Das Wassercluster Lausitz

Der Wasser-Cluster-Lausitz e.V. (WCL) wurde 2016 gegründet, um den mit dem Strukturwandel einhergehenden Transformationsprozess in der Lausitz im Bereich Wasserwirtschaft zu begleiten. Darüber hinaus hat sich der WCL zum Ziel gesetzt, die vielschichtigen Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet Wasserwirtschaft zu dokumentieren und sich in die Problemlösungen für die Lausitzer Wasserwirtschaft einzubringen. Gemäß der drei Leitlinien Beraten | Bilden | Bewahren soll ein Wissensnetzwerk für die Herausforderungen, Aufgaben und Probleme der Wasserwirtschaft in der Lausitz entstehen. Mehr dazu unter www.wasser-cluster-lausitz.de

Mit der 1. Wasserkonferenz Lausitz Mitte März machen der Verein Wassercluster Lausitz und die BTU Cottbus-Senftenberg auf die Bedeutung der Wasserwirtschaft für den erfolgreichen Strukturwandel in der Lausitz aufmerksam.

Das Element Wasser begleitete Ingolf Arnold sein gesamtes Berufsleben lang. Bereits seit 1980 beschäftigte er sich in mehreren Teilgebieten des Lausitzer Reviers mit wasserwirtschaftlichen Zusammenhängen von Bergbau und Flusslandschaften, dann ab 1994 wurde ihm vom aktiven Bergbau die Gesamtverantwortung für die Wasserwirtschaft übertragen. Ein Thema, das ihn auch im Ruhestand nicht loslässt. Als Vorsitzender des Vereins Wassercluster Lausitz ist er an der 1. Wasserkonferenz Lausitz Bergbau-Wasser-Klima maßgeblich beteiligt. 471 Teilnehmer lockte die digitale Konferenz an, die Einwahl erfolgte in Cottbus, Dresden, Berlin und Hamburg bis hin nach Kapstadt. Die Umwelt-Ressorts der drei Bundesländer Brandenburg, Sachsen und Berlin waren beteiligt, das Medienecho groß. Ich sprach mit Ingolf Arnold dazu.

Klimawandel und Kohleausstieg als doppelte Herausforderung

Bergbau ist eng verknüpft mit der Wasserwirtschaft. „Was der Bergmann nicht über sein Wasser weiß, weiß niemand“, gibt Arnold dann auch gleich zu Beginn des Gespräches zum Besten. Mit dem Einfluss des Bergbaus lebe die Lausitz seit mehr als hundert Jahren. Doch jetzt stehe die Wasserwirtschaft der Region vor einer doppelten Herausforderung: Mit dem Ausstieg aus der Kohleverstromung und den damit verbundenen Stilllegungen der noch  vier aktiven Braunkohletagebaue in der Lausitz und bei gleichzeitigem Wandel des Klimas wird jeder Tropfen Wasser noch wertvoller. Vor dem Hintergrund der letzten drei trockenen Jahre zogen bei der 1. Wasserkonferenz Lausitz Wasserexperten aus den drei betroffenen Bundesländern ein Resümee. „Ohne erfolgreiche Wasserwirtschaft wird es auch keinen erfolgreichen Strukturwandel in der Region geben“, ist Arnold überzeugt. „Wasser ist sehr träge und man muss zeitig anfangen, tragfähige und nachhaltige Konzepte zu entwickeln, wie man mit den aus dem Kohleausstieg resultierenden wasserwirtschaftlichen Folgen umgeht.“ Aktuell stütze der aktive Bergbau den Wasserhaushalt der Lausitz – vor allem den der Spree. An dem Fluss hänge nicht nur der Spreewald, sondern auch die Trinkwasserversorgung Berlins. „Es ist eine sehr große Herausforderung und Verantwortung, die auf der Wasserwirtschaft in der Lausitz liegt,“ verdeutlicht Arnold.  

Die Wasserkonferenz Lausitz ist die erste Hybridveranstaltung seit langer Zeit in der BTU Cottbus. BTU-Präsidentin Prof. Gesine Grande eröffent die Veranstaltung als Hausherrin, Foto: BTU

Klarheit für die nächsten Jahre für Spree und Schwarze Elster

Ein Fakt, den die Zusage der Umweltministerien Brandenburgs, Sachsens und Berlins zur Konferenz unterstreicht. Alle drei Länder suchen übergreifend bereits nach Lösungen. „Das bedarf eines hohen Maßes an Abstimmung und Vertrauen. In den nächsten 4 bis 5 Jahren  muss Klarheit darüber gewonnen werden, wie die Wasserwirtschaft für die Region rund um Spree und Schwarze Elster funktionieren soll“, so Arnold.

