Fußballfieber beim Lausitzer Energie-Nachwuchs

27.06.2018

Freitag, 13 Uhr, vor dem „Haus der Athleten“ der Lausitzer Sportschule Cottbus. Pkw mit den unterschiedlichsten Lausitzer Kennzeichen fahren vor, Mütter oder Väter steigen aus, gehen ins Haus und kommen Minuten später mit Koffern, Taschen, leeren Wasserkisten und ihren Zöglingen zurück. 

Ich bin mit Annett Albinus verabredet. Die Kraftwerkerin aus dem LEAG-Kraftwerk Jänschwalde will ihren Sohn Daniel abholen. Der 13-Jährige hat bereits gepackt und wartet in seinem Zwei-Bett-Zimmer. Praktisch und fürsorglich – wie Mütter nun mal sind – fragt Annett Albinus nach: „T-Shirts? Sportschuhe? Warme Jacke? Handy? Schlüssel? Geld?“ Daniel bejaht alles – wenn auch etwas müde.

Die Erklärung für die Müdigkeit folgt auf dem Fuße: „Wir dürfen jetzt, während der Fußball-WM abends fernsehen. Um 6 Uhr aufstehen müssen wir trotzdem. Das bin ich nicht gewöhnt“, erklärt mir der Fußballer, der bei Energie Cottbus erfolgreich bei den D-Junioren in der Landesliga Süd spielt. Staffelsieger und Landesmeister sind sie 2018 geworden.

Daniels U13 trägt ebenso wie die U11 und die U17 das LEAG-Logo auf dem Trikot, Foto: @fcenergie

Ähnlich erfolgreich sind fast alle zehn Nachwuchsmannschaften des Fußballklubs von der U 9 bis zur U 19. Ein Zeichen für gute Nachwuchsarbeit in der Lausitz. Die LEAG unterstützt diese Nachwuchsarbeit als Sponsor seit Jahren. Drei Mannschaften – darunter die von Daniel Albinus und das Bundesliga-Team der U17 – tragen das LEAG-Logo auf der Brust.

Vom Fußballcamp zu Energie

 

 

Begonnen, organisiert Fußball zu spielen, hat er mit vier Jahren beim 1. FC Guben. Die ganze Familie denkt noch heute lachend an das erste Turnier, bei dem Daniel der Spielerdress viel zu groß war und alles irgendwie gekrempelt werden musste. Seiner Freude am Spiel tat das keinen Abbruch. Drei Jahre später – 2013 – hat er sich in Eigeninitiative mit einem Sportfreund zu einem Fußballcamp nach Cottbus auf den Weg gemacht.

Daniels Medaillensammlung kann sich sehen lassen, Foto: LEAG

 

 

Dort wurde er von einem Trainer entdeckt und gefragt, ob er bei Energie Cottbus spielen möchte. „Das fand ich toll. Was alles damit zusammenhängen würde, war mir damals noch nicht bewusst“, erzählt der Blondschopf. Für seine Eltern Holger und Annett, die beide im Schichtsystem in Jänschwalde arbeiten, begann eine anstrengende Zeit: Bis zu vier Mal pro Woche mussten sie ihren fußballbegeisterten Sohn von ihrem Zuhause in Schenkendöbern zu Training und Spiel nach Cottbus und wieder zurück nach Hause bringen.

Seit dem jetzt zu Ende gehenden Schuljahr lernt Daniel an der Sportschule in Cottbus und wohnt im Internat. Die Umstellung auf das Internatsleben ist ihm nicht schwergefallen. Dazu ist er ein sehr guter Schüler, hat in der Grundschule schon einmal eine Klasse übersprungen. Seine fußballerische Entwicklung betrachtet er für einen 13-Jährigen betont realistisch und gelassen: „Nach jedem Schuljahr ab der achten Klasse wird ausgesiebt.“ Und wenn er mal zu den Ausgesiebten gehören sollte, will ich wissen. „Dazu wird es nicht kommen“, erwidert er sehr bestimmt und es klingt kein bisschen überheblich. Daniel ist sich sehr bewusst, dass Arbeit und Disziplin dazu gehören, sowohl beim Training als auch in der Schule.  

Das wünschen sich auch Daniels Eltern. Holger Albinus hat einmal selbst Fußball gespielt. Eine Verletzung zwang ihn zum Aufhören. Er möchte, dass sein Sohn den Spaß am Sport behält, Erfolg hat und den Übergang zur gymnasialen Oberstufe schafft. Annett Albinus, die früher Badminton-Spielerin war, formuliert es noch deutlicher: „Abitur ist Pflicht.“

Eine fußballbegeisterte Familie hat natürlich ein Tor auf dem Hof. Niklas (Daniels Bruder), Holger, Daniel und Annett Albinus, Foto: LEAG

Die Tricks der Großen nachstellen

Daniel am Ball bei einem Heimspiel, Foto: privat

Ab dem neuen Schuljahr wechselt der Verteidiger mit seiner Mannschaft aufs Großfeld. Das ist nicht nur wegen des größeren Spielfeldes eine Umstellung. Mehr Training und das Erlernen und Umsetzen der Abseitsregeln stehen an. Auf dem Kleinfeld - lerne ich - wird noch ohne Abseits gespielt.

Daniels Vorbild ist der Portugiese Christiano Ronaldo, er bewundert Real Madrid. Sein Fan-Herz schlägt allerdings für den Hamburger Sportverein. Während der WM drückt er nicht vordergründig der deutschen Mannschaft die Daumen. „Ich schaue Fußball sehr bewusst, achte auf das Spiel und stelle dann besondere Tricks mit meinem Zimmerkollegen nach.“

Wir haben uns vor dem Spiel Deutschland-Schweden getroffen. Vielleicht üben die Beiden inzwischen den Kroos-Freistoß…   

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation.