31.10.2018

Rund 12.000 Kilometer liegen zwischen dem Kraftwerk Boxberg in der Lausitz und dem Central Hospital in der Stadt Zomba im Süden von Malawi. Von dort startete vor zwölf Jahren eine Hilfsaktion mit einem Anruf.

Theresa Loos hat die Verantwortung für das Malawi-Projekt übernommen, Foto: LEAG

Dieser erreichte Ulrich Endt aus Markersbach, Telefonanlagentechniker im gleichnamigen Pumpspeicherwerk. Ein befreundeter Chirurg suchte für das Zomba Central Hospital dringend eine funktionierende Telefonanlage. So landeten die Vorgängermodelle der in den Kraftwerken kurz zuvor getauschten Geräte nicht im Schrott, sondern in Afrika. Nach seiner Verrentung gab der langjährige Koordinator des Projekts den Staffelstab an eine junge Kollegin weiter: Theresa Loos, Servicemonteurin im Kraftwerk Boxberg, übernahm 2017 das Ehrenamt voller Elan und guter Ideen.

Entwicklungshilfe statt Urlaub

Manche Menschen bevorzugen Urlaub an der Ägäis, andere favorisieren Skandinavien oder die Alpen. Theresa Loos aus Weißwasser ist seit ihrer frühen Schulzeit von Afrika begeistert. In den Sommerferien ging es mit den Eltern regelmäßig nach Ägypten oder Marokko. Daran änderte sich auch nichts, als die heute 26-Jährige von 2009 bis 2012 in Boxberg eine Berufsausbildung zur IT-Systemelektronikerin absolvierte. 

„Ich habe keine Sekunde gezögert, beim Malawi-Projekt einzusteigen. Menschen und ihre Lebensgewohnheiten abseits der Touristenströme kennenzulernen und dabei zu helfen ist großartig.“ Theresa Loos

Erlebnisse, die sich einbrennen

Die Säuglingsstation im Zomba-Hospital, Fotos: Theresa Loos

Datennetze, Überwachungstechnik, Telefone sowie Handys: In Boxberg kümmert sich Theresa Loos zusammen mit zwei Kollegen um die Wartung der Kommunikationstechnik. Technisch betrachtet ist sie für die Malawi-Mission top qualifiziert. Psychisch ist jeder Besuch eine Herausforderung: „Einige Erlebnisse und Bilder sind fest eingebrannt. Es fehlt dort an so vielen Stellen am Nötigsten. In Deutschland jammern wir währenddessen auf höchstem Niveau. Immer wenn ich aus Afrika zurück bin, sehe ich unsere Überflussgesellschaft mit anderen Augen.“

Ehrenamt als Telefon-Doktor

Operationssaal im Krankenhaus, Foto: Theresa Loos

Mittlerweile war die Theresa Loos im Rahmen des Hilfsprojektes dreimal in Afrika. Derzeit ist noch unklar, wann sie wieder in den Flieger steigen wird; obwohl schon wieder Arbeit auf die deutschen Techniker wartet. In der Zwischenzeit koordiniert sie die Unterstützung weiterer beteiligten Partner: der Vattenfall Europe Netcom, der Netzbetreiber 50Hertz und Kollegen aus Boxberg und Markersbach.„Klar kostet das Ehrenamt Kraft neben dem Job. Aber in Afrika als „Telefon-Doktor“ dabei zu helfen, Leben zu retten ist eben mehr Ehre als Amt.“  

 

Das Zomba-Hospital-Projekt

Von Boxberg nach Zomba, Grafik: LEAG

24 Stunden dauert die Reise von Boxberg über Dresden, Johannisburg nach Blantyre in Malawie. Von dort holt das Klinikpersonal die Helfer mit dem Auto ab.

Das Hospital in Zomba ist das drittgrößte Krankenhaus im Land mit 500 Regelbetten. Im Einzugsgebiet leben rund 2,5 Millionen Menschen. Trotz internationaler Unterstützung herrschen immer noch unvorstellbare Bedingungen: In Bettensälen sind bis zu 100 Patienten untergebracht. Lediglich ein OP verfügt über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Wenn der Strom ausfällt, operieren die Ärzte in den anderen Sälen bei Kerzenlicht.  

Dank der Hilfe aus den Kraftwerken verfügt das Hospital heute über 240 Telefonanschlüsse und einer Funkanlage mit 50 Kilometer Reichweite. Errichtet wurden zusätzlich eine Fernmeldeanlage nach europäischem Standard, ein Lagerhaus und Klimaanlagen für die Technikräume.

Sie wollen helfen? http://www.zomba-hospital-projekt.de

 

Weitere Infos finden sie auch unter https://blog.vattenfall.de/die-deutschen-telefon-doktoren-von-malawi/

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Autor

Uwe Dobrig

Ich bin seit 1980 im Unternehmen. Für die Kommunikation arbeite ich seit 1987. Mein Start war damals in Jänschwalde. 

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