06.10.2022

Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL)

... realisiert Management-, Reparatur- und Instandsetzungsleistungen für Fahrzeuge und Geräte der Bundeswehr in drei Instandsetzungswerken sowie fünf Niederlassungen mit über 60 Stützpunkten, einer Auslandsvertretung und einer Zentrale in Bonn – mit insgesamt circa 2.500 Beschäftigten.

Wiesel, Fennek, Fuchs und Boxer verbindet eine Gemeinsamkeit. Sie gehen in Doberlug-Kirchhain baden. Allerdings hat das nichts mit dem Tierreich zu tun, sondern mit einem besonderen Projekt der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, kurz HIL, und der LEAG-Tochter MCR Engineering Lausitz. Während der letzten Monate ist in dem ortsansässigen HIL-Werk nämlich eine sogenannte Watanlage entstanden, die essenziell für den Instandsetzungsprozess der zu wartenden Panzerfahrzeuge der Bundeswehr ist. Sebastian Daniel, Leiter Arbeitsvorbereitung der HIL in Doberlug-Kirchhain gibt uns am Einweihungstag der Anlage Einblicke in das Projekt.

Es ist Mittwoch, der 28. September 2022. Eine Traube aus Menschen versammelt sich, um auf dem traditionell militärisch genutzten Werksgelände der HIL, feierlich die Einweihung einer bislang einzigartigen mobilen Watanlage zu begehen. Mitarbeiter, Projektpartner und Presse tummeln sich um das über zweieinhalb Meter hohe Becken. Der große, blaue Container steht mit weit geöffneten Toren bereit. Ebenso wie ein Transportpanzer des Typs Fuchs, der heute als Anschauungsobjekt dient. Er wird schon kurze Zeit später anderthalb Meter tief im Wasser stehen.

Zur Einweihung der Watanlage am Standort Doberlug-Kirchhain treffen sich Mitarbeiter der HIL, Partner MCR und Pressevertreter, Foto: Heike Drasdo für HIL

Sebastian Daniel, Leiter Arbeitsvorbereitung der HIL in Doberlug-Kirchhain, Foto: LEAG

Waten – Was ist das eigentlich?

Sebastian Daniel arbeitet seit Mai 2021 bei der HIL. Der 39-Jährige erzählt mir, dass die Idee für eine eigene Watanlage vor allem Effizienzgründe hatte.

„Jeder Fuchs, der bei uns instandgesetzt wird, muss gewatet werden. Das ist Vorschrift und geschieht meist sowohl eingangs als auch ausgangs“, erklärt er. 

„Die meisten Bundeswehfahrzeuge haben die Fähigkeit, Gewässer zu durchqueren. Panzerwanne und Anbauteile müssen dicht sein und auch unter Wasser funktionieren. Das wird beim Waten überprüft. Bisher war es so, dass wir die Fahrzeuge übergangsweise am HIL-Stützpunkt Oberlausitz gewatet haben. Das war allerdings mit großem logistischem und kostentechnischem Aufwand verbunden. Nachdem der TPz Fuchs, ein sehr großes Fahrzeug, vor anderthalb Jahren in unser Portfolio aufgenommen wurde, haben wir uns mit der Idee getragen, eine eigene Watanlage zu errichten.“

Der über sieben Meter lange und über drei Meter breite FUCHS, gepanzertes, geländegängiges Radfahrzeug, wird präzise in das Watbecken manövriert, Foto: Heike Drasdo für HIL

MCR Engineering Lausitz macht das Rennen

Neben dem Fuchs werden zudem auch Wiesel, Fennek, GTK Boxer und BV206S hier geprüft, Foto: Heike Drasdo für HIL

„Als standortnaher Anlagenbauer mit jeder Menge Fachwissen und schließlich auch dem besten Angebot, gewann dann MCR die Ausschreibung. Im Januar platzierten wir den Auftrag, acht Monate später im August begann schon die Errichtung“, rekapituliert der Leiter der Arbeitsvorbereitung.

„Eine beachtliche Leistung. Der Zeitplan war eng und die Marktsituation schwierig. Die aktuellen Lieferschwierigkeiten bestimmter Steuerungskomponenten und Antriebsteile erhöhten den Druck zusätzlich. Aber der Ablauf der Zusammenarbeit war reibungslos und äußerst konstruktiv. Die LEAG-Tochter MCR hat ihre Leistungsfähigkeit außerordentlich unter Beweis gestellt“, ist sich Sebastian Daniel sicher. 

„Die Auslastung der Anlage wird sich weiter erhöhen. Wöchentlich werden hier Fahrzeuge eines sich zukünftig ständig erweiternden Portfolios geprüft werden. Da sich unser Werk im Zuge des Projektes „Zukunft HIL“ bis 2031 zum Radkompetenzzentrum entwickeln wird, ist die neue Watanlage ein bedeutender Meilenstein für uns. Wichtige Prüfungen selbst durchzuführen, unsere Instandsetzungskompetenzen erweitern und Know-how aufbauen – das sind unsere Ziele, um unter anderem mit hochwertigen Arbeitsplätzen zur positiven Entwicklung im Strukturwandel der Lausitz beizutragen.“

Die Steuerung der Anlage ist so konzipiert, dass auch eine Anpassung an künftig zu watende Modelle, die jetzt noch nicht im Portfolio enthalten sind, problemlos erfolgen kann, Foto: LEAG

Besondere technische Anforderungen an die Watanlage

Im Betrieb kann das Anlagengewicht bis zu circa 130 Tonnen betragen, Foto: LEAG

Neun Meter lang und ca. fünf Meter breit ist das Watbecken – also der wasserdichte Container. Der angeschlossene Tank mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Litern ist eines der wenigen Teile der Anlage, das zugekauft wurde. Ansonsten wurde fast jedes Teil von unseren Partnern von MCR geplant und gefertigt. Ein Pumpensystem mit einer Förderleistung von 3.600 Litern je Minute garantiert eine Füllzeit von unter 10 Minuten. Ein besonderer Clou der circa 34 Tonnen schweren Anlage: Durch ein Heizsystem im Tank, Ölabschider und dem Pumpensumpf können Watprüfungen auch noch bis zu einer Außentemperatur von -10°C vorgenommen werden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und ermöglicht es uns, zu waten, wenn andere Anlagen ihren Betrieb schon aufgeben würden. Eine weitere, wichtige Anforderung war die umweltschonende Wasseraufbereitung durch eine Filteranlage und Ölabscheider. So kann das Wasser wiederverwendet werden und wir haben die Sicherheit, dass kein Eintrag in die Umwelt passieren kann, auch wenn das Wasser mal verunreinigt wird“, hebt der Leiter der Arbeitsvorbereitung noch einmal heraus.

Bis zu einem Wasserstand von anderthalb Metern kann das Watbecken befüllt werden, Foto: LEAG

An diesem Tag jedoch geht alles glatt. Der TPz Fuchs fährt ein und nachdem das Tor elektrisch verschlossen und mechanisch verriegelt wird, rauscht das Wasser in die Anlage. Modernste Sensor- und Steuerungstechnik kommen hier zum Einsatz. Gesteuert von einem Schaltschrank, der von MCR-Mitarbeitern auf SPS-Basis programmiert wurde.

Der gesamte Vorgang vom Einfahren bis zum Ausfahren dauert in der Regel, je nach Füllhöhe, zwischen 20 und 30 Minuten. Nach exakt 28 Minuten ist die Vorführung vorbei und der Fahrer des Fuchs nach wie vor trocken – eine erfolgreiche, erste Feuer- oder besser Wassertaufe der neuen Watanlage in Doberlug-Kirchhain.

1/4 Foto: LEAG
2/4 Foto: Heike Drasdo für HIL
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4/4 Foto: Heike Drasdo für HIL

Foto: Heike Drasdo für HIL

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Juliane Krause

Autor

Juliane Krause

Seit April 2018 verstärke ich als Redakteurin das Kommunikationsteam der LEAG. Ursprünglich begann mein beruflicher Werdegang allerdings in der Welt des Bestellwesens. Als Quereinsteiger in die Welt der Worte bringe ich aus dieser Zeit meine mehrjährige Berufserfahrung mit, genau wie meinen offenen Blick. Abseits meiner ersten, journalistischen Erfahrungen der Vergangenheit freue ich mich jetzt darauf, an meinen immer neuen Aufgaben zu wachsen. Und gespannt bin ich natürlich auch – auf die Menschen und Geschichten, die mich erwarten! Denn wie sagte bereits einer meiner liebsten Autoren: „Die Neugier ist die mächtigste Antriebskraft im Universum, weil sie die beiden größten Bremskräfte im Universum überwinden kann: die Vernunft und die Angst.“