20.10.2021

Hinter den Energiekopplern stehen Irina Weiß, Tobias Heß und Jens Werner. Seit Juli 2018 sind sie ein Team, wobei Heß und Werner bereits zuvor an der Uni zur Steuerung und Überwachung dezentraler Energieanlagen gearbeitet haben. Heß mit Schwerpunkt Softwareprogrammierung und Werner mit Hauptaugenmerk auf der Elektrotechnik. Weiß übernimmt seit der Gründung der Energiekoppler GmbH im Januar 2020 den kaufmännischen Bereich. Im Fokus der drei stehen die wirtschaftliche Einbindung kleiner Energieanlagen in ein so genanntes Virtuelles Kraftwerk zur Flexbilitätsvermarktung (Flexibilitätswerk).

Knapp zwei Jahre arbeiten die Energiekoppler jetzt mit den LEAG energy cubes zusammen. Eine Kooperation, die sich bewährt hat: Die LEAG hat sich nun an dem Startup beteiligt und sichert so die Zusammenarbeit weiter ab.

Die Zeit rast für Jens Werner. Der Mitbegründer der Energiekoppler kommt gerade vom Branchentreff The smarter E aus München – eine der ersten Messen in Präsenz. „Die letzten Monate waren wir trotz Corona viel unterwegs, um unsere Produkte vorzustellen und die Energiekoppler bekannter zu machen“, erzählt Werner beim Telefonat. Die Pandemie hat hier durch virtuelle Formate sogar mehr möglich gemacht. „Dadurch war es möglich, vormittags in Dresden und nachmittags in Hannover mit dabei zu sein.“

Sieben Jahre Forschung als Basis

Nach sieben Jahren Forschung startete das Ausgründungsvorhaben 2017 unter dem Namen Combined Hybrid Energy Systems, kurz CHES. Werner hatte sich zusammen mit den Mitgründern Tobias Heß und Irina Weis sowie einem weiteren TU-Mitarbeiter gegen 80 andere Teams bei „Exist Forschungstransfer“ durchgesetzt und 600.000 Euro Forschungsgelder zum Schließen des Gaps zwischen Forschungsergebnis und Produkt eingeworben. Ihre Idee: Ein standardisiertes und automatisiertes Flexibilitätswerk zur Ferndiagnose und Steuerung dezentraler Energieerzeuger, Speicher und Verbraucher kleiner Leistungsklassen. Die “swarmBOX” verarbeitet Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarfe im Gebäude für alle angebundenen Anlagen und prognostiziert die Flexibilität des Anlagenbetriebs bereits vor Ort in der Box. Die Weiterverarbeitung erfolgt über den “swarmHUB”. Er erfasst weitere Informationen wie zum Beispiel Energiehandels- oder Wetterdaten und nimmt eine Einsatzplanung der vernetzten Energieanlagen vor, um zur Stabilisierung der Energieversorgung beizutragen oder die Vermarktung überschüssiger Leistung zu realisieren.

Die Beteiligung ist ein gelungenes Beispiel, wie wir mit gezielten M&A-Transaktionen und der Hilfe innovativer Startups das Wachstum unserer neuen Geschäftsfelder zusätzlich unterstützen können. Neben den neuen Geschäftsfeldern können natürlich auch unsere Fachbereiche des Kerngeschäfts von einer Kooperation mit Startups profitieren. Egal, ob Produkt- oder Prozessinnovation, viele Lösungen entstehen erst durch einen veränderten Blickwinkel. Bei der Suche nach geeigneten Projektpartnern unterstütze ich sehr gerne.“

Robert Klimpke
Innovationsmanagement der LEAG

Kooperation mit LEAG energy cubes

Harald Altmann, Leiter des Bereichs innovative Energielösungen bei der LEAG im Gespräch mit einer Kollegin, Foto: LEAG

