Bananen, Fünf-Minuten-Terrinen, Brot und Nutella – der Blick in David Geraciks Verpflegungsfach macht ihn nicht gerade gourmetverdächtig. Dafür legt er Wert auf guten Kaffee – den bekommt er nicht im Büro, sondern an seinen favorisierten Raststätten. Fünf Tage pro Woche ist die Fahrerkabine sein Zuhause, seine Ziele sind quer über die gesamte Deutschlandkarte verteilt. Ein fast klassischer Truckeralltag. Wäre da nicht Geraciks „Spezialfracht“.
"Mein Job: Besonderes bewegen", David Geracik - Berufskraftfahrer bei der TSS, Foto: Andreas Franke für LEAG
Montagmorgen 6 Uhr, Industriepark Schwarze Pumpe
TSS-Umkleide. Für dieses nicht ganz gewöhnliche Transportgut sind neben Blaumann auch Helm und Handschuhe Pflicht. In Vollmontur geht es auf Schlüsselsuche.
Fünf Tage in der Woche ist David Geraciks Zuhause die Fahrerkabine. Sein Weg führt ihn durch ganz Deutschland, Foto: Andreas Franke für LEAG
Die Nummerierung im Schlüsselkasten des Fuhrparks reicht bis 70, Nummer fünf ist Geraciks „Bock“ für die nächsten Tage. Wasser- und Ölstand, Reifendruck, Leuchtenfunktion und Feuerlöscher bestehen die Startkontrolle. Der Tourencomputer fragt nach dem ersten Ziel: Raddusch/Spreewald, 50 Kilometer – ein Katzensprung.
Die 40 Tonnen des 400 PS starken Lkw setzen sich in Bewegung. 18 Meter lang, vier Meter hoch, aber nur 80 Kilometer pro Stunde schnell. An Geracik kommt man nicht so leicht vorbei. Dank Spur- und Notbremsassistent, Abstandshalter und Tempomat kann sich der Fahrer voll auf die Straße konzentrieren. Wo die Brücken nicht hoch genug und die Straßen zu schmal sind, hilft ihm das Navigationsgerät. Das ist wichtig, denn Geraciks Fracht ist als Gefahrgut klassifiziert.
„SAFETY FIRST – Bei Gastransporten oberste Maxime.“
David Geracik
Lebensmittelreines, verflüssigtes Kohlendioxid wird unter hohem Druck (60 Bar) und Tieftemperaturen (-17°C) transportiert, Foto: Andreas Franke für LEAG
Im Auftrag der Firma Linde Gas fährt er einen speziellen für den CO2-Transport zugelassenen Gefahrguthänger. Das darin transportierte Kohlendioxid wurde unter hohem Druck und tiefgekühlt verflüssigt. Das Betanken und Entladen des Aufliegers erfordert eine spezielle Schutzbekleidung und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Dafür absolvierte Geracik eine vierwöchige Sonderausbildung.
9 Uhr, Ankunft Gewerbegebiet
Raddusch/Spreewald. CO2-Lieferung bei einem großen Gewächshausbetreiber. Volle Konzentration beim Aufdrehen der Ventile und Schließen des Kühlkreises. Die kälteresistente Spezialkleidung und ein CO2-Warngerät schützen im Fall eines Gasaustritts. Nach einer halben Stunde zeigt die Tankanzeige die bestellte