11.03.2024

Karla Georgi-Kruggel, Foto: privat

Prozessingenieurin für Wasseraufbereitung und Kraftwerkschemie. Kein Beruf, in den es viele Frauen zieht, würde man meinen. Zumindest nicht, als Karla Georgi-Kruggel vor über 20 Jahren den Berufseinstieg wagt. Die Oberlausitzerin studierte damals noch in Zittau und schrieb im Jahr 2003 ihre Diplomarbeit im Kraftwerk Boxberg. Nur ein Jahr später bewarb sie sich für das Trainee-Programm im Kraftwerk Lippendorf, wurde angenommen und verlagerte ihren Lebensmittelpunkt zusammen mit ihrem Mann nach Leipzig. Wie es ihr seither ergangen ist und warum ihr Job für sie auch nach zwei Dekaden noch immer spannend ist, erzählt sie im Blog.

„Als ich mich dazu entschieden habe, zu studieren, sollte es etwas Naturwissenschaftliches sein. Das war mir früh klar“, erinnert sich die heute 42-Jährige an ihre berufliche Anfangszeit. „Ich wusste, dass mir die sogenannten MINT-Fächer liegen und ich finde bis heute, dass jeder das lernen sollte, was ihn begeistert. Dass es in dieser Fachrichtung damals nur wenige Frauen gab, hat mich nicht abgeschreckt. Im Gegenteil, ich fand das spannend. Die Ausrichtung meines Studiums auf Kraftwerkstechnik  hat sich dann im Laufe der Zeit ergeben, als mir klar wurde, dass mich der Mix dieses Fachgebiets besonders anspricht. Verfahrenstechnik ist vielseitiger als reine Chemie oder bloßer Maschinenbau und vereint viele Komponenten.“

Karla (li.) im Außeneinsatz auf dem Kraftwerksgelände bei ihrer täglichen Arbeit, Foto: LEAG

Vielseitige Herausforderungen

Dieser Eindruck habe sich dann in der Praxis auch fortgesetzt, berichtet Karla weiter. „Jeden Tag wird man im Arbeitsalltag mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Mein Betätigungsfeld ist vielseitig: Pumpentechnik, Rohrleitungssysteme, Umweltthematiken, Gewässerschutz und Gefahrgutfragen. Die Liste könnte ich noch fortsetzen, es wird jedenfalls nie langweilig. Und vor allem ist man als Prozessingenieurin immer nah dran am Geschehen. Das ist kein Schreibtischjob! In die Anlage zu gehen, Zustände und Fehler selbst in Augenschein zu nehmen, mit den Kollegen und Kolleginnen zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen, das macht es für mich aus. Nach all der Zeit lerne ich immer noch jeden Tag dazu. Als zum Beispiel erstmals nach 21 Jahren Betrieb Ionenaustauscherharze in der Kondensataufbereitung getauscht werden mussten, mussten wir ganz genau planen, wie wir es anpacken wollen und uns die beste Vorgehensweise überlegen. Sonst hätte wir die gesamte Anlage schädigen können. Dank der guten Vorbereitung hat alles geklappt – selbst wenn wir an der ein oder anderen Stelle doch umdenken und improvisieren mussten. Solche Erfolge machen einen natürlich stolz.“

Kraftwerksstandort Lippendorf, Foto: Andreas Franke für LEAG

Aufgestellt für die Zukunft

Diese Flexibilität ist etwas, das sich für die Ingenieurin durch ihre berufliche Laufbahn zieht. Im Moment wendet sie ihre Expertise nämlich nicht nur im bestehenden Kraftwerk Lippendorf an, sondern bringt sich auch aus eigenem Antrieb bei der Planung des neu entstehenden H2-ready Gaskraftwerks am Standort ein. „Das Thema Wasserversorgung wird auch dort eine Rolle spielen“, weiß sie.

Women@LEAG

Anlässlich des Internationalen Frauentags präsentieren wir die Porträtreihe "Women@LEAG", die den starken Frauen bei der LEAG gewidmet ist. In unserem Unternehmen haben unsere Kolleginnen seit jeher in den unterschiedlichsten Bereichen wichtige und verantwortungsvolle Positionen inne.

