02.03.2023

Das Ende kam nicht überraschend, denn ursprünglich sollte die Produktion von Trinkwasser im Wasserwerk Schwarze Pumpe und das Einspeisen dieses Trinkwassers in das öffentliche Trinkwassernetz bereits im Jahr 2013 enden. Doch die komplette Umstellung auf bergbauunabhängige Lösungen brauchte ihre Zeit. Schrittweise gelang es den Wasserversorgern im Lausitzer Revier in den vergangenen Jahren, an einem zukunftsfähigen und flexiblen Fernwassernetz zu arbeiten. Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Strukturentwicklung in der Region.

Welche Bedeutung das Wasserwerk in Schwarze Pumpe in den letzten knapp 60 Jahren für das Lausitzer Revier von Spremberg bis Kamenz, von Weißwasser bis Senftenberg hatte, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Rund drei Millionen Liter Trinkwasser pro Stunde wurden in Spitzenzeiten im Wasserwerk Schwarze Pumpe hergestellt. Die höchste Jahresleistung erreichte das Werk im Jahr 1989 mit 16,4 Millionen Kubikmeter. Das entspricht einer Menge, mit der die Talsperre Spremberg zur Hälfte gefüllt werden könnte. Seitdem allerdings verringerte sich die Trinkwasserproduktion etwa im gleichen Tempo wie die Städte in der Lausitz im Zuge der politischen Wende an Bevölkerung verloren haben und der Trinkwasserverbrauch pro Kopf deutlich zurück ging.

Das Wasserwerk Schwarze Pumpe wurde in den Jahren 2017-2019 für rund 10 Millionen Euro verjüngt. Drei neue Bauwerke zur Wasserbehandlung wurden damals errichtet, Foto: LEAG

Tagebauentwicklung bestimmt Wassermenge und Qualität

Entwicklung Trinkwasserabsatz im Wasserwerk Schwarze Pumpe, Grafik: LEAG

So sank der Trinkwasserabsatz innerhalb von zehn Jahren auf etwa fünf Millionen Kubikmeter im Jahr 2000 und es war absehbar, dass mit der weiteren Tagebauentwicklung die Rohwässer für die Trinkwasserproduktion aus der Tagebauentwässerung nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Während in den 2000er Jahren noch Trinkwasser aus ausgewähltem Grubenwasser der beiden Tagebaue Welzow-Süd und Nochten produziert wurde, eignete sich in den letzten Jahren qualitätsbedingt nur noch das Rohwasser aus dem Tagebau Nochten. Der Grund dafür, dass immer weniger Grubenwasser mit der notwendigen Qualität zur Verfügung stand, liegt in dem Fortschreiten der Tagebaue in Bereiche, in denen der Bergbau bereits aktiv war und das Grundwasser dadurch bergbaubeeinflusst ist.

Thomas Koch, Leiter Geotechnik bei LEAG, Foto: LEAG

Thomas Koch, Leiter der Geotechnik und somit der Wasserwirtschaft bei LEAG, erklärt den Zusammenhang: „Dort, wo bereits Bergbau betrieben worden ist, kamen die über der Kohle liegenden Bodenschichten mit Luftsauerstoff in Kontakt. Die im Boden verteilten Minerale verwittern dabei und es entsteht unter anderem Sulfat. Mit Ansteigen des Grundwassers konnten sich diese Stoffe darin lösen. Daher eignet sich das jetzt gehobene Wasser nicht mehr für die Trinkwasseraufbereitung“. Die Suche nach geeigneten Lösungen für eine bergbauunabhängige Trinkwasserversorgung, insbesondere für die Städte Weißwasser, Welzow und Großräschen begann bereits vor vielen Jahren. Gemeinsam mit den Wasserverbänden arbeiteten die Fachleute des Lausitzer Bergbauunternehmens daran, Konzepte zu entwickeln, um gut erschlossene Wasserschutzgebiete zu nutzen.

Regionale Bergbauunternehmen begründeten Trinkwasserversorgung

Versorger, die seit der Wende 1989 vom Wasserwerk Schwarze Pumpe mit Trinkwasser beliefert worden sind:

Versorgungsbetriebe Hoyerswerda (VBH)

Energie und Wasserversorgung Aktiengesellschaft Kamenz (ewag Kamenz)

Eigenbetrieb Lohsa (EB Lohsa)

Stadtwerke Weißwasser (SWW)

Wasserverband Lausitz-Senftenberg (WAL)

Spremberger Wasser- und Abwasserzweckverband

sowie der Industriepark Schwarze Pumpe, das Kraftwerk Schwarze Pumpe und Kleinabnehmer

Begründet wurde die öffentliche Trinkwasserversorgung in der Bergbauregion um Senftenberg bereits vor über 100 Jahren durch die regionalen Bergbauunternehmen. Thomas Koch verweist darauf, dass zwischen Bergbauunternehmen und Wasserversorgern eine stets gelebte faire Partnerschaft bestanden hat, die über die Jahrzehnte hielt und eine gute Grundlage war, um die Herausforderungen einer zukunftsfähigen Wasserversorgung zu bewältigen.

Neben dem Industriepark Schwarze Pumpe wurden anfangs zunächst umliegende Ortschaften wie der Ort Terpe versorgt, ab 1971 begannen die Wasserlieferungen nach Hoyerswerda, erst über eine Leitung, ab 1983 dann zusätzlich über eine zweite Leitung. Zuletzt wurde im Jahr 1988 mit der Inbetriebnahme einer Doppelrohrleitung die Stadt Weißwasser angeschlossen.

„Die historische Struktur der Wasserversorgung in der Lausitz stützte sich vor dem Wandel der Lausitz zum Kohle- und Energiezentrum der DDR auf viele kleine Wasserwerke. Mit der stetig steigenden Zahl an Tagebauen, stand den Wasserwerken jedoch zunehmend weniger Wasser in ihren Einzugsgebieten zur Verfügung. Die Vorteile von zentralen Großwerken, wie in Schwarze Pumpe oder dem heute zum WAL Senftenberg gehörenden Werk Tettau, überwogen“, so Koch.

Mit dem Schließen der meisten Tagebaue nach 1990 auf der einen Seite und dem deutlichen Rückgang des Wasserbedarfes auf der anderen Seite verschwand die Abhängigkeit von Bergbausümpfungswässern. Doch sei von den Wasserversorgern gern an den bewährten Strukturen und vor allem aus wirtschaftlichen Gründen auch am Wasserbezug aus Schwarze Pumpe festgehalten worden, erklärt Koch und ergänzt: „Denn, den nur wenige Tage im Jahr benötigten Spitzenbedarf oder eine Havarie-Absicherung durch Zukauf von einem Dritten zu decken, war für die regionalen Wasserversorger deutlich preiswerter, als eigene Kapazitäten für den hohen, aber seltenen Spitzenbedarf zu errichten und zu betreiben.“

Historische Aufnahme des Wasserwerks Schwarze Pumpe, Foto: Chronik ESPAG

Reinigungsstufen im Wasserwerk Schwarze Pumpe

In Betrieb gegangen ist das Wasserwerk Schwarze Pumpe bereits im Jahr 1959 mit der Inbetriebnahme eines ersten Rundabsetzbeckens zur Grobreinigung des Grubenwassers aus dem Tagebau Welzow-Süd, sowie einer Feinreinigungsstufe. Insgesamt verfügt die Grobreinigung zur Grubenwasserbehandlung über eine Kapazität von 140 Millionen Kubikmeter pro Jahr, die Feinreinigung zur Erzeugung von Trink- und Brauchwasser eine Kapazität von 100 Millionen Kubikmeter pro Jahr.

In dem Wasserwerk werden die Sümpfungswässer der Tagebaue Nochten und Welzow-Süd sowie Grundwasser der LMBV aufbereitet. Das produzierte Brauchwasser nutzen Unternehmen im gleichnamigen Industriepark und das LEAG-Kraftwerk vor Ort. Wässer, die nicht genutzt werden, gehen in die Spree zur Stützung des überregionalen Wasserhaushaltes. Über eine Feinreinigungsstufe wurde bis zum 23. Januar dieses Jahres Trinkwasser hergestellt. Die Trinkwassermengen aus dem Wasserwerk Schwarze Pumpe haben bis dahin zusammen mit den Trinkwassermengen, die durch die zwischenzeitlich gegründete Arbeitsgemeinschaft Trinkwasserverbund Lausitzer Revier und deren Wasserbetrieben eingespeist worden sind, die Versorgung für alle Trinkwasserverbraucher sichergestellt. 

