05.02.2021

Fast zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass in der AKZENTE, dem damaligen Magazin, das sich um die Lausitzer Braunkohle drehte, Markus Milan Mettke von seinem Berufsleben im Bergbau erzählte. Damals war der gelernte Maschinist 33 Jahre alt. Wir knüpfen heute an seine Geschichte an und wollen von ihm wissen, wohin ihn sein Weg geführt hat und was aus seinen Plänen von damals eigentlich geworden ist. Denn so viel sei verraten: Dem Braunkohlebergbau der Lausitz ist er treu geblieben.

Die Arbeit im Homeoffice hat sich langsam, aber sicher in den Alltag integriert, Foto: Markus Mettke für LEAG


Markus, als du 2001 in der AKZENTE über dein Arbeitsleben erzählt hast, warst du Springer im Tagebau. Das heißt, du hast mit Abraum- und Kohlebaggern gearbeitet, manchmal auch auf der F60. Aber schon damals wolltest du dich verändern. Verrätst du uns, wo du jetzt nach über 35 Jahren Betriebszugehörigkeit im Jahr 2021 stehst?

Heute bin ich „Vocational Trainer“, also Ausbilder in der Berufsausbildung Bergbau Schwarze Pumpe in den Fachbereichen Metalltechnik und Hydraulik.
Das passt, schließlich habe ich 2007 meinen Industriemeister in der Fachrichtung Metall abgeschlossen. Und zusätzlich bin ich seit drei Jahren im Recruiting der gewerblich-technischen Ausbildung aktiv und führe Bewerbungsgespräche mit unseren angehenden Azubis.

Wenn die Ausbildung sich bei öffentlichen Auftritten, also Messen, Veranstaltungen und dergleichen präsentiert, bin ich mit dabei, erstelle Konzepte und betreue häufig unsere Stände.

Bei den IHK-Prüfungen der Industriemechaniker sitze ich zudem mit im Prüfungsausschuss. Wie man merkt: Vielseitigkeit ist mir wichtig und ich bin richtig zufrieden.

Apropos zufrieden: Was sind die Dinge, die du heute anpacken und verändern willst? Oder bist du ruhiger geworden?

Markus Mettke und Eisenbahner Phillip Radloff betreuen einen Messestand der Ausbildung in Weißwasser, Foto: LEAG

Auf keinen Fall. Eine meiner Charaktereigenschaften ist, dass ich wirklich ungeduldig bin. Wenn etwas zu langsam oder zu kompliziert ist, muss ich einfach darüber nachdenken, wie man es verbessern kann. Daraus sind schon viele Projekte entstanden, an denen ich mitgearbeitet habe und die die Berufsausbildung vorangebracht haben. Vor allem mit meinem Kollegen Mirko Harraß arbeite ich sehr gern und konstruktiv an solchen Erneuerungen.

Dazu zählt die Einführung der elektronischen Klassenbücher, die auf Excel als Hintergrundanwendung basieren und die Arbeit der Ausbilder wesentlich unterstützen. Als neuen Ausbildungsinhalt haben wir den 3D-Druck aufgenommen. Die Ergebnisse können sich inzwischen sehen lassen. Aktuell sammeln wir Erfahrungen mit der Additiven Fertigung. Das soll fester Bestandteil des Rahmenlehrplans für Mechatroniker werden. Immerhin nehmen solche Verfahren immer mehr an Bedeutung zu und da darf auch die Ausbildung nicht stehenbleiben.

Auszubildende der LEAG in Schwarze Pumpe vor ihrer Ausbildungsstätte für die Metallausbildung, Foto: Andreas Franke für LEAG

Was gefällt dir besonders daran, Ausbilder zu sein?

Die Arbeit mit den unterschiedlichen Azubis, ganz klar. Es kann aus pädagogischer Sicht sehr herausfordernd sein, aber am schönsten ist es für mich, wenn ich Interesse wecken kann. Man ist im Grunde wie ein Entertainer (lacht). Am wichtigsten ist es, dass die jungen Leute immer mitreden. Ich versuche ihnen von Anfang an zu zeigen, wo ihre Fähigkeiten, die sie bei uns im Kleinen lernen, später im Großen angewendet werden. Wie mal ihr Job aussehen könnte und warum ihre Ausbildung so wichtig ist. Da ich aus der Praxis komme, fällt mir das auch nicht schwer. Besonders daran sind eigentlich so gut wie alle sehr interessiert.

Stichwort: Berufsausbildung während Corona. Was kannst du uns darüber berichten?

Laptop, Tablet und Co. erweisen sich in Zeiten von Corona und Homeschooling als unverzichtbare Hilfsmittel der Ausbildung, Foto: Andreas Franke für LEAG

Mit der Covid 19-Pandemie hat sich der Unterricht natürlich verändert. Viele Lerneinheiten werden jetzt digital abgehalten. Zum Glück funktioniert das gut, denn alle Auszubildenden sind mit Tablets ausgestattet. Wir nutzen die Lernplattform Moodle als Azubiportal und haben uns Konzepte überlegt, um weiter unterrichten zu können. Wenn die Ausbildungsstätten wieder öffnen können, sollen unsere Azubis in ihren theoretischen Grundlagen sattelfest sein, damit die praktische Ausbildung vor Ort wieder Fahrt aufnehmen kann. Denn natürlich kann auch das beste Lernprogramm die Praxisübungen nicht ersetzen. Und was unsere kommenden Azubijahrgänge betrifft: Auch in der Corona-Zeit legen wir keine Pause ein. Die Bewerbungsgespräche gehen weiter, nur eben per Telefon oder Video. Da arbeiten wir jetzt viel mit Direktzusagen.

Ein Rückblick in die damalige Ausgabe der AKZENTE, Darstellung: Auszug AKZENTE 2001, Ausgabe 2

Als du vor knapp 20 Jahren in der AKZENTE erschienen bist, hattest du ein Duales Studium angefangen. Umreißt du uns kurz, wie du schließlich in der Ausbildung gelandet bist?

Genau. 2001 war ich Dualstudent für Wirtschaftsingenieurwesen an der Fachhochschule Lausitz. Aber wie so oft im Leben verläuft nicht immer alles nach Plan. Ich musste mein Studium für ein Jahr ruhend stellen, weil es familiäre Probleme gab. Meine Mutter erkrankte schwer und ich habe mich um sie gekümmert.

Ich hatte 2001 noch eine berufs- und arbeitspädagogische Qualifikation bei der IHK absolviert, blieb dann aber doch erstmal bei meiner Arbeit im Tagebau. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los, dass ich mich nochmal verändern wollte. Zu dieser Zeit war ich ausbildende Fachkraft und habe Azubis angeleitet. Dadurch, dass ich Englisch und Russisch spreche, konnte ich auch Trainees und Beflissene der Bergakademie Freiberg unterschiedlicher Nationalitäten gut betreuen. Das hat mir Spaß gemacht, denn ich war schon immer so eine Art „Erklärbär“ (lacht).

Aber ins Rollen kamen die Dinge erst in den Jahren 2004 und 2005. Ein Kollege aus der betrieblichen Ausbildung erzählte mir, dass sie noch Leute suchten. Also habe ich eine Initiativbewerbung eingereicht.

Im Tagebau hat Markus Mettke einiges erlebt. Das wohl Spektakulärste und Aufsehenerregendste geschah im Februar 2013 auf der Hauptarbeitsebene des Tagebaus Jänschwalde. Dort retteten er und seine Kollegen einem Mann das Leben, der einen Herzstillstand erlitten hatte. Dank des beherzten Eingreifens seiner Ersthelfer überlebte der Mann, berichtet Markus Mettke stolz. Hilfsbereitschaft und Courage sind wichtige Eigenschaften, die er auch seinen Auszubildenden vermittelt, Darstellung: Auszug Newsletter Mining & Generation, 2014

Nach Ideen des Künstlers Steffen Mertens entstanden 2019 in der Lehrschweißerei Schwarze Pumpe zwei Sisyphos-Figuren. Die Kunstwerke sind inzwischen auf dem Geisendorfer Berg zu besichtigen - ohne Helm und Arbeitshandschuhe, Foto: LEAG

Und so bist du schließlich zur Berufsausbildung gekommen?

Nein, so einfach war es dann doch nicht. Ich hatte mich auf eine Vollzeitstelle beworben, bekam aber nur eine Zusage für eine halbe Stelle als Ausbilder. Da aber die Möglichkeit bestand, später noch auf eine Vollzeittätigkeit hochgestuft zu werden, habe ich schnell zugegriffen. Dieses Wechseln zwischen zwei Tätigkeiten habe ich von Anfang an als Bereicherung und nicht als Belastung empfunden. Dann ging allerdings etwas schief. Durch Personalanpassungsmaßnahmen wurde die Stelle wieder gestrichen und ich hatte das Nachsehen. Eigentlich rechnete ich schon gar nicht mehr damit, dass meine Bewerbung überhaupt noch Erfolg haben könnte.

Doch dann, Ende 2013 – das weiß ich noch genau, denn es war nach der Nachtschicht – klingelte plötzlich das Telefon und die Stimme am anderen Ende fragte mich doch tatsächlich, ob ich noch Lust hätte, Ausbilder zu werden. Ich habe direkt ja gesagt. Trotzdem musste ich natürlich noch ein Bewerbungsgespräch durchlaufen. Dabei stand die große Frage im Raum, ob ich mit 45 nicht eigentlich schon zu alt für diesen Wechsel wäre. Allerdings haben alle Beteiligten ihre Meinung schnell geändert, als wir uns erstmal richtig kennen gelernt hatten und ich wurde angenommen.

Bis heute habe ich diese Entscheidung keine Sekunde bereut. Jetzt bin ich so richtig angekommen und kann sagen: Das hier ist genau das, was ich schon immer machen wollte. Das ist meins!

Vielen Dank für das Gespräch, Markus. Dir und den Auszubildenden wünschen wir weiterhin viel Erfolg.

 

 

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Juliane Krause

Autor

Juliane Krause

Seit April 2018 verstärke ich als Redakteurin das Kommunikationsteam der LEAG. Ursprünglich begann mein beruflicher Werdegang allerdings in der Welt des Bestellwesens. Als Quereinsteiger in die Welt der Worte bringe ich aus dieser Zeit meine mehrjährige Berufserfahrung mit, genau wie meinen offenen Blick. Abseits meiner ersten, journalistischen Erfahrungen der Vergangenheit freue ich mich jetzt darauf, an meinen immer neuen Aufgaben zu wachsen. Und gespannt bin ich natürlich auch – auf die Menschen und Geschichten, die mich erwarten! Denn wie sagte bereits einer meiner liebsten Autoren: „Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden größten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst.“

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