21.02.2018

Der 30-jährigen Cottbuserin Cassandra Wolter ist die Freude auch eine Woche nach der offiziellen Übergabe der Förderurkunde noch immer anzumerken: „Dass die Stiftung Lausitzer Braunkohle und das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) sich entschieden haben, eine junge Mutter zu fördern, finde ich ganz toll.“  

Pünktchen ist oft mit dabei, wenn Cassandra Wolter studiert, Foto: privat

Die Mutter einer sieben Monate alten Tochter studiert in Greifswald an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Medizin. Ärztin wollte sie schon immer werden. Doch die harten Auswahlkriterien für Medizinstudenten machten dies nicht sofort nach dem Abitur möglich. Cassandra Wolter entschloss sich für eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. Ein Pflichtpraktika dafür absolvierte sie in einer Kinderklinik. „Mit Kindern zu arbeiten hat mich sehr berührt und mein ursprünglicher Wunsch, Ärztin zu werden, wurde während der Praktika wieder geweckt“, erzählt sie mir.

Mit Kleinkind im Hörsaal

Drei Jahre sammelte sie als Ergotherapeutin in Potsdam Erfahrungen im Umgang mit Patienten. 2014  begann sie ihr Medizinstudium in Greifswald mit dem Ziel, Kinderärztin zu werden. Im Sommer 2017 kam ihre Tochter zur Welt. Lilou-Evelin, die von allen nur Pünktchen genannt wird, war nicht geplant aber herzlich willkommen bei Cassandra Wolter und ihrem Partner. Der fährt zur See. Für die junge Mutter heißt das, die Verantwortung und vor allem die Organisation von Studium mit Kind meistenteils selbst zu tragen. Bisher musste das alles ohne Kitaplatz gehen. Die sind in Greifswald rar. Pünktchen ist deshalb Stammgast im Hörsaal. „Das hat bisher sehr gut funktioniert“, berichtet Cassandra Wolter. So gut, dass sie die Chance genutzt und auf ein Freisemester verzichtet hat.

Auf jeden Fall zurück nach Cottbus

Cassandra Wolter bei der Übergabe des Stipendiums mit Stiftungsratsvorsitzender Dr.-Ing. E.h. Michael von Bronk und Klinikum Geschäftsführer Dr. med. Götz Brodermann 

Jeder Medizinstudent muss während seines Studiums verschiedene Praktika – genannt Famulatur – absolvieren, zwei davon in einem Krankenhaus. Die Cottbuserin wollte diese gern in ihrer Heimat machen und schaute sich auf der Internetseite des CTK nach entsprechenden Möglichkeiten um. Dort sah sie dann die Ausschreibung für das gemeinsame Stipendium, das die Stiftung Lausitzer Braunkohle und das CTK ausloben. „Ich war gleich begeistert auch weil ich eine Wunschklinik angeben konnte. Ich möchte auf jeden Fall zurück nach Cottbus nach dem Studium. Heute schon zu wissen, wo ich später arbeiten werde, ist für mich eine zusätzliche Motivation“,  erzählt die zielstrebige junge Frau. Sie bewarb sich sofort.
Diese Motivation ist genau das, was sich die Kooperationspartner Stiftung Lausitzer Braunkohle und CTK von ihrem neuen Stipendium erhofft haben und was Stiftungsratsvorsitzender Dr.-Ing. E.h. Michael von Bronk und Klinikum Geschäftsführer Dr. med. Götz Brodermann so zusammengefasst haben: „Wir wollen jungen Medizinern einen Anreiz schaffen, in ihrer Heimat, der Lausitz, Fuß zu fassen und damit auf Dauer die medizinische Versorgung in der Region sicher zu stellen.“ Das ist wiederum ein Faktor, der aus Stiftungssicht auch Fachkräfte anderer Berufsfelder für die Lausitz gewinnen kann und soll.

Hier am CTK in Cottbus sieht Cassandra Wolter ihre berufliche Zukunft, Foto: CTK

Herzblut für den Arztberuf

Mit Cassandra Wolter bewarben sich etwa neun weitere Medizinstudentinnen und –studenten.  Etwa ebenso viele erkundigten sich nach dem Stipendium, erfüllten jedoch die Bedingungen nicht, da sie schon zu weit fortgeschritten waren mit ihrem Studium. Die Wahl der CTK-Geschäftsführung fiel auf die junge Mutter. Vievien Lindner, Referentin der Geschäftsführung erklärt das so: „Die fachlichen Voraussetzungen waren bei Frau Wolter gegeben. Anderenfalls hätten wir sie gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen.“ Was die Verantwortlichen des Klinikums überzeugt hat, war Cassandra Wolters Auftreten bei diesem Gespräch. „Sie kam mit ihrem Kind zu uns“, erinnert sich Lindner. „Und beide wirkten so ruhig und ausgeglichen. Sie ist so ein warmherziger Mensch mit viel Herzblut für den Beruf des Arztes“, fährt Lindner fort. Das habe den Ausschlag für Wolter gegeben. „Sie passt einfach zu uns“, fasst die Referentin zusammen.

Als Arzt in der Lausitz Fuß fassen     

Kinderbetreuung ist ein Muss für angehende Ärtze und Ärztinnen, denn im OP haben Kinder keinen Zutritt, Foto: CTK

Ab Mai hofft Cassandra Wolter ganz fest auf einen Kitaplatz für Pünktchen. Dann beginnt die sogenannte Lehre am Krankenbett. Da könnte die Kleine nicht mehr dabei sein. 

Die 500 Euro, die die Ärztin in spe monatlich von der Stiftung Lausitzer Braunkohle bis zum zweiten Staatsexamen bekommt, will sie unter anderem für die Kinderbetreuung nutzen. Eis essen gehen, eine neue Jacke für Pünktchen, sich bei Freundinnen, die die Kleine mal hüten, mit einer Einladung zum Essen bedanken – über all das muss sie sich dann keine Gedanken mehr machen.

Wenn alles weiterhin so gut klappt, absolviert Cassandra Wolter im Oktober 2019 ihr zweites Staatsexamen. Dem folgt das praktische Jahr als Ärztin. Einen Teil davon wird sie dann schon im Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum bestreiten. Ab Januar 2021 könnte man sie dort dann als Kinderärztin sehen.  

Zur Stiftung:

Stiftung Lausitzer Braunkohle

Die Stiftung Lausitzer Braunkohle wurde 2004 mit Sitz in Cottbus gegründet. Ihr Ziel besteht vor allem darin, Initiativen zu unterstützen, die vom Engagement der Menschen in der Region Lausitz leben und auf deren aktive Mitarbeit abzielen. Die Förderung nachhaltiger Projekte steht dabei im Mittelpunkt. Ebenso gehört die Förderung von Studierenden mit einem Bezug zur Lausitz zum Studienzweck. So wurde im Jahr 2017 das Projekt „Biene macht Schule“ an der Umweltschule Dissenchen gefördert. Seit 2016 haben die Kinder der Kita „Anne Frank“ die Möglichkeit, an der Baustelle Cottbuser Ostsee zu sehen, wie Rekultivierung in der Praxis aussieht. 

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

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