Climathon Senftenberg

Der Begriff „Climathon“ ist eine Wortschöpfung aus dem englischen Climate, also Klima, und dem Begriff Hackathon. Bei einem Hackathon werden Ideen entwickelt, um realen Problemen entgegenzuwirken.

Die Innovationsregion Lausitz GmbH und ihre Partner organisierten den ersten Climathon an der BTU Cottbus-Senftenberg in Senftenberg zusammen mit der Consultingagentur futurest und phantominds, einem Anbieter für Ideen- & Innovationsmanagement, mit Förderung durch das Ministerium für Wirtschaft und Energie Land Brandenburg. Sonderpreise vergaben die IHK Cottbus, BASF, enviaM und die LEAG.

Barcelona, Wien, München, Wuppertal, Essen – beim internationalen Climathon haben in mehr als 100 Städten junge Menschen Ideen für eine klimafreundliche Zukunft entwickelt – dieses Jahr zum ersten Mal auch in der Lausitz.

Die La-Ola-Welle zu Beginn war initiiert, als am Freitagvormittag der erste Climathon an der BTU in Senftenberg startete. Doch einen Anstoß braucht es immer von irgendwoher. „Es ist unsere Vision, die Lausitz zu einer Ideenschmiede für klimapositive Innovationen zu machen", erläutert Dr. Hans Rüdiger Lange von der Innovationsregion Lausitz GmbH (IRL) zu Beginn des Climathons die Idee. Mit den im Rahmen der Veranstaltung entwickelten Ideen sollen eine Vielzahl von Geschäftsideen und sozialen Innovationen erarbeitet werden, die weltweit zu einer CO2-Reduktion führen. Groß gedacht, doch das schreckte niemanden.

Die 60 Teilnehmer aus 15 Nationen starteten in zwölf Teams. Jedes entwickelte eine Idee, die am Samstag im Rahmen eines Pitch vorgestellt wurde. Eine Jury, bestehend aus Unternehmensvertretern, Wissenschaftlern und den Organisatoren vergab die Preise – neben den regulären auch Sonderpreise, die von einzelnen Unternehmen gesponsert wurden.

Bunt zusammengesetzt war die Teilnehmerschaft des ersten Climathons in Senftenberg, Foto: Climathon Senftenberg

Auf zum klimapositiven Mindset

Das Team komplett: Nicole Meyer, Raik Leistner, Marvin Hascha, Jenny Wirth und Stefan Globig, Foto: privat

Stefan Globig, verantwortlich für das Risikomanagement innerhalb der LEAG, war einer der Teilnehmer. Getrieben von einer großen Portion Neugierde hat er sich zusammen mit seiner Kollegin Nicole Meyer, die als Trainee im Bereich Führungskräftemanagement arbeitet, angemeldet. „Ich wollte einfach einmal eine komplett andere Sicht einnehmen. Schauen, was eine solche Veranstaltung ausmacht.“ Gleich nach dem Check-in um 11 Uhr ging es nach einer kurzen Einführung auch mit der Teambildung los. „Nicole und ich hatten das Glück, das sich ein LEAG Team zum Thema klimapositives Mindset gefunden hat“, so Globig. „Das war genau unser Thema.“ Mit Raik Leistner, Marvin Hascha und Jenny Wirth, alle Auszubildende bei der LEAG, war das Team Mindset Transformers komplett. „Wir hatten alle die gleiche Challenge im Auge. Mit unserem jugendlichen Leichtsinn und dem Know-how der beiden Älteren war unser Team ganz gut aufgestellt“, erzählt Jenny Wirth. Dabei war sie sich am Anfang nicht sicher, ob der Climathon sie nicht überfordert. „Doch es hat einfach funktioniert. Man muss sich einfach mal was trauen.“

Gedankenordnung per Klebezettel: Vom ersten Brainstorming ging es in die Ausarbeitung konkreter Ideen, Foto: privat

Vom globalen Ansatz zum gemeinsamen Nenner

Erste Skizzen zur konkreten Idee: Die App setzt per Ampel auf eine Handlungsanregung für bestimmte Gebiete, für die im Folgenden auch konkrete Möglichkeiten angeboten werden, Foto: privat

Mit Unterstützung eines Coaches von der Partneragentur futurest aus Köln ging es in die Ideenfindungsphase. Die Basis bildete ein Brainstroming. „Da war zunächst eine riesige weiße Wand, die später voller Klebezettel war“, erzählt Wirth lachend. „Und das dann herunterzubrechen und auf einen Nenner zu kommen, war beeindruckend. Zumal wir uns schnell einig waren.“ Globig nickt. „Im Kern ging es darum, wie wir klimabewusstes Handeln unterstützen können. Wie der Mehrwert des Verhaltens sichtbar gemacht werden kann.“ Schwerpunkt sollte ein Belohnungs- bzw. Bestrafungssystem sein, um das Bewusstsein zu schärfen.

Weniger global, mehr konkret

Mittels verschiedenster kreativer Techniken schälte sich nach und nach die konkrete Idee heraus. „Nicht ohne einmal gedanklich komplett abzuheben“, schmunzelt Globig rückblickend. „Allerdings haben wir uns gegenseitig wieder geerdet. Ausschlaggebend für die App-Idee war der Anstoß von Raik, weniger global und mehr konkret auf den Einzelnen bezogen zu denken.“ So sollte der Strom-/Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß per speziellem Zähler pro Haushalt ermittelt werden. In Kombination mit bereits bestehenden Daten aus anderen Erfassungssystemen wie Payback, Miles&more usw. kann das Verhalten des Anwenders in verschiedenen Kategorien per Ampelsystem bewertet werden. Der Clou ist jedoch, dass es hierbei nicht bleiben soll: Mit verschiedenen Kooperationspartnern aus Handel und Handwerk gibt die App gezielt Möglichkeiten an, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.

Arbeiten mit Coach und Experten: Marvin Hascha, Nicole Meyer, Raik Leistner und Jenny Wirth bei der Konkretisierung der Idee, Foto: Stefan Globig, privat

Neue Impulse von außen

Bewegung zwischendurch schafft erneut einen klaren Kopf für die Nacht, Foto: Stefan Globig privat

„Damit war allerdings noch nicht geklärt, wie ein Belohnungssystem integriert werden kann, welches für uns von Beginn an wichtiger Baustein war.“ Die zündende Idee kam über die noch nicht beschlossene CO2-Steuer. Hier könne die App die steuerlichen Einsparpotentiale ausweisen und so einen konkreten Geldwert aufzeigen. „Der Tipp kam von einem der Experten, die alle Teams während der Ideenentwicklung immer wieder berieten“, erklärt Globig. Dabei gab es aber nicht immer nur positives Feedback. „Den absoluten Tiefpunkt des Tages haben wir erlebt, als uns die Idee auseinandergenommen wurde. Einer der Experten hat den gesamten Ansatz in Frage gestellt.“ „Stimmt“, so Wirth. „Er hat uns aufgezeigt, was alles schiefgehen könnte. Das hat uns eine halbe Stunde ganz schön aus dem Konzept gebracht. Ein spontan angebotener Trommelworkshop als Bewegungspause half nach der Kritik den Kopf frei zu bekommen und gab uns neue Impulse für die Ideenfindung. Danach klappte alles.“

Raik Leistner übernahm die Präsentation im Pitch, eine besondere Aufgabe, Foto: Stefan Globig

Gegen 23.15 Uhr stand das Grobkonzept. „Die Mädels und ich sind erstmal schlafen gegangen“, so Globig. „Raik und Marvin haben die Pitch-Präsentation noch bis 4 Uhr morgens vorbereitet. Respekt.“

Am Samstagvormittag schlug dann die Stunde der Wahrheit. In einem Pitch stellten alle Teams ihre Ideen innerhalb von drei Minuten vor. Seit sieben Uhr liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. „Am Anfang fanden wir es sehr schwer, das Geschäftsmodell auf drei Minuten herunterzubrechen und alle markanten Punkte mitzunehmen“, erinnert sich Wirth. „Aber wir haben alles immer wieder geübt und so die letzten Feinheiten ausgearbeitet. Da Raik den springenden Punkt eingebracht hat, übernahm er die Präsentation. Dabei hat er so etwas noch nie vor so vielen Leuten gemacht.“

Ein bisschen müde aber unheimlich glücklich über den Erfolg: Das Team Mindset Transformers bei der Übergabe des Sonderpreises der enviaM, Foto: Climathon Senftenberg

Erfolgreicher Blick über den Tellerrand

Nach einer kurzen Fragerunde hieß es dann warten, bis die Jury ihre Entscheidungen bekannt gab. „Da Platz drei und zwei bereits vergeben waren, machte sich Ernüchterung breit, bis wir gleich dreimal ausgezeichnet wurden“, so Wirth. Die Freude steht ihr immer noch im Gesicht. „Es war schön an die Grenzen zu gehen. Wir wollten in der begrenzten Zeit was Gutes auf die Beine stellen. Und das ist uns gelungen.“ Auch wenn Globig am Samstag selbst nicht auf der Bühne stand, merkt man, wie stolz er auf sein Team ist. „Das war ein spannender Prozess. Und ich freue mich ehrlich gesagt besonders darüber, dass gerade unser gemischtes LEAG-Team bewiesen hat, dass wir über den Tellerrand schauen können und innovative Ideen entwickeln.“

 

 

 

Hier die ausgezeichneten Teilnehmer, Foto: Climathon Senftenberg

Alle Preise im Überblick

1. Platz:
Mindset Transfomers (App für den bewussten Umgang mit CO2 - Nutzung von Daten von bereits vorhandenen Bonusprogrammen (Bahncard, Tankkarten oder Payback etc.), um CO2-neutrale Alternativen beim Konsum und Reisen vorzuschlagen

2. Platz:
Plants Planting Plants 

3. Platz:
Siemens Team 

 

Sonderpreis BASF: Mindset Transformers

Sonderpreis enviaM: Mindset Transformers

Sonderpreis LEAG: Crazy Ape 

Sonderpreis IHK Cottbus: Hamuda Corp. 

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....