18.10.2017

Schon zum 49. Mal richtet das Institut für Verfahrenstechnik und Umwelttechnik an der Technischen Universität Dresden das Kraftwerkstechnische Kolloquium aus. Rund 780 Teilnehmer trafen sich in den letzten Jahren in Dresden, dieses Jahr werden nicht weniger erwartet. Auch die LEAG ist dabei.

Brandenburgs Staatsekretär im Wirtschaftsministerium, Hendrik Fischer, in Dresden, Foto: LEAG

Seit Dienstag dreht sich in Dresden alles um die Kraftwerkstechnik. Hendrik Fischer, Staatssekretär im Brandenburger Wirtschaftsministerium, forderte zu Beginn laut Medienberichten, dass die künftige Bundesregierung sich klar zur Braunkohle als notwendiger Brückentechnologie bekennen müsse. Es dürften keine voreiligen Schlüsse gefasst werden, die allein auf dem Prinzip Hoffnung basierten. Auch Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender der LEAG, zeigte in seinem Vortrag gestern auf, dass die Kapazitäten der Braunkohlenkraftwerke gebraucht werden. Regelfähige Kraftwerke könnten absehbar die deutsche Höchstlast in „kalten Dunkelflauten“ nicht decken.

Welchen Platz die Kraftwerkstechnik für braunkohlegefeuerte Kraftwerke einnimmt und was das Kolloquium ausmacht, besprach ich mit zwei weiteren Teilnehmern. Thomas Brunne gehört zum Team der LEAG, das sich ums technische Kraftwerksmanagement mit Schwerpunkt auf die Modernisierung und Effizienz der Anlagen kümmert. Zusammen mit dem Leiter des Bereiches, Thomas Hörtinger, referiert er am Mittwoch im Rahmen des Programmes über die Anforderungen und Betriebserfahrungen mit einem modernen braunkohlegefeuerten Kraftwerksblock.

Was macht für Sie das Kolloquium aus?

Thomas Brunne: Für mich ist es ein wichtiger Ort, um mit vielen Fachexperten aktuelle Kraftwerksthemen zu erörtern. 

Thomas Hörtinger: Und auf jeden Fall der Ort, an dem über die Energietechnik und -strategie von heute gesprochen wird und an dem die Herausforderungen der Zukunft aufgezeigt bzw. angerissen werden. Der jeweilige Fachkontakt mit Anlagen-Errichtern, Servicepartnern, der Wissenschaft und Behörden ist für unsere tägliche Arbeit eine wichtige Grundlage.

Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?

Thomas Brunne: Ich habe an der Technischen Universität Dresden studiert und komme fast jährlich sehr gern hierher zurück.

Thomas Hörtinger: Auch ich habe hier studiert und versuche jährlich an diesem hochwertigen Fachaustausch teilzunehmen. Hier fällt es mir immer wieder schwer, bei der Vielzahl der hervorragenden  und zum Teil internationalen Vorträge meine persönliche Vorauswahl einzuhalten.

Der Block R des Kraftwerks Boxberg ist eine der modernsten Braunkohlekraftwerksanlagen, Foto: Bernd Schnabel

Welchen Platz nimmt hier die Kraftwerkstechnik der braunkohlegefeuerten Kraftwerke ein? Ist das Interesse an diesen Anlagen nicht auslaufend?

Thomas Brunne: Braunkohleanlagen sind hoch komplex und technisch anspruchsvoll. Vor allem die weitere Senkung von Emissionen ist ein spannendes Thema. Ich bin überzeugt, dass wir die Anlagen noch Jahrzehnte benötigen werden. Mit dem Block R in Boxberg haben wir die neueste Generation dieser Technik im Unternehmen.

Thomas Hörtinger: Unsere Braunkohlenkraftwerke mit ihrer Technik haben entsprechend ihrem Stellenwert im Energiemix und ihrer Werthaltigkeit für die Versorgungssicherheit eine zentrale Rolle. Das Interesse an der Technik ist ungebrochen, wir sind der Garant der Versorgungssicherheit und werden die nächsten Jahrzehnte gebraucht. Eine Transformation der Energieversorgung in eine Zukunft geht nur mit uns und wir wollen diese mitgestalten.

Darüber hinaus werden in Dresden eine Vielzahl von Themen für alle konventionellen Kraftwerke wie Betriebsschäden, -erfahrungen, Schadensvermeidung, Instandhaltungsthemen, Emissionsminderung, Digitalisierung, Speicher, Cybersecurity und Netzdienlichkeit – um nur einige zu nennen – diskutiert.

Worauf kommt es beim Kraftwerksbetrieb heutzutage an?

Thomas Brunne: Um es knapp auf den Punkt zu bringen: Es kommt darauf an, den Strom dann zu liefern, wenn er gebraucht wird und das mit geringen Kosten und Umweltauswirkungen.

Stromerzeugung und -verbrauch aktuell in Deutschland, Quelle: www.smard.de

Was kennzeichnet eine moderne Anlage?

Thomas Brunne: Auf jeden Fall Flexibilität, ein hoher Wirkungsgrad und geringe Emissionen.

Thomas Hörtinger: Des Weiteren ist eine Systemintegration von Speichertechnologien und Erneuerbaren Energien anzustreben und die Weiterentwicklung wie z.B. die Digitalisierung und Netzdienlichkeit darf nicht vernachlässigt werden.

Warum lohnt es, weiter in diese Technik zu investieren?

 

Thomas Brunne: So lange nachts keine Sonne scheint und nur 1200 Stunden im Jahr wirklich ausreichend Wind weht, lohnen sich die Investitionen. Unsere Braunkohlenkraftwerke sind zudem deutlich kostengünstiger als Stromspeicher.

Thomas Hörtinger: Grundsätzlich benötigen wir weiterhin konventionelle Kraftwerke für die Versorgungssicherheit in Deutschland und in Europa.

Thomas Brunne: Die Braunkohle ist das schwarze Gold der Lausitz und macht uns unabhängig von russischem Erdgas und Erdöl.

Kapazität konventioneller Anlagen in Deutschland, Quelle: Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur, Stand: 16.11.2016, Grafik: LEAG

Weitere Information zur Veranstaltung finden Sie unter www.tu-dreden.de.

Mehr zum Thema Versorgungssicherheit erfahren sie auch im Vorwort des ersten Quartalsberichts 2017 der Bundesnetzagentur. 

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....

 

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