BigBattery, Solarpark Welzow III und die LEAG energy cubes – das sind einige der neuen Projekte der LEAG. Aufbauend auf der Braunkohleverstromung verbreitert die LEAG ihr Portfolio. Einer der Akteure ist Frank Mehlow. Der 37-Jährige stammt aus der Lausitz. Beruflich hat es ihn zwischendurch in die Ferne gezogen, München, Bayreuth und Hannover waren einige der Stationen. Jetzt ist er zurückgekehrt und stürzt sich gemeinsam mit seinen Kollegen in die Entwicklung der neuen strategischen Zukunftsfelder bei der LEAG.

Frank Mehlow ist einer der Akteure der LEAG in Sachen Strukturwandel, Foto: Andreas Franke

Herr Mehlow, die ersten Projekte werden sichtbar, wie sehen die Geschäftsfelder der LEAG von morgen aus?

Unser Kerngeschäft ist die Braunkohleverstromung. Ein laufendes Bestandsgeschäft ist Voraussetzung für unsere Aktivitäten im Strukturwandel, sowohl monetär als auch personell. Wir haben 2017 ein Revierkonzept aufgesetzt, das unsere Planungsgrundlage ist.

Für die Entwicklung weiterer Geschäftsfelder haben wir zunächst sämtliche Themen gebündelt und strukturiert. Daraus ergeben sich verschiedene Handlungsfelder:

Zu allererst Geschäftsideen aus unseren Unternehmen heraus, die auf unseren heutigen Aktivitäten basieren. Die Ausrichtung der Hauptwerkstatt, die ihre Leistungen künftig unter neuem Firmenlabel MCR Engineering auch am freien Markt anbietet, ist ein Beispiel dafür.

Hinzu kommen Projekte, bei denen wir kooperieren. Hier wollen wir näher an die Entwicklung in der Region rücken und die Impulse des Strukturwandels aufgreifen. So entsteht am Standort Schwarze Pumpe die BigBattery Lausitz, ein Projekt, das mit Fördermitteln des Landes Brandenburg realisiert wird. Noch in der Planung ist das Referenzkraftwerk im Industriepark Schwarze Pumpe, welches gleich mit mehreren Beteiligten ebenfalls in die Richtung innovative Energiesysteme stößt.

Spatenstich für die Grundsteinlegung: Hubertus Altmann, Vorstand Kraftwerksparte, Jörg Steinbach, Wirtschaftsminister Brandenburgs, Helmar Rendez, Vorstandsvorsitzender LEAG und Svenja Schulze, Bundesumweltministerin greifen zum Spaten, Foto: Andreas Franke für LEAG

Woher kommen die Ideen?

Wir setzen seit dem Neustart als LEAG verstärkt auf die Beteiligung unserer Belegschaft. Hier kommen viele Ideen rund um Neuausrichtungen, neue Märkte und Produkte her, wie das oben genannte Beispiel MCR Engineering belegt. Dazu haben wir ein Ideenmanagement neu aufgesetzt und einen eigenen Prozess für die strategische Suche nach neuen Geschäftsfeldern innerhalb der Unternehmensentwicklung gestartet.

 

Die Schienenfahrzeugsinstandhaltungshalle nimmt in Zukunft auch Aufträge dritter an: Unter dem MCR-Label entsteht ein neues Geschäftsfeld, Foto: LEAG

In vielen Demonstrationen zeigen Lausitzer Gesicht und setzen für eine Perspektive in der Region ein, hier auf der Lausitz Konferenz im September 2019. Foto: LEAG