Diskussion der drei Fachministerien, auf dem Podium (v.l.n.r.): BTU-Präsidentin Prof. Gesine Grande, Senatorin Regine Günther (Video-Schalte), Prof. Uwe Grünewald (Wasser-Cluster e.V.) und die Minister Wolfram Günther (Sachsen) und Axel Vogel (Brandenburg), Foto: BTU

Bergbau stützt Wasserhaushalt noch wesentlich

Der Bergbau greift seit Jahrzehnten in die statischen Grundwasserressourcen  der Lausitz ein. Vor Beginn des Bergbaus sorgte hochstehendes Grundwasser für die Fortleitung des Flusswassers. Dieses wird im Bereich der Tagebaue abgesenkt, wodurch der Fluss zunächst Wasser verliert. Doch die gehobenen Mengen werden zum Großteil dem Fluss wieder zugeführt.

Darstellung der Sumpfwasserstützung, Grafik: WCL

Spree liegt aktuell über ihrem natürlichen Leistungsvermögen

Ingolf Arnold bei der Wasserkonferenz Lausitz am 12. März in Cottbus, Foto: BTU

In der Zeit des Bergbaus liegt die Spree deshalb über ihrem natürlichen Leistungsvermögen. Dies wird sich neu regulieren. Die Spree wird sich wieder ihr natürliches Kleid anziehen – wie schon zuvor bei den Trockenperioden zum Beispiel in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts, einer übrigens vergleichbaren Situation,“ wie Arnold weiß. Doch anders als heute gab es damals keine Talsperren und andere Speichersysteme, um einen Ausgleich zu schaffen. Im Spreewald fielen viele Arme der Spree trocken. Eine Katastrophe für die Naherholungsgebiete. „Die letzten drei Trockenjahre haben gezeigt, dass die Talsperren und Speicher zusammen mit den Sümpfungswässern der Tagebaue und einer gezielten Regelung der Wasserbedarfe, wie sie aktuell über die Flutungszentrale erfolgt, in der Lage sind, Ausgleiche zu erzielen“ erklärt Arnold. So lag im Sommer 2020 der Anteil des eingeleiteten Sümpfungswassers im Bereich der Talsperre Spremberg in die Spree bei durchweg 50 %, an einzelnen Tagen sogar bei 70 Prozent des Gesamtabflusses der Spree.

Die Wetterstatistik Brandenburgs geht weit zurück und zeigt, dass sich trockene und nasse Jahre abwechseln, im Trend alle vier Jahre, Grafik: WCL

Wassercluster Lausitz wird weiter zur Diskussion laden

„Zusammen mit allen Wasserbedarfen inklusive der Flutung und Nachsorge der Bergbaufolgeseen haben wir eine große Aufgabe zu bewältigen“, so Arnold. „Die Konferenz belegt, dass alle Beteiligten diese Aufgabe annehmen und sich der Verantwortung mehr als bewusst sind. Wir als Verein werden den Prozess begleiten und immer wieder zur Diskussion einladen.“

Alle Informationen rund um die Konferenz inklusive aller Vorträge finden Sie in der Pressemitteilung des Vereins Wassercluster Lausitz.

Die nächsten Termine des Wassercluster Lausizt e.V. in Kooperation mit der BTU Cottbus sind :

13.04.2021, 17:30 – 19:00 Uhr: Gar nicht lustig hats die Forstpartie - wächst der Wald auch ohne sie? Wenn das Wasser knapp wird
von Dr. Dirk Knoche, Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften e.V. Finsterwalde

11.05.2021, 17:30 - 19.00 Uhr: Wassernutzungseffizienz in der Landwirtschaft
Prof. Dr. Dirk Freese, BTU Cottbus-Senftenberg

08.06.2021, 17.30 - 19.00 Uhr: Bedeutung und Merkmale von MOntanhydrologischen Modellierungen im aktiven und Sanierungsbergbau
Prof. Dr. Holger Mansel, Ingenieurbüro für Grundwasser Leipzig/WCL

13.07.2021, 17.30 - 19.00 Uhr: Historischer Abriss zur Trinkwasserversorgung unter Bergbaubedingungen sowie interessantes über den gesellschaftlich bedingten Wechsel der Versorgungsstrukturen zwischen 1990 und 1994
Ingolf Arnold und Wolfram Wollgam

Alle Infos zu den Veranstaltungen unter https://www.wasser-cluster-lausitz.de/

 

Andere Blogbeiträge zum Thema Wasserwirtschaft im Seitenblickblog: 
Cottbuser Ostsee füllt sich nach Plan
Flutungsstopp am Cottbusser Ostsee ist einkalkuliert
Trinkwasser, Spree und Ostsee im Einklang
und weitere

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....