04.02.2022

Etwa 450 junge Menschen bildet die LEAG derzeit an ihren Ausbildungsstandorten Jänschwalde, Schwarze Pumpe und Lippendorf aus. Allein in den 2000er Jahren hat das Lausitzer Energieunternehmen etwa 3000 qualifizierte Jungfacharbeiterinnen und Jungfacharbeiter nach ihrer Ausbildung übernommen. Die Interessen des Fachkräftenachwuchses im Unternehmen werden durch die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) vertreten. Dazu gehören unter anderem Alexander Keil (25), E- und Leittechniker im Kraftwerk Jänschwalde, und Daniela Petow (18), Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement. Seitenblick sprach mit ihnen über ihre Arbeit in der JAV, die Stimmung unter den jungen Mitarbeitern und eine Studie der IASS, die diese Stimmung unterstreicht.

Alexander Keil engagiert sich für seine Kolleginnen und Kollegen in der Jugend- und Auszubildendenvertretung, Foto: Privat

Frau Petow, Herr Keil, wie wird man eigentlich Vertreter der Auszubildenden in der JAV?

Alexander Keil: Als ich 2016 bei der LEAG die Ausbildung zum Elektroniker anfing, habe ich mir gleich vorgenommen, mehr zu machen als nur die Ausbildung selbst. Ich finde es wichtig, dass die Interessen der Auszubildenden und jungen Mitarbeiter im Unternehmen gut vertreten werden. Man hat einen guten und engen Kontakt zur Ausbildungsleitung und kann gemeinsam vieles bewirken. Zufällig war schon ein paar Monate nach meinem Ausbildungsbeginn auch JAV-Wahl. Die vorherige JAV ist vorher durch die Ausbildungsklassen gegangen und hat für die Mitarbeit in der Interessenvertretung geworben. Ich war ja schon zum Klassensprecher gewählt worden. Da hatte ich also auch Rückhalt für die Wahl zur JAV. Zuerst war ich zwar nur Nachrücker, aber danach bin ich direkt wiedergewählt worden.

Daniela Petow:  Ich bin seit einem Jahr in der JAV, auch als Nachrücker für jemand anderen, der aus der Vertretung ausgeschieden ist. Anders als Alexander, konnte ich mich leider nicht vor der Wahl den Auszubildenden persönlich vorstellen, weil die Corona-Reglungen Versammlungen nicht erlaubten. Ich habe mich gemeldet, weil es mich interessiert und weil ich es wichtig finde, dass die Auszubildenden im Unternehmen eine Stimme haben.

Worum kümmert sich eine Jugend- und Auszubildendenvertretung? 

Alexander Keil: Die Aufgaben der Jugend- und Auszubildendenvertretung sind im Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Wir sind zum Beispiel dafür da, darauf zu achten, dass die Richtlinien für Jugendschutz und Arbeitsschutz eingehalten werden. Aber bei der LEAG haben wir einen sehr guten Standard in der Ausbildung, da gibt es nichts, was wir kontrollieren müssten. Wir beschäftigen uns also eher mit der Frage: Wie kann man die Ausbildung, die gut ist, für die Auszubildenden noch ein bisschen besser gestalten. Und darüber hinaus beschäftigt man sich mit individuellen Problemen der Auszubildenden.

Die Ausbildungsstätte in Jänschwalde ist der größte Ausbildungsstandort im Revier, hier werden auch die Azubis aus den Kooperationen mit anderen Unternehmen unterrichtet. Foto: LEAG

Was sind das konkret für Anliegen?

Alexander Keil: Wir haben zum Beispiel Auszubildende mit Migrationshintergrund. Da können wir uns einbringen, wenn es Verständigungsschwierigkeiten gibt. Oder ich erinnere mich an einen Snackautomaten in der Ausbildungsstätte in Jänschwalde, wo man nur Süßigkeiten bekommen konnte. Daran gab es Kritik und wir haben uns gemeinsam mit der Ausbildungsleitung darum gekümmert, dass dort auch belegte Brötchen angeboten wurden.

Daniela Petow: Wir fragen regelmäßig ab, ob es Sorgen oder Probleme gibt. Das ist nicht so oft der Fall, aber wenn es da etwas gibt, dann sind wir immer erreichbar. An uns können sich die Azubis immer wenden, wir sind ihr Sprachrohr. Auch wenn es um die Tarifverhandlungen zwischen Unternehmen und Mitarbeitervertretung geht, bringen wir uns im Interesse der jungen Mitarbeiter mit ein. Da geht es ja vor allem um die Sicherung der Ausbildung und der Ausbildungsqualität und um die weitere berufliche Perspektive im Unternehmen.

