18.11.2022

Seit dem Jahr 2020 gilt für den Tagebau Nochten der aktuelle Sonderbetriebsplan Immissionsschutz. Darin sind die für den Tagebau genehmigten Werte bei Lärm und Staub festgehalten. Auch wenn LEAG bislang nachweisen kann, dass diese Werte eingehalten werden, nimmt der Unmut bei manchem Anwohner mit dem Abbaufortschritt des Tagebaus zu. Umso wichtiger, im Dialog zu bleiben und zu zeigen, mit welchen Investitionen in Millionenhöhe LEAG permanent den Stand der Technik umsetzt.

Drei Jahre sind vergangen seit dem LEAG das letzte Mal interessierte Bürger in Trebendorf und Schleife zu den Themen Lärm und Staub informierte. In der Zwischenzeit ist der Tagebau Nochten nah an die Gemeinde Trebendorf herangerückt und es wird, wie damals angekündigt, deutlich lauter - das bemerken vor allem die Bewohner, deren Grundstücke besonders nah am Tagebau liegen aber auch jene in der Ortsmitte von Trebendorf, wo die Geräusche der Tagebaugeräte ebenfalls hörbar sind.

In den kommenden Jahren rückt der Tagebau Nochten näher an die Gemeinden Trebendorf und Schleife, Karte: LEAG

Tagebaugeräusche – Umstand auf Zeit

Auf dem Kohlelagerplatz am Kraftwerk Boxberg herrscht Hochbetrieb: 24/7 wird Kohle aus den Tagebauen geliefert und verstromt, Foto: LEAG

Für einige Bewohner sind diese Geräusche schwer erträglich, gefährden vielleicht sogar die Nachtruhe, für andere Bewohner gehören sie zu einem Umstand auf Zeit, den es gilt, auszuhalten. Denn für viele sind Tagebaue und Kraftwerke der LEAG direkt oder indirekt Arbeitgeber. Und viele wissen, dass der Strom aus heimischer Braunkohle derzeit gebraucht wird wie lange nicht mehr. Dies macht sich auch im Tagebaubetrieb und damit bei den davon ausgehenden Emissionen bemerkbar. „Allein im Südrevier fördern wir in diesem Jahrrund 28 Millionen Tonnen Braunkohle. Um diese hohe Förderzahl zu erreichen, müssen alle Anlagen im Dreischicht-Betrieb laufen, das heißt also, nachts muss durchgearbeitet werden“, so der Referent für die Tagebaue Nochten und Reichwalde, Jan Seddig. Er reagiert damit auf den vorgebrachten Wunsch, die Nachtschicht im Tagebau ganz einzustellen. 

Optische Geräusche und Digitalfunk ersetzen nächtliche Durchsagen

Jens Höhna, LEAG-Immissionsschutzbeauftragter im Bergbau, im Gespräch mit einem Bürger beim Bürgerdialog in Trebendorf, Foto: LEAG

Durchsagen in der Nacht werden als besonders störend empfunden. Aus diesem Grund hat LEAG bereits vor Jahren nächtliche Durchsagen in der Zeit von 21 Uhr abends bis 6 Uhr morgens durch optische Signale und Digitalfunk ersetzt. Hierzu kam von Besuchern die Frage, ob bereits ab 19 Uhr auf Durchsagen verzichtet werden könne, da kleine Kinder zu dieser Zeit bereits schlafen. Jens Höhna, der LEAG-Beauftragte für den Immissionsschutz im Bergbau, nimmt diese Anregung auf, um sie mit den Tagebauverantwortlichen zu erörtern. Versprechen kann er an diesem Abend beim Bürgerdialog im Trebendorfer Haus der Vereine zwar nichts aber er versichert, zu tun, was möglich sei. 

Stand der Technik muss eingehalten werden

Lärmauffällige Tragrollen werden permanent ausgetauscht. Zuerst da, wo die Anlagen, den Orten schon besonders nah sind, Foto: LEAG

„Wir dämmen Lärm und Staub ein, so gut es technisch geht. Das ist unsere Richtschnur, denn die Grenzwerte aus den gesetzlichen Vorgaben für Lärm, die TA Lärm, gelten für einen Tagebaubetrieb, der an eine Lagerstätte gebunden ist, nur anhaltsweise“, erklärt Höhna. „Wir dürfen laut sein, aber nur wenn es leiser nicht möglich ist. Mit einem Lärmminderungskonzept müssen wir bei der zuständigen Behörde, dem Sächsischen Oberbergamt, nachweisen dem Stand der Technik zu entsprechen“, so Höhna. Dafür hat das Unternehmen konkrete Maßnahmen umzusetzen, die sich an dem Tagebaufortschritt und damit an der Lärmbelastung der Orte orientieren. „Gemeinsam mit dem Tagebau stimmen wir auf Basis eines Schallgutachtens, das von einem externen Gutachter erstellt worden ist, ab, welche Maßnahmen wann an der Reihe sind. Das reicht vom Wechsel der Tragrollen, über Kapselungen von Antrieben bis zur Beschichtung von Leitrollen, damit Metall nicht auf Metall reibt. Vor allem bei schnell laufenden Förderbändern sind Wechsel von lärmauffälligen Tragrollen an der Tagesordnung“, zählt Höhna Beispiele für Lärmminderungsmaßnahmen auf. 

