09.09.2021

Das Hanföl der LEAG-Marke Lusatia Sativa hat es bereits in Feinkostgeschäfte der Lausitz und bis nach Dresden geschafft. Doch den Hanf aus dem 1. Jahr Lausitzer Hanfanbau zu veredeln, war für LEAG eher ein Nebeneffekt, im Kern ging es um das Sammeln von Erfahrungen. Denn Hanf auf Lausitzer Agrarflächen ist eine Idee, mit der sich hiesige Landwirte erst seit kurzem wieder befassen. Auf Einladung der LEAG konnten sich regionale Landwirte die Hanfanbauflächen am Tagebau Jänschwalde anschauen. 

Christoph Oberndorfer, tätig im Bereich Rekultivierung, betreut bei LEAG die Hanfanbauflächen am Rande des Tagebaus Jänschwalde und er zieht gleich zu Beginn der ersten Hanffeld-Befahrung mit Lausitzer Landwirten sein wichtigstes Resümee zu den im letzten Jahr gemachten Erfahrungen. „Aus nichts wird nichts! Hanf hat durchaus seine Ansprüche. Gute Flächen und Wasser tun ihm gut, obwohl es heißt, er sei besonders anspruchslos“, so Oberndorfer.

Über die Erfahrungen zum Hanfanbau in der Lausitz informierten sich Lausitzer Landwirte bei der ersten von LEAG organisierten Hanffeld-Befahrung am Tagebau Jänschwalde, Foto: LEAG

Hanfwelle Anfang der 2000er-Jahre ebbte ab

Dank guter Niederschläge bringt es der Faser-Hanf in diesem Jahr auf stolze Höhen. Darunter hat Unkraut keine Chance, Foto: LEAG

Die da vor ihm stehen, sind Landwirte aus der Lausitz mit einem Interesse für die Belebung des Hanfanbaus in der Region. Bereits Anfang der 2000er-Jahre, berichtet Oberndorfer, gab es eine Hanfwelle in Deutschland, bei der Landwirte Hanf wieder vermehrt auf ihren Äckern angebaut hatten. Die Nutzung von Hanf ist vielfältig, aus den Körnern lässt sich beispielsweise Öl pressen, aus den Fasern des stabilen Stängels hochwertige und robuste Baustoffe herstellen. Dennoch hatte sich damals der Hanfanbau in deutschen Regionen nicht flächendeckend durchgesetzt, da die Nachfrage fehlte und die Konkurrenz durch Importe zu groß war.

Zeit ist reif für Hanfanbau in der Lausitz

Warum sieht aber LEAG jetzt ein mögliches neues Geschäftsfeld im Anbau von Hanf, frage ich Christoph Oberndorfer. „Die klimatische Entwicklung lässt viele Menschen Dinge überdenken. Der Wunsch nach einer nachhaltigen Produktion mit kurzen Transportwegen und damit auch Liefergarantien bekommt beim Kunden eine immer größere Bedeutung. Hanf in der Heimat anzubauen, ist auch eine Art Gegentrend zur Globalisierung“, weiß Oberndorfer. Noch sei Hanf eine Nische, im Laufe der kommenden Jahre werde sich dies möglicherweise ändern. „Vielleicht ist die Zeit reif, um Hanf über die Schwelle zu helfen.“

2 Versuchsflächen sind in diesem Jahr mit Hanf bestellt

Ähnlich positiv schätzt die Entwicklung auch Bernd Starick von der Bauern AG Neißetal aus Groß Gastrose ein. Er ist einer der Landwirte, die im Auftrag der LEAG die landwirtschaftliche Bearbeitung in der Rekultivierung des Tagebaus Jänschwalde übernehmen.

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Schritte zur Rekultivierung: Animationsfilm "Ein Feld entsteht" via youtube, LEAG

Der Körnerhanf weist einen niedrigeren Wuchs im Vergleich zum Faserhanf auf. Aus den Körnern wird Hanföl gepresst, Foto: LEAG

So hat er im Auftrag der LEAG in diesem Frühjahr statt Mais Hanf auf zwei Flächen eingebracht. Insgesamt 27 Hektar Versuchsfläche stehen dem Hanf in diesem Jahr zur Verfügung. Dabei wurden zwei Flächen auf der Kippe und eine Fläche auf gewachsenen Boden ausgewählt.

Ergebnisoffenes Projekt

Die LEAG, genauso wie die Landwirte, müssten sich wandeln, gibt Christoph Oberndorfer zu Bedenken. Die Jahre des traditionsreichen Kohleabbaus im Lausitzer Revier gingen dem Ende entgegen. Die Zeit bis zum Abschalten des letzten Braunkohlenkraftwerksblocks müsse gut genutzt werden, um alternative Wertschöpfung in der Region zu etablieren. „Es ist ein ergebnisoffenes Projekt, mit dem wir gern die Strukturentwicklung der Lausitz unterstützen würden wollen. Unser Ziel wäre die Errichtung einer Anlage zur Verwertung von Nutzhanf für verschiedene Industriezweige“, erklärt Martin Theimer. Er gehört zu einem Team von LEAG-Mitarbeitern, die Hanf als Geschäftsfeld etablieren wollen.

Landwirte an Thema Hanf heranführen

„Wir möchten mit diesem Erfahrungsaustausch im Hanffeld Landwirte an das Thema Hanf heranführen, denn sollten wir in eine Verarbeitungsanlage investieren, brauchen wir Partner mit Flächenkapazitäten, allein mit Landwirtschaftsflächen von LEAG könnten wir den Bedarf nicht decken“, so Theimer.

Martin Theimer und Christoph Oberndorfer (v.l.) hoffen auf Partnerschaften mit Landwirten, um die Verarbeitung von Hanf in großen Dimensionen angehen zu können, Foto: LEAG

Positive Eigenschaften für biologischen Anbau

Hanfsorten

Körnerhanf: 
Finola, frühreife Sorte, niedrigwachsend, Ursprung: Nordeuropa, gute Korn- und Ölqualität mit typischem Hanfgeruch

Faserhanf: 
Uso 31, frühreif, einhäusig, gleichmäßiger mittlerer Ertrag unter Lausitzer Bedingungen
Fedora 17, mittelfrühe Sorte, hohe Faserqualität, mittlerer Ertrag 
Fibror 79, mittelspäte Sorte, unkompliziert
Futura 75, späte Sorte, sehr hoher Ertrag, mittlere Faserqualität

Die positiven Eigenschaften beim Thema Unkraut sind es, die auch das Interesse von Bernd Starick für den Hanf geweckt haben. „Wir Landwirte müssen uns zeitgemäß aufstellen. Biolandbau spielt für uns eine immer größere Rolle. Der Vorteil von Hanf ist, dass er Unkraut unterdrückt, so dass kein Einsatz von chemischen Unkrautvernichtern notwendig ist“, erklärt Starick. Beim Gang durch das Hanffeld können sich die interessierten Landwirte selbst ein Bild von den Flächen machen. Dass tatsächlich kaum Unkraut unter den hochgewachsenen Hanfpflanzen steht, nehmen alle gern zur Kenntnis. Dem problemlosen Anbau stellt Bernd Starick allerdings noch zu lösende Fragen bei der Erntetechnik gegenüber.

Ernte stellt Herausforderung dar

„Vor der Ernte haben wir im Moment noch Respekt, denn es ist noch nicht klar, welches Erntegerät das Mittel der Wahl ist“, so Starick. Die Technik müsse noch weiterentwickelt werden, auch wenn er sich sicher ist, dass die Schwierigkeiten lösbar sein werden.

Auch beim Thema Wasserverbrauch punktet der Hanf. Besonders die hohen Fasersorten beschatten sehr gut die Anbauflächen und helfen so, den Wasserverbrauch niedrig zu halten. 

Für Bernd Starick macht die Etablierung des Hanfs nur Sinn, wenn große Flächen mit Hanf bewirtschaftet werden. Genau dies liegt auch im Interesse der LEAG. Gemeinsam mit den Landwirten gilt es jetzt im 2. Versuchsjahr, Wissen zum besten Erntezeitpunkt und zur optimalen Erntetechnik zu sammeln, um in Zukunft in größeren Dimensionen denken zu können.

 

Mehr Information

Mehr zum Nutzhanfprojekt in der Lausitz erfahren Sie unter www.lusatia-sativa.de. 

Im Blog gibt es unter dem Tag Nutzhanf weitere Artikel. 

 

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.  

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