Homeschooling, Lernplattformen, Klassen-Video-Chats und papierlose Hausaufgaben: Durch die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Klassenzimmer den Turbo eingelegt. Eine Herausforderung für Eltern, die in der Jonglage zwischen Homeoffice und Homeschooling alle Bälle in der Luft halten müssen – auch wenn das Internet streikt, der Terminplan platzt oder das Hausaufgaben-Portal (manchmal auch das Kind) überlastet ist. Ebenso wie für die Kleinsten, die plötzlich Kompetenzen und Disziplin an den Tag legen müssen, während sie aus ihrem gewohnten Alltag gerissen sind, ihre Freunde vermissen und gezwungen sind, einen völlig neuen Rhythmus zu entwickeln.
Testzentrum, Begegnungs- und Lernstätte und vieles mehr – eine der Niederlassungen des DRK in der Berliner Straße 23 in Weißwasser in der auch Heike Marko arbeitet, Foto: DRK
Hallo Frau Marko. Schön, dass Sie Zeit finden mit uns zu sprechen. Wie geht es Ihnen?
Gut, auch wenn gerade natürlich viel zu tun ist. Ich bin in unserem DRK-Testzentrum in Weißwasser eingebunden wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen, um möglichst vielen Menschen einen Corona-Schnelltest zu ermöglichen.
Eine wichtige Aufgabe. Wie sieht es denn unter diesen Umständen mit dem Projekt „Homeschooling – Lernen in der digitalen Welt“ im Augenblick aus?
Wie Sie sich vorstellen können, sind unsere geplanten Veranstaltungen im November und Dezember dieses Jahres leider nicht mehr realisierbar. Wir wollen die Unterrichtseinheiten aber mit ins nächste Jahr ziehen und hoffen, im Februar oder März wieder starten zu können – in Präsenz. Anders lässt sich ein so komplexes Thema nicht vermitteln. Das Miteinander und der Dialog sind entscheidend. Kinder und Eltern sollen ja besonders die Anwendung des Wissens vermittelt bekommen.
Wissensvermittlung. Hört sich nach Frontalunterricht an – oder wie muss ich mir so einen Kurs denn eigentlich vorstellen?
Interessant, einfühlsam und mit Spaß am Lernen, so vermittelt Pädagoge Nico Sonnabend (1. v.l.) die Lerninhalte in den Kursen, Foto: DRK
Unser Angebot richtet sich zurzeit an Vorschulkinder, das heißt die Jungen und Mädchen sind zwischen fünf und sieben Jahre alt. Die Inhalte werden eher spielerisch vermittelt. Mein Kollege Nico Sonnabend übernimmt als Mentor hier die Gestaltung. Er ist Pädagoge und besonders geschult im Umgang mit den Kindern und Eltern.
Außerdem sind die Gruppen nicht so groß. Zwischen fünf und acht Kinder nehmen mit einem oder beiden Elternteilen daran teil. Das macht es angenehm.
Länger als anderthalb Stunden geht es pro Einheit nicht. Schließlich sollen alle gut mitkommen und die neuen Informationen verstehen und verarbeiten können. Die acht bis zehn Unterrichtseinheiten bauen aufeinander auf. Wir wiederholen das Erarbeitete auch, um es zu festigen.
Das ist interessant. Bedeutet das also, die Lerngruppe aus Kindern und Eltern bleibt für die Dauer des Kurses konstant zusammen?
Hier kann jeder mitmachen! Die meisten Kinder kennen sich vorher nicht und haben unterschiedliche Hintergründe. Gerade das macht das gemeinsame Lernen so bunt und lässt nicht selten neue Freundschaften entstehen, Foto: DRK
Genau! Das hat den Vorteil, dass man am gleichen Wissensstand wieder ansetzt. Aber viel wichtiger finde ich den Nebeneffekt, der dabei entsteht. Oftmals ist die Lerngruppe nämlich bunt gemischt. Menschen, die sonst nur wenige Berührungspunkte haben und sich wahrscheinlich nie kennen gelernt hätten, kommen plötzlich ins Gespräch und es werden Gemeinsamkeiten deutlich, obwohl die Hintergründe oft völlig verschieden sind.
Unter den Kindern entwickeln sich neue Freundschaften, der oder die aus dem Kurs müssen ganz dringend zur Geburtstagsfeier eingeladen werden, weil man sich so gut versteht. Da steht man als Betreuerin dann daneben und es ist ein richtiger Glücksmoment. Wirklich. Das ist neben dem reinen Wissenstransfer das Besondere daran.
Apropos Wissen: Welche Kompetenzen vermitteln Sie eigentlich?
Hauptsächlich geht es um den Umgang mit Apps, digitalen Medien und entsprechenden Endgeräten. Wie erkennt man zum Beispiel, ob eine App kostenpflichtig ist und tappt nicht in eine Abo-Falle? Unter uns: Da habe sogar ich sehr aufmerksam zugehört und noch was gelernt. (lacht)
Dann geht es auch darum, Eltern kinderfreundliche Apps näher zu bringen und sie zu sensibilisieren. Was ist gut für mein Kind, was darf es nutzen, was eher nicht? Zocken – aber altersgerecht, kontrolliert und möglichst sinnvoll. Wie gestalte ich diesen Alltag praktisch mit meinem Kind? Beispielsweise stellen wir kleine Lernspiele vor, wie eine Mathe-App die kindgerecht „Vorgänger und Nachfolger“ im Zahlensystem erklärt.
Über die Erfahrungen, Probleme und Erfolge tauschen wir uns im Kurs dann auch weiter aus und suchen nach Lösungen. Von den Kindern wird das Konzept ebenfalls toll angenommen. Zuhause, aber auch in der Kita, wo die Mädchen und Jungen anderen Kindern zeigen und erzählen, was sie gelernt haben.
Die Resonanz würden Sie also durchweg als positiv bezeichnen?
Ja, wir haben tolles, positives Feedback bekommen, was uns natürlich bestärkt, weiterzumachen. Besonders schön fand ich, dass selbst eine Kollegin von mir mit ihrem Kind gern an dem Kurs teilnehmen würde. Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Die Rückmeldung war sogar so gut, dass wir jetzt Gespräche aufgenommen haben und unser Angebot vielleicht sogar für Kinder der 1. Klasse erweitern wollen. Dazu gibt es parallel gerade Gespräche. Wir sind gespannt!
Der Bedarf ist jedenfalls da. Unser besonderer Dank gilt der Stiftung Lausitzer Braunkohle, ohne deren Unterstützung das Projekt nicht so erfolgreich hätte werden können.
Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit, Frau Marko. Verraten Sie uns am Ende noch, wie man sich für den Kurs einschreiben kann?
Das ist ganz einfach. Entweder Interessierte melden sich per Mail unter: sozialarbeit(at)drk-weisswasser(dot)de oder quartiermanager(at)drk-weisswasser(dot)de.
Auch telefonisch sind wir erreichbar unter: 0176 12465167.
Weiterhin viel Erfolg mit dem Projekt. Wir wünschen Ihnen alles Gute und bleiben Sie gesund.