Sebastian Daniel, Leiter Arbeitsvorbereitung der HIL in Doberlug-Kirchhain, Foto: LEAG
Waten – Was ist das eigentlich?
Sebastian Daniel arbeitet seit Mai 2021 bei der HIL. Der 39-Jährige erzählt mir, dass die Idee für eine eigene Watanlage vor allem Effizienzgründe hatte.
„Jeder Fuchs, der bei uns instandgesetzt wird, muss gewatet werden. Das ist Vorschrift und geschieht meist sowohl eingangs als auch ausgangs“, erklärt er.
„Die meisten Bundeswehfahrzeuge haben die Fähigkeit, Gewässer zu durchqueren. Panzerwanne und Anbauteile müssen dicht sein und auch unter Wasser funktionieren. Das wird beim Waten überprüft. Bisher war es so, dass wir die Fahrzeuge übergangsweise am HIL-Stützpunkt Oberlausitz gewatet haben. Das war allerdings mit großem logistischem und kostentechnischem Aufwand verbunden. Nachdem der TPz Fuchs, ein sehr großes Fahrzeug, vor anderthalb Jahren in unser Portfolio aufgenommen wurde, haben wir uns mit der Idee getragen, eine eigene Watanlage zu errichten.“
MCR Engineering Lausitz macht das Rennen
Neben dem Fuchs werden zudem auch Wiesel, Fennek, GTK Boxer und BV206S hier geprüft, Foto: Heike Drasdo für HIL
„Als standortnaher Anlagenbauer mit jeder Menge Fachwissen und schließlich auch dem besten Angebot, gewann dann MCR die Ausschreibung. Im Januar platzierten wir den Auftrag, acht Monate später im August begann schon die Errichtung“, rekapituliert der Leiter der Arbeitsvorbereitung.
„Eine beachtliche Leistung. Der Zeitplan war eng und die Marktsituation schwierig. Die aktuellen Lieferschwierigkeiten bestimmter Steuerungskomponenten und Antriebsteile erhöhten den Druck zusätzlich. Aber der Ablauf der Zusammenarbeit war reibungslos und äußerst konstruktiv. Die LEAG-Tochter MCR hat ihre Leistungsfähigkeit außerordentlich unter Beweis gestellt“, ist sich Sebastian Daniel sicher.
„Die Auslastung der Anlage wird sich weiter erhöhen. Wöchentlich werden hier Fahrzeuge eines sich zukünftig ständig erweiternden Portfolios geprüft werden. Da sich unser Werk im Zuge des Projektes „Zukunft HIL“ bis 2031 zum Radkompetenzzentrum entwickeln wird, ist die neue Watanlage ein bedeutender Meilenstein für uns. Wichtige Prüfungen selbst durchzuführen, unsere Instandsetzungskompetenzen erweitern und Know-how aufbauen – das sind unsere Ziele, um unter anderem mit hochwertigen Arbeitsplätzen zur positiven Entwicklung im Strukturwandel der Lausitz beizutragen.“
Besondere technische Anforderungen an die Watanlage
Im Betrieb kann das Anlagengewicht bis zu circa 130 Tonnen betragen, Foto: LEAG
„Neun Meter lang und ca. fünf Meter breit ist das Watbecken – also der wasserdichte Container. Der angeschlossene Tank mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Litern ist eines der wenigen Teile der Anlage, das zugekauft wurde. Ansonsten wurde fast jedes Teil von unseren Partnern von MCR geplant und gefertigt. Ein Pumpensystem mit einer Förderleistung von 3.600 Litern je Minute garantiert eine Füllzeit von unter 10 Minuten. Ein besonderer Clou der circa 34 Tonnen schweren Anlage: Durch ein Heizsystem im Tank, Ölabschider und dem Pumpensumpf können Watprüfungen auch noch bis zu einer Außentemperatur von -10°C vorgenommen werden. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und ermöglicht es uns, zu waten, wenn andere Anlagen ihren Betrieb schon aufgeben würden. Eine weitere, wichtige Anforderung war die umweltschonende Wasseraufbereitung durch eine Filteranlage und Ölabscheider. So kann das Wasser wiederverwendet werden und wir haben die Sicherheit, dass kein Eintrag in die Umwelt passieren kann, auch wenn das Wasser mal verunreinigt wird“, hebt der Leiter der Arbeitsvorbereitung noch einmal heraus.
Bis zu einem Wasserstand von anderthalb Metern kann das Watbecken befüllt werden, Foto: LEAG
An diesem Tag jedoch geht alles glatt. Der TPz Fuchs fährt ein und nachdem das Tor elektrisch verschlossen und mechanisch verriegelt wird, rauscht das Wasser in die Anlage. Modernste Sensor- und Steuerungstechnik kommen hier zum Einsatz. Gesteuert von einem Schaltschrank, der von MCR-Mitarbeitern auf SPS-Basis programmiert wurde.
Der gesamte Vorgang vom Einfahren bis zum Ausfahren dauert in der Regel, je nach Füllhöhe, zwischen 20 und 30 Minuten. Nach exakt 28 Minuten ist die Vorführung vorbei und der Fahrer des Fuchs nach wie vor trocken – eine erfolgreiche, erste Feuer- oder besser Wassertaufe der neuen Watanlage in Doberlug-Kirchhain.