Daniela Petow ist Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement und auch bei der JAV dabei, Foto: privat

Dafür haben Sie ja gerade erst moralische Schützenhilfe durch die jüngste Studie der IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies) „Auszubildende im Lokalen Strukturwandel“ bekommen, für die Auszubildende der LEAG befragt wurden…

Alexander Keil: Ja, wir haben die Studie von Seiten des Unternehmens und der JAV unterstützt. Es ist gut, dass man das jetzt einmal Schwarz auf Weiß nach außen dokumentiert hat. Aber, da wir ja mit vielen jungen Mitarbeitern sprechen, war uns schon vorher klar, welche Antworten kommen würden. Die Azubis und auch die Jungfacharbeiter wollen vor allem eines: in der Region bleiben können. Und dazu brauchen sie eine möglichst langfristige Berufsperspektive mit ordentlich bezahlter und auch anspruchsvoller Arbeit.

Daniela Petow: Es ist wichtig, dass die Auszubildenden und jungen Mitarbeiter, die auch vom Kohleausstieg betroffen sind, im Strukturwandel nicht vergessen werden. Für sie gibt es ja kein Anpassungsgeld (APG), wenn ihr Job wegfällt. Und wenn er nicht wegfällt, und sie bekommen eine Anschlussperspektive bei der LEAG, was sich viele wünschen, und wir uns auch, dann besteht andererseits die Sorge, dass für den einzelnen der Arbeitsdruck mit der sinkenden Mitarbeiterzahl wächst. Das sind die Themen, wo wir uns einbringen und den Interessen der Azubis und Jungfacharbeiter Gehör verschaffen. Dafür wollen wir zum Beispiel den Zukunftstag am 2. März 2022 in Schwarze Pumpe nutzen. Wir wollen da Politik und Unternehmensvorstand auf eine Bühne bekommen und eine Gelegenheit für junge Mitarbeiter schaffen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dazu haben wir die Wirtschaftsminister der Länder Sachsen und Brandenburg eingeladen, und auch der LEAG-Vorstandsvorsitzende Thorsten Kramer und der Arbeitsdirektor Jörg Waniek haben zugesagt.

 

Stark für die Region: Die JAV macht die Jugendlichen in der Lausitz sichtbar, hier in Großräschen anlässliche der Tagung der Kohlekommission im Jahr 2018, Foto: LEAG

Klar ist aber auch, dass die LEAG im Zusammenhang mit dem Kohleausstieg in Zukunft weniger Mitarbeiter haben wird als heute. Wie sehen Sie und wie sehen die Auszubildenden vor diesem Hintergrund die Aus- und Weiterbildungkooperationen der LEAG mit anderen Unternehmen, die ja zum Teil ganz konkret zu Übernahmen durch die Deutsche Bahn AG führen sollen? 

Alexander Keil: Die Winterauslerner dieses Jahrgangs haben ja schon im vergangenen Jahr Informationen bekommen, wie es für sie nach dem Facharbeiterabschluss erst mal bei der LEAG und perspektivisch bei der Deutschen Bahn im Instandhaltungswerk in Cottbus weitergehen kann, dass sie dort die Möglichkeit haben, einen unbefristeten Arbeitsplatz am Standort Cottbus zu bekommen. Man kennt ja nicht 100 Prozent, aber so viel wie ich aus Gesprächen mitgenommen habe, nehmen das die Jugendlichen gut an. Ich denke, den Azubis ist klar, dass das eine Chance ist, auch langfristig bei gut bezahlter Arbeit in der Region zu bleiben.

Daniela Petow: Dass die Resonanz auf das Angebot gut ist, bestätigt auch die JAV der Deutschen Bahn, zu der wir gute Kontakte haben. Unsere Jungfacharbeiter kommen dort in jedem Fall, auch was die Mitarbeitervertretung betrifft, wieder in gute Hände. Und auch wenn wir auf der anderen Seite die jungen Fachkräfte natürlich gern bei der LEAG behalten hätten, unterstützen wir den Wechsel, weil uns ein Strukturwandel ohne Brüche am Herzen liegt und dafür ist es wichtig, dass junge Menschen hier in ihrer Heimat eine berufliche Perspektive haben.

 

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Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.

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