausbildungsjahres“, erinnert sich Hendrik. „Ich hätte nicht gedacht, dass gleich zu Beginn so viel Theorie in so kurzer Zeit vermittelt wird und wir direkt im Anschluss die entsprechenden Prüfungen ablegen müssen. Da merkte man schnell, wie ernst es wird und man sich sehr anstrengen muss, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Ich war froh, als ich diese Hürde gleich am Anfang erfolgreich bestanden habe. Das gibt das nötige Selbstbewusstsein für alles Weitere.“

Dann klettert er die Leiter hinauf auf seine Lok. Nach weiteren Vorbereitungsarbeiten meldet er einige Minuten später dem Fahrdienstleiter des Bereichs Welzow 1 seine Abfahrbereitschaft: „Wir sind abfahrbereit in Gleis 328. Kann losgehen.“

Das Streckennetz des Zentralen Eisenbahnbetriebs der LEAG, kurz ZEB, umfasst hier 319 Kilometer Gleise. Sie verbinden Tagebaue und Kraftwerke, sichern die Versorgung mit Rohbraunkohle und den Abtransport von Asche und Gips, Foto: LEAG

Eigenes Reich mit Verantwortung

Vor der Fahrt noch der Sicherheits-Check: Sand für die Bremsen muss „nachgetankt“ werden, Foto: LEAG

Eigentlich mag Hendrik, der jahrgangsbeste Eisenbahner von 2022, gar keinen großen Wirbel um seine Person. Gefragt, was ihm an seinem Job als Lokführer eines Kohlezuges besonders gefällt, antwortet er spontan: „Man hat hier auf dem Führerstand seine Ruhe und sein eigenes Reich, es gibt klare Abläufe. Ich mag es, dass ich meine Arbeit selbstständig machen kann. Es ist eine verantwortungsvolle Arbeit mit einem so großen Schienen-Fahrzeug. Deshalb ist man auch sehr stolz Lokführer zu sein.“

Der wechselnde Schichtbetrieb ist mittlerweile auch kein Problem mehr für den 25-Jährigen aus Leuthen bei Cottbus. „Meinem normalen Rhythmus entspricht eher die Frühschicht“, sagt er. „Aber die Nachtschicht hat auch ihre Vorteile, zum Beispiel, dass ich nach dem Aufstehen direkt zum Training gehen kann und um die Mittagszeit frei habe, um das schöne Wetter zu genießen.

Unterwegs im Revier sind die Lokführer auf sich gestellt, rund 250 Lokführer arbeiten bei der LEAG, zwischen 20 und 65 Jahre sind sie alt. Foto: LEAG

Digitale Unterstützung für mehr Sicherheit

Alles in der Hand: Pult im Führerstand der Lok, Foto: LEAG

Während der Fahrt sorgt die Sicherheitsfahrschaltung (SIFA), als zusätzliche Überwachungseinrichtung, am Führerstand des Triebfahrzeuges dafür, dass der Lokführer wach und aufmerksam bleibt. Den Taster am Fahr-und Bremshebel oder das Pedal unter dem Führerstand muss er alle paar Sekunden bedienen, damit die Lok seine Dienstfähigkeit erkennt. Käme das Signal einmal nicht, würde der Zug automatisch bremsen und auf offener Strecke stehen bleiben.

Auch ansonsten ist alles hochmodern und digitalisiert im LEAG-Kohlezugverkehr. Bei den modernisierten Kohlezügen bekommt der Lokführer durch einen zusätzlichen Bildschirm im Führerraum den Bremszustand der Wagen, mögliche Störungen, sowie Entgleisungswarnungen, falls doch mal ein Radsatz aus dem Gleis springt, angezeigt. 

Die Fahrt endet schließlich im Kohlebunker des Kraftwerks Schwarze Pumpe. Hendrik bereitet die Lok für den ferngesteuerten Betrieb vor und steigt aus dem Führerstand. Er steuert die Lok nun von außen mit einer Funkfernsteuerung und muss die so Wagen bewegen, dass sie über den freien Bunkertaschen entladen werden können. 

Die Zugdichte im Revier richtet sich nach dem Bedarf der Kraftwerke und der Lieferfähigkeit der Tagebaue. Hier einer der Entladebahnhöfe, Foto: LEAG

Modern und digitalisiert

Vieles im Eisenbahnbetrieb ist inzwischen digitalisiert, beim Entladen der Wagen mit der Kohleladung muss der Lokführer aber noch selbst Hand anlegen, Foto: LEAG

An einer Digitalanzeige in der großen Halle kann er den Zielbunker und die Bunkerfüllstände erkennen. Dann öffnet er den Verschluss der Seitenklappen am Wagen, sodass die Kohle direkt in den Bunker rutschen kann.

Nicht immer ist es Rohbraunkohle aus dem Tagebau, um die es geht. Hendrik erinnert sich an seine Zeit als Auszubildender zurück, wo er im Rangierdienst in der Anschlussbahn Schwarze Pumpe und auf dem Rangierbahnhof in Spreewitz eingesetzt wurde. Dort kamen Dieselloks der Baureihen 203 und 293 zum Einsatz. Die Aufgabe der Lokführer hier bestand hauptsächlich darin Rangierarbeiten durchzuführen. Beispielsweise Leerzüge, die von der Deutschen Bahn an der Wagenübergabestelle zur LEAG im Bahnhof Spreewitz übergeben wurden, aufzulösen und die Wagen in ihre jeweiligen Beladungsanlagen zu befördern. Beladen, unter anderem mit Braunkohlenstaub oder Kohlebriketts, werden sie abgeholt und wieder zu Vollzügen zusammengestellt. Diese gehen dann zurück an die Deutsche Bahn und verkehren auf dem öffentlichen Netz der DB AG quer durch Deutschland.

Perspektive für die Zukunft

Nach seiner Ausbildung ist Hendrik Hellmuth von der LEAG als Lokführer in den Eisenbahnbetrieb übernommen worden. Dort möchte er auch sehr gerne auch bleiben. Als nächstes steht die Weiterbildung zum Fahrdienstleiter an, die im September beginnt. Und weitere Zukunftspläne? Das lässt der junge Lokführer noch offen: „Da ich das Abitur habe, wäre auch ein weiterbildendes Studium möglich, aber erst einmal möchte ich praktische Erfahrungen sammeln.“

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.