Tausende lärmgeminderte Tragrollen an Bandanlagen im Einsatz

Im Frühjahr 2022 wurde die Förderrichtung der Vorschnittmassen im Tagebau Nochten von Nord- auf Südförderung umgestellt, Foto: LEAG

Dass nicht alles gleichzeitig erneuert werden kann, macht ein Blick auf die Zahlen deutlich. Bei rund 25 Kilometer Bandanlagen allein im Tagebau Nochten sind mehrere Tausend Tragrollen im Einsatz. Daher macht auch hier die Qualität den Unterschied. Der gemeinsam mit der BTU Cottbus-Senftenberg entwickelte Tragrollenprüfstand ermöglicht es, seit einigen Jahren genaue Vorgaben an die Hersteller von Tragrollen zu übermitteln, so dass die auf Basis dieser Vorgaben produzierten Tragrollen nicht nur leiser sind, sondern auch länger halten. Mit der Umstellung der Förderrichtung der Vorschnittmassen von Nord- auf Süd in diesem Frühjahr konnte LEAG die Bandanlagen für den Abtransport der obersten Erdschichten zudem von 14 auf acht Kilometer verkürzen und gleichzeitig eine Verringerung der Immissionen erreichen.  (Mehr unter Richtungswechsel in Tagebauen erfordern Großumbau | LEAG Blog)

Schematischer Lageplan des Immissionsschutzbauwerks Trebendorf, Stand November 2022, Karte: LEAG Karte

Damm-Wand-Bauwerk reduziert Lärm- und Staubbelastung

Im Frühjahr 23 werden 46 Sprühlanzen auf dem Dammbauwerk vor Trebendorf errichtet, Foto: LEAG

Eine weitere für alle Anwohner sichtbare Maßnahme zur Lärm- und Staubminderung ist das Immissionsschutzbauwerk zwischen Tagebau und Ortschaft. Das Damm-Wand-Bauwerk ist bereits auf über einem Kilometer Länge am Rande von Trebendorf errichtet, sechs Meter misst es in der Höhe. Ob diese Höhe ausreichend ist, daran zweifeln einige Besucher. Jens Höhna kann aufklären. „Über Gutachten haben wir untersuchen lassen, welche Höhe den Lärm am besten zurückhalten kann. Dabei kam heraus, dass selbst ein doppelt so hoher Damm keine wesentliche Verbesserung für den Lärmschutz erreichen würde. Nur ein Dezibel würde die Senkung betragen, das ist so gut wie nicht hörbar“, so Höhna und ergänzt, dass die damit mögliche Lärmreduktion mit Blick auf das dann dafür zu errichtende Bauwerk in keinem Verhältnis stünde.

Wassertechnische Anlagen ergänzen Damm-Wand-Bauwerk

Eine 800 Meter lange Nebelkanonengalerie im Tagebau soll im nächsten Jahr zusätzlichen Schutz vor Staub bieten, Foto: LEAG

Neben der Höhe interessiert die Besucher auch, wann die technischen Anlagen wie Sprühlanzen und Nebelkanonen zur Reduzierung der Staubimmissionen auf dem Damm errichtet werden, denn noch sei von den angekündigten Anlagen nichts zu sehen. Jens Höhna weiß auch, wie es damit weitergeht. „Im Frühjahr wird die Sprühgalerie auf der Dammkrone auf einer Länge von 1000 Metern errichtet werden – das sind 46 Sprühlanzen mit einem Abstand von 25 Metern zueinander -, zusätzlich werden wir Nebelkanonen auf einer Länge von 800 Metern tagebauseitig vor dem Damm aufbauen.“ Dadurch sollte auch die Staubbelastung gemindert werden. Doch ganz lässt sich diese nicht vermeiden, denn die Gemeinden Trebendorf und Schleife liegen nordöstlich des Tagebaus und damit in der Hauptwindrichtung aus Südwest. Gerade bei ungünstigen Wetterepisoden ist die Staubbelastung groß. Diese kommen zwar selten vor im Jahr, aber sie sind es, die bei den Bürgern für Ärger sorgen und das Gefühl einer hohen Belastung auslösen. Im Jahresdurchschnitt, so versichert Jens Höhna, werden die Grenzwerte für Staub aber eingehalten

Damm-Wand-Bauwerk soll sechs Kilometern lang werden

Themen aus der Rekultivierung waren beim Bürgerdialog ebenfalls präsent, vor allem Schutzpflanzungen und die forstliche Rekultivierung standen im Fokus, Foto: LEAG

Mit dem Fortschreiten des Tagebaus wird das Immissionsschutzbauwerk verlängert werden, weitere rund 1100 Meter sollen im kommenden Jahr hinzu kommen. In Summe wird es im Laufe der nächsten Jahre eine Länge von sechs Kilometern erreichen. Die Idee zu dem Damm-Wand-Bauwerk kam von der Arbeitsgruppe Immissionsschutz, in der Vertreter des Ortes und der LEAG gemeinsam über mögliche Minderungsmaßnahmen beraten. „Wir sind jederzeit offen für einen Dialog mit den Bürgern, denn so erreichen uns auch wichtige Vorschläge und wir erreichen hoffentlich Verständnis und Akzeptanz für unsere Arbeit“, zeigen sich Jens Höhna und Jan Seddig bereit für Gespräche. Weitere Bürgerdialoge sind damit so gut wie gesetzt. Und vermutlich wird der Gesprächsbedarf noch steigen, denn der Tagebau wird in seinem jetzigen Feld in den nächsten Jahren auch an den Orten Rohne und Mulkwitz vorbeischwenken, ehe ab dem Jahr 2030 die Kohleförderung im Teilfeld Mühlrose beginnt.  

 

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Lärmschutz in den LEAG-Tagebauen | LEAG Blog
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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.  

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