Diese Technologie beeindruckt. Robert Klimpke, Innovationsmanager der LEAG, lernt das Startup über sein Netzwerk kennen und stellt 2019 den Kontakt zu Harald Altmann, dem Leiter des Bereiches innovative Energielösungen im Unternehmen her. „Wir waren gerade selbst dabei, Leistungen Virtueller Kraftwerke zur Fernsteuerung und Vermarktung verschiedenster Energieanlagen auf den Markt zu bringen“, erinnert sich Altmann. „Die Geschäftsidee der Energiekoppler hat uns sofort überzeugt.“ Das erste gemeinsame Projekt, in dem das Flexibilitätswerk der Energiekoppler und das Virtuelle Kraftwerk der LEAG zusammenwirken, war eine PV-Anlage mit über 1 MW Leistung an der Ostsee. Es folgten Praxistests an den LEAG-Dach-PV-Anlagen in Lübbenau und Cottbus. Ziel war die Erprobung und Überführung in ein Produktivsystem. „Mit ihrer Flexibilität und Vielseitigkeit ist die swarmBOX für uns die ideale Ergänzung, um Anlagen in unsere virtuellen Kraftwerke, die LEAG energy cubes, zu integrieren.”

Auf den Dächern der LEAG-Standorte in Lübbenau und Cottbus sind monokristalline Photovoltaikmodule mit einer Gesamtkapazität von ca. 535 Kilowatt (315 Watt pro Modul) installiert. Bei den Anlagen kommt die swarmBOX der Energiekoppler zum Einsatz, Foto: LEAG

Learnings und erste Erfolge

Jens Werner bei der Montage in Lübbenau, Foto: LEAG

In den letzten zwei Jahren haben die Energiekoppler sich enorm professionalisiert.  „Nach außen zeigt sich die Entwicklung nur langsam, in der Innensicht ist das anders: da läuft alles rasant und verlangt uns viel ab“, so Werner. „Wir sind im Januar 2021 erfolgreich in den Markt eingetreten und haben unsere Jahresziele vorfristig erreicht“, blickt Werner stolz zurück. Natürlich gab es auch Learnings: „Wir haben gesehen, dass die Technologie allein nicht ausschlaggebend ist für den Markterfolg. Aus ihr heraus muss ein Dienstleistungsangebot generiert werden, dass es dem Kunden so komfortabel wie möglich macht, bei uns anzudocken.“ Die Umsetzung zeige erste Erfolge: „Unser Angebot schlägt ein, es funktioniert im Sinne des Geschäftsmodells als auch von der Technik her. „Inzwischen ist die Technologie bei rund 250 Anlagen unserer Kunden erfolgreich im Einsatz“, bestätigt Altmann.

„Wir vom TGFS Technologiegründerfonds Sachsen freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit der LEAG, mit der wir einen ebenso erfahrenen, wie fortschrittlichen Energiedienstleister als Co-Investor an unserer Seite wissen. Unsere Kombination aus Kapitalkraft und Fachexpertise erlaubt es den Energiekopplern, ihren Wachstumskurs weiter fortzusetzen und die Energiewende von Dresden aus aktiv mit voranzutreiben. Damit leisten wir zugleich einen wertvollen Beitrag zum Strukturwandel in den vom Kohlebergbau geprägten Regionen Sachsens und darüber hinaus.“

Martin Liebsch
Investmentmanager TGFS Technologiegründerfonds Sachsen

Beteiligungen sichern Wachstum ab

Anlass für die LEAG, sich einen Anteil an den Energiekopplern zu sichern. Im Rahmen der im September 2021 abgeschlossenen Finanzierungsrunde sicherte sich die LEAG zusammen mit dem TGFS Technologiegründerfonds Sachsen 15 Prozent an dem bis dahin aus eigenen Mitteln gewachsenen Unternehmen Die Energiekoppler GmbH. „Mit der Beteiligung der LEAG und des TGFS sichern wir in erster Linie den personellen Ressourcenaufbau ab", so Werner. „Wir wollen unser Geschäft breiter aufstellen. Es ist uns wichtig, unser Unternehmen nachhaltig zu entwickeln und mit klarem Horizont die Profitabilität zu erreichen.“ Die Kooperation mit der LEAG zeigt Perspektiven und bezieht sich inzwischen vor allem auf die strategische Entwicklung. „Die Zusammenarbeit ist sehr vertrauensvoll und ist für beide Seiten ein Vorteil“, so Altmann. „Der Markt ist sehr dynamisch und wir suchen weiterhin innovative Konzepte – die ersten neuen Ideen stehen schon im Startblock.“

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....

 

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