Wir glauben, dass es nicht nur inspiriert, weibliche Erfolge, Herausforderungen und Perspektiven sichtbar zu machen, sondern auch wesentlich dazu beiträgt, mit Stereotypen zu brechen. Mit dieser Serie möchten wir die Leistungen von Frauen in unserem Unternehmen regelmäßig würdigen, nicht nur an einem einzelnen Tag im Jahr.

Erfahrung und Fachexpertise in ein solches Projekt einfließen zu lassen, bringt allen Seiten etwas. Ich habe schon bei vielen Wasserthemen mitgewirkt, mit unterschiedlichsten Messtechniken gearbeitet und weiß daher, was in der Praxis funktioniert und was nicht. Wenn man später vielleicht selbst Anknüpfungspunkte bei den neuen Anlagen hat, ist man einerseits schon komplett im Thema und andererseits kann die Gestaltung so erfolgen, dass die Bereichsingenieure reibungslos arbeiten können. Eine Win-Win-Situation, wenn sich die Leute vor Ort mit einbringen“, ist sie sich sicher.

Alles eine Sache des Teamworks. Ohnehin sei der Zusammenhalt im Kraftwerk auf Arbeits- aber auch auf persönlicher Ebene immer herausragend gewesen. „Zwar waren Frauen auf Ingenieursebene, als ich Mitte der Zweitausender im Kraftwerk Lippendorf angefangen habe, noch selten, aber das Kraftwerk ist relativ jung besetzt und es gab nie Berührungsängste. Das war zumindest mein Eindruck. Im Kollegium habe ich schnell Fuß gefasst. Alle ziehen hier an einem Strang. Schließlich hatten und haben wir dasselbe Ziel: Nämlich, dass das Kraftwerk sicher und störungsfrei läuft. Das ist der Job, unsere Aufgabe und dafür setzen wir uns jeden Tag ein.“

Familie, Job & Betriebsrat

Rückendeckung durch ihre Kolleginnen und Kollegen erfährt Karla auch, wenn es um ihre Arbeitszeitgestaltung geht. Als Mutter von zwei Töchtern ist sie dankbar für die Flexibilität, die ihr das Arbeitsumfeld ermöglicht.

Auch hier herrschen Verständnis und Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen. Homeoffice-Regelungen erleichtern es ihr zusätzlich, ihre Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen. Denn neben Familie und Job stemmt sie zudem als stellvertretende Betriebsratsvorsitzende des Kraftwerks Lippendorf wichtige Themen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens. Und das schon seit mehreren Wahlperioden. „Ich möchte etwas zurückgeben. Das ist meine soziale Ader“, beschreibt sie es lächelnd. „Mich für andere einzusetzen, ist mir ein echtes Anliegen und als Betriebsratsmitglied habe ich dazu die Möglichkeit. Außerdem bekommt man noch einmal ganz neue Einblicke.“

Und eben weil Karla so breit aufgestellt ist, blickt sie auch positiv in die Zukunft. Veränderungen gehören einfach dazu. „Ob nun im Bereich Chemie, Verfahrenstechnik oder bei Umweltfragen, ich bin mir sicher, dass sich bei dem breiten Spektrum an Know-how immer ein Platz finden wird, an dem ich mich einbringen kann. Ich blicke gespannt auf die kommenden Jahre und freue mich auf die Entwicklungen, die auf uns zukommen.“

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Juliane Krause

Autor

Juliane Krause

Seit April 2018 verstärke ich als Redakteurin das Kommunikationsteam der LEAG. Ursprünglich begann mein beruflicher Werdegang allerdings in der Welt des Bestellwesens. Als Quereinsteiger in die Welt der Worte bringe ich aus dieser Zeit meine mehrjährige Berufserfahrung mit, genau wie meinen offenen Blick. Abseits meiner ersten, journalistischen Erfahrungen der Vergangenheit freue ich mich jetzt darauf, an meinen immer neuen Aufgaben zu wachsen. Und gespannt bin ich natürlich auch – auf die Menschen und Geschichten, die mich erwarten! Denn wie sagte bereits einer meiner liebsten Autoren: „Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden größten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst.“

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