In der Steuerungszentrale laufen die Fäden zusammen, Foto: LEAG

ARGE Trinkwasserverbund Lausitzer Revier

ARGE Trinkwasserverbund Lausitzer Revier

„Das dauerhafte Einstellen der Trinkwasserproduktion ist vor langer Zeit durch uns angekündigt worden. Damit wollten wir den Aufgabenträgern der öffentlichen Wasserversorgung die Zeit geben, sich auf die Betriebsänderung einzustellen und einen Ausgleich zu schaffen“, so Koch. Er fügt zudem an, dass auch mit Blick auf den Strukturwandel in der Lausitz und den zu erwartenden Folgen des Klimawandels die Herausforderungen nicht weniger würden. In einem „Technischen Gesamtkonzept Trinkwasserverbund Lausitz“ haben die Mitglieder der ARGE Trinkwasserverbund Lausitzer Revier so auch bereits notwendige Maßnahmen zur dauerhaften und sicheren Trinkwasserversorgung identifiziert und mit einem langfristigen Investitionsprogramm untersetzt.

Der Solarpark Welzow ist eines der ersten EE-Projekte der LEAG, Foto: LEAG

„Die Strukturentwicklung im Lausitzer Revier steht noch ganz am Anfang“, betont Koch und verweist darauf, dass niemand den Wasserbedarf der Zukunft heute genau vorhersehen könne. „Das Ziel ist, gerade auch mit unseren Plänen für eine GigwattFactory, attraktive Standortbedingungen für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie durch die Verfügbarkeit von ausreichend Grünstrom zu schaffen. Neben Grünstrom ist aber auch die Verfügbarkeit von ausreichend Wasser für viele Ansiedlungen eine entscheidende Voraussetzung“, ergänzt Koch. Für die Wasserversorger bedeute dies, sich flexibel auf künftige Bedarfe einzustellen und mit den richtigen wasserwirtschaftlichen Grundlagen den Strukturwandel in der Lausitz positiv zu begleiten. 

Grobreinigungs-Becken im Wasserwerk Schwarze Pumpe, Foto: LEAG

Übergangsweise Trinkwasserverteilung

So ganz kann die LEAG das Thema Trinkwasser aber noch nicht zu den Akten legen. Bis zum Herbst unterstützt sie die ARGE Trinkwasserverbund Lausitzer Revier beim Frischhalten ihrer Fernleitungen in Richtung Weißwasser und Hoyerswerda.

Für 60 Jahre Trinkwasserproduktion hat es nicht ganz gereicht, aber für 60 Jahre Trinkwasserlieferung. Mit dieser neu eingebauten Trinkwasserpumpe vom Typ KSB ETABLOC mit einer Förderleistung von 150 m³/h wird das Trinkwasser des WAL zu den beiden Abnehmern VBH und SWW gefördert, Foto: LEAG

Als Lösung wird daher übergangsweise Trinkwasser vom Wasserverband Lausitz Senftenberg zum Wasserwerk Schwarze Pumpe geliefert und von dort aus im Direktbetrieb in Richtung Hoyerswerda und Weißwasser gepumpt. Für einen kontinuierlichen Wasseraustausch im Fernleitungssystem der ARGE musste durch die LEAG eine neue Druckerhöhungsstation aufgebaut werden. Dafür wurde eine für diese Aufgabe "passende“ Pumpe im Zentralen Pumpenhaus aufgebaut und an die Fernleitungen angeschlossen. „Diese Maßnahme haben wir rechtzeitig zum Ende der Trinkwasserproduktion umgesetzt und damit der ARGE Trinkwasserverbund die erforderliche Zeit für die Errichtung einer neuen, eigenen Druckerhöhungsstation als Verteilungsknoten außerhalb unseres Wasserwerks in Schwarze Pumpe verschafft“, erläutert Koch.

Für die Mitarbeiter im Wasserwerk Schwarze Pumpe bleibt auch nach dem Ende der Trinkwasserproduktion weiterhin viel zu tun. Die Aufbereitung der in den Tagebauen gehobenen Sümpfungswässer zur Produktion von Brauch- und Prozesswasser für Industriebetriebe oder zur Stützung des regionalen Wasserhaushaltes wird auch in Zukunft andauern.

 

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Autor

Kathi Gerstner

Direkt nach meinem Studium der Kulturwissenschaften hatte ich die Möglichkeit, in vielen Bereichen der Kommunikation unseres Energieunternehmens tätig zu sein. Seit mehr als zehn Jahren gehöre ich zum Team der Pressesprecher. Dort bin ich Ansprechpartnerin für die Medien zu allen Themen der LEAG-Geschäftswelt.