Impulse von außen setzen die Entwicklung des Energiemarktes und der Strukturwandel. Gerade im Rahmen des Strukturwandelprozesses für die Lausitz ergeben sich Handlungsoptionen. Es geht dabei nicht nur um einzelne Projekte, sondern um globalere Ansätze für Strukturentwicklung. Wir bringen uns bei Themen wie „Erzeugung und Speichertechnologien“, „Verkehr und Logistik“, „Standortaufwertung zur weiteren Entwicklung“, „Produkte und Dienstleistungen“, „Rohstoffnutzung“, „Fachkräftesicherung, Qualifizierung und Ausbildung“ sowie „Modellregion und Start-up Plattform“ ein. Dies sind die Überschriften von so genannten Clustern, die im bisherigen Prozess gebildet worden sind. Ich bin überzeugt, dass im Strukturstärkungsprozess die Vernetzung in der Region stark zunehmen wird. Wir müssen in vielen Zukunftsprojekten gemeinsam agieren und dichter zusammenrücken. Das eröffnet neue Möglichkeiten.

Und wie ist der Weg von der Idee zur Umsetzung?

Alle Themen werden strategisch so aufbereitet, gelenkt und priorisiert, dass sie optimal in den Strukturstärkungsprozess einfließen können. Um Potenziale zu heben, suchen wir die Abstimmung mit regionalen Netzwerken, der kommunalen Ebene und den Landkreisen. Dabei stehen zunächst die vorhandenen Industriestandorte im Fokus. Unser Ziel ist es, die bestehenden Infrastrukturen und Standorte der LEAG in neuen Handlungsfeldern zu entwickeln. Die dazu relevanten Business Cases werden genau herausgearbeitet. Als Geschäftsfelder müssen sie wirtschaftlich tragfähig sein.

Was braucht es aus Ihrer Sicht für einen erfolgreichen Wandel?

Zeit und das Verständnis, dass wir nur mit Planungssicherheit für das Kerngeschäft neue Themen aufbauen und entwickeln können. Wenn das Kerngeschäft immer wieder infrage gestellt wird, wirkt sich das in fataler Weise auch auf die Perspektiven der LEAG im Bereich neuer Geschäftsfelder aus – mit Folgen für die Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region.

Wir müssen trotz aller Unsicherheiten, die seitens der Politik immer wieder auf die Menschen hereinprasseln, das proaktive Denken weiterentwickeln. Es gilt, Chancen zu erkennen, zu entwickeln und zu nutzen. Ich bin selbst Lausitzer, sehr heimatverbunden und kenne das Lebensgefühl der Region. Und ich wünsche mir, dass die Lausitzer mehr Vertrauen in die Region und auch in die LEAG als strukturbildendes Unternehmen haben.

Kerngeschäft und neue Geschäftsfelder laufen bei der LEAG Hand in Hand. Aktuell wächst das Projekt BigBattery Lausitz am Standort Schwarze Pumpe. Demnächst sind die Containerplätze alle belegt. Foto: LEAG

Wo sehen Sie persönlich die LEAG 2038?

Ich möchte auch in 20 Jahren in einem starken, regional verwurzelten Industrieunternehmen arbeiten, das Mitarbeiter motiviert und weiter tariflich bezahlt. Auch künftig soll die LEAG vielen Menschen – vor allem auch jungen – eine sichere berufliche Perspektive bieten können und für Innovationen offen sein. Ich sehe die LEAG weiterhin als großes Unternehmen im Energiesektor, dann mit mehr Vielfalt und weiteren gewinnbringenden Geschäftsfeldern. Dabei kann die Lausitz auf einen entscheidenden Vorteil bauen: Wir bei der LEAG treffen die Entscheidungen hier und nicht in einem Konzernsitz außerhalb der Lausitz. Diese Nähe konzentriert die Verantwortung für die Region.

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Autor

Daniela Hertzer

Meine berufliche Wiege stand in Brunsbüttel, genauer im dortigen Kernkraftwerk. Von da ging es stromaufwärts über Hamburg und Berlin in die Lausitz. Seit Beginn dieses Jahrtausends arbeite ich in der Unternehmenskommunikation: erst analog, jetzt digital. Mein Antrieb ist die Neugierde und der Spaß am Ausprobieren. Und ich bin ein großer Fan der Sesamstraße. In diesem Sinne: ... 1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen, manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen....