03.06.2019

Mit großem Bahnhof ist am vergangenen Mittwoch Hartmut Bastisch in den Ruhestand verabschiedet worden. 46 Jahre lang war er Feuerwehrmann, die letzten 25 Jahre Leiter der LEAG-Werkfeuerwehr. Feuerwehrmann zu sein, war für ihn Berufung. Er hat die Arbeit der Wehr geprägt durch zahlreiche Konzepte, hat den Bau des Kraftwerkes Schwarze Pumpe begleitet und – als wäre das noch nicht genug Arbeit – mit der Nationalmannschaft im Feuerwehrsport Meistertitel geholt.

Seit dem 1. Juni ist der 54-jährige Ralf Geracik Chef der 154 LEAG-Werkfeuerwehrleute. Für die großen Fußstapfen, in die er tritt, ist er gut gewappnet, bringt bereits 33 Jahre Feuerwehrerfahrung mit.

Technik fasziniert Ralf Geracik bis heute, Foto: LEAG

Feuerwehr – das ist Technik und Sport

Ursprünglich wollte der junge Elektromonteur für die Wartung und Instandhaltung von Tagebaugroßgeräten, Ralf Geracik, nach seinem Wehrdienst Mitte der Achtziger Jahre studieren. Doch es kam anders. Man warb ihn für die Feuerwehr. „Das Sportliche und das Technische haben mich interessiert“, erinnert er sich. Und so startete er im Mai 1986 bei der damaligen Betriebsfeuerwehr in Schwarze Pumpe.

Über die Jahre bestritt der eher sachliche Mann alle Ausbildungen, die für die verantwortungsvolle Tätigkeit eines Feuerwehrmannes erforderlich sind, und absolvierte schließlich den sogenannten Brandinspektorenlehrgang (B4 für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst) mit dem Abschluss als Brandinspektor.

Ralf Geracik informiert sich beim Leitstellendisponenten Jürgen Batzke über das aktuelle Einsatzgeschehen, Foto: LEAG

Ein Studium für die Leitung der Wache

Im Jahr 2008 wechselte der Hoyerswerdaer in die Feuerwache nach Boxberg. Das notwendige fachliche Rüstzeug, um später Leiter der Wache zu werden, holte er sich in einem vierjährigen Fernstudium zum Staatlich geprüften Maschinentechniker. Immer montags und samstags drückte er in Bautzen die Schulbank. Im Oktober 2010 konnte er dann die Leitung übernehmen. Bis zum Ende der vergangenen Woche war er dort verantwortlich.

In den drei Jahrzehnten seiner Zeit als Feuerwehrmann hat sich nicht nur die Technik enorm weiterentwickelt. Neue Aufgaben wie der Rettungsdient kamen hinzu und damit eine weitere Qualifizierung. Nicht jeder Feuerwehrmann, erzählt Geracik mir, ist Rettungssanitäter. Aber jeder hat eine oder mehrere zusätzliche Fähigkeiten erworben, ist Taucher, Höhenretter oder eben Sanitäter.

1/3 Zum letzten Mal an seinem alten Arbeitsplatz: Hartmut Bastisch (li.). Er weiß sein Lebenswerk bei Ralf Geracik in guten Händen, Foto: LEAG
2/3 Der Fuhrpark der Werkfeuerwehr in Schwarze Pumpe umfasst 13 unterschiedliche Fahrzeuge. Vom hochmodernen Tanklöschfahrzeug bis zum Rettungswagen ist alles dabei, Foto: Andreas Franke für LEAG
3/3 Die Technik der LEAG-Werkfeuerwehr ist regelmäßig auch in "zivilem" Einsatz, wie hier beim Cottbuser Ostseefest mit einem Hubsteiger für den Blick von oben, Foto: Andreas Franke für LEAG

Geracik reizt das Mehr an Verantwortung

Geracik ist kein Mann der großen Worte. Nach seinem Antrieb gefragt, sagt er: „Ich bin gern Feuerwehrmann.“ Und weil dem so ist, war für ihn klar, dass er die Nachfolge seines langjährigen Wegbegleiters Hartmut Bastisch anstreben würde. „Mich reizt die Verantwortung, nun für drei Wachen statt für eine verantwortlich zu sein“, lautet seine Begründung.

Zwei Bewerber gab es für die Position. Geracik bekam den Zuschlag und ist nun verantwortlich für die drei Wachen-Standorte Jänschwalde, Boxberg und Schwarze Pumpe mit ihren 154 Feuerwehrleuten. Die arbeiten dort mit jeweils elf Leuten im 24-Stunden-Dienst, besetzen im Einsatzfall Tanklöschfahrzeuge und Rettungsfahrzeuge.

Das tun sie im Übrigen nicht nur für das Unternehmen. Die Werkfeuerwehr wird bei Bränden und Unfällen ebenso durch die beiden Leitstellen Ostsachsen (Hoyerswerda) und Lausitz (Cottbus) eingesetzt – immer in Abstimmung mit dem Unternehmen. Die Belange der LEAG gehen vor.   

Als Feuerwehrchef auch „Außenminister“

Beim Großbrand im vergangenen Jahr im Tagebau Reichwalde war Geracik vor Ort, Foto: LEAG

Geracik selbst „rückt nicht mehr aus“, wie er mir erklärt, ist aber stets vor Ort, wenn es größere Brände gibt. So wie im Jahr 2018, als es innerhalb kurzer Zeit mehrmals brannte – eine Woche lang zum Beispiel im Tagebau Reichwalde. Die Daten hat er alle im Kopf, so oft hat er berichten müssen – im Unternehmen, im Landkreis, vor Freiwilligen Feuerwehren, im VGB Powertech e.V.

Schon als Leiter in Boxberg hat Geracik erfahren, dass er nicht nur Verantwortung für seine Mitarbeiter hat. Eine ebenso große Aufgabe ist die als eine Art „Außenminister“. Seit 2015 ist er Vorsitzender des Werkfeuerwehrverbands Sachsen. Zurzeit ist dort die Reformierung der Feuerwehrausbildung ein Thema, das ihn sehr beschäftigt. Heute ist es noch so, dass die Ausbildung dort zwei Jahre dauert und jeder Absolvent als Brandmeister und Gruppenführer abschließt. Doch Geracik gibt zu bedenken: „Es gibt nicht annähernd so viele freie Stellen als Gruppenführer. Das ist für die Kollegen demotivierend.“

Position des Unternehmens stärken

18 Feuerwehrleute aus anderen Unternehmen haben 2018 einen Lehrgang bei der LEAG absolviert. Für solche neuen Geschäftsfelder will sich Geracik weiter engagieren, Foto: LEAG

Er führt zu diesem Thema viele Gespräche im Sächsischen Innenministerium. In seiner neuen Funktion werden diese Außenaufgaben zunehmen. Doch Geracik ist sich sicher, dass er und seine Feuerwehrleute mit ihrer Arbeit auch die Position des Unternehmens LEAG in der Öffentlichkeit beider Länder stärken. „Man muss auch das mögen“, beschreibt der Neue diesen Teil seiner Aufgaben, der ihn nicht nur in Ministerien, sondern auch zu den Verantwortlichen in den Landkreisen und in zahlreiche Gemeinden führt.

Bei alldem muss der Chef der Wachen stets auf der Höhe sein, was die Feuerwehrtechnik zum Beispiel bei Löschfahrzeugen betrifft, um beispielsweise den Mitarbeitern im LEAG-Einkauf ein kompetenter Partner zu sein.

 

Aufgaben der Wehr weiterdenken

Geracik denkt die Aufgaben der Werkfeuerwehr weiter als bisher. Im vergangenen Jahr hat die Wehr unter der Regie des Werkfeuerwehrverbandes Brandenburg einen Lehrgang angeboten, bei dem 18 Werkfeuerwehrmänner und -frauen aus verschiedenen Unternehmen ihre Prüfung absolvierten. Geracik ist überzeugt, dass die Feuerwehr mit solchen Angeboten ihren Beitrag zur Weiterentwicklung der LEAG und zu neuen Geschäftsfeldern leisten kann.  

Eines seiner großen Ziele ist es demzufolge, den Stellenwert der Feuerwehr im und außerhalb des Unternehmens zu erhalten und weiter zu festigen. Vor den großen Schuhen, die Hartmut Bastisch ihm hinterlässt, fürchtet er sich nicht. Im Gegenteil: „Ich freu mich“, sagt er das auf seine Art. Von uns gibt es die besten Wünsche für den Neuen an der Feuerwehrspitze. Möge der Heilige Florian, der Schutzheilige der Feuerwehr, ihn begleiten.

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

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