Den selben Studiengang wie Opa wählen? Bei Mamas Chef anheuern? Mehrere Familiengenerationen im einem Betrieb sind in Zeiten mobiler Arbeitsnomaden selten geworden. Wir haben eine Familie besucht, die seit Jahrzehnten diesem Modell treu ist. Das Revier ist ihr Zuhause, der Bergbau nicht nur Brötchengeber, sondern Identitätsstifter. Zu Gast in Maust bei Familie Knorr.
Rudi Mitschke ist mit 79 Jahren das Familienoberhaupt. Insgesamt 34 Jahre war er in der „Kohle“ tätig. Nach seinem Studium an der Bergingenieurschule „Georgius Agricola“ in Zwickau arbeitete er ab 1961 im Entwässerungsbetrieb (damals BUS Welzow) und stieg zum Leiter des technischen Büros für Maschinentechnik auf. In seiner Verantwortung begann die maschinentechnische Modernisierung des Bohr- und Hilfsgeräteparks von BuS Welzow.
Die Knorrs sind Psind Bergleute mit Leib und Seele, Foto: LEAG
Staffelstabsübergabe innerhalb der Familie
Rudi Mischke ist inzwischen pensioniert, Foto: LEAG
Marion Knorr ist aktive Bergfrau, Foto: LEAG
Auch Peter Knorr hat seinen Platz gefunden, Foto: LEAG
„Stolz und zuversichtlich“ war Rudi als seine Tochter Marion als Vermessungsgehilfe bei BUS Welzow anheuerte. „Mathematisch-technisches Verständnis liegt einfach in unserer Familie“, bestätigt er stolz. Seinem Rat folgend studierte sie Markscheidewesen an der traditionsreichen und international bekannten Bergakademie Freiberg.
Strukturbruch führt zu Wechseln
Nach erfolgreichem Abschluss zog es „Bergfrau“ Marion in das zweite große Bergbaugebiet der DDR, die Wismut, ins Ronneburger Revier. 1989 ging es für die Familie zurück in die Heimat und für Marion in den Betrieb ihres Vaters. Das beide nun täglich denselben Arbeitsweg hatten, verbuchten sie pragmatisch als Vorteil. Die schwierige Nachwende-Situation führte zum vorzeitigen Ruhestand für den Vater, die Tochter überstand sie durch einige Standort-Wechsel. Im nächsten Jahr feiert sie ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum: „Es ist ein großes Glück, dass ich trotz der rasanten Umbrüche und technologischen Veränderungen während meiner beruflichen Laufbahn auch heute noch meinen Beruf ausüben und ein Stück davon sogar an meinen Sohn Peter weitergeben konnte.“
In der dritten Generation im Bergbau
Der folgte den familiären Berufsspuren erst nach sanftem Druck, dafür aber umso erfolgreicher. Die ehemalige Studienrätin seiner Mutter riet ihm anstelle seines Erstwunsches Bauingenieurwesen zu einem Bergbaustudium in Freiberg. Von den 100 Kommilitonen, die mit ihm begannen, schlossen nur 19 das anspruchsvolle Fach ab – Peter Knorr als einer der Besten.
Heute ist er mit seinem Job als Operativingenieur im Bereich Aus- und Vorrichtung des Tagebaus Nochten rundum zufrieden: „Ich habe meinen Platz gefunden.“ Das gilt auch für seine kleine Familie. In direkter Nachbarschaft zum Tagebau Jänschwalde hat er ein Haus gekauft. Für seine zweijährige Tochter wünscht er sich ebenfalls eine sichere berufliche Perspektive. Das notwendige Rüstzeug bekommt sie aus ihrer Familie auf jeden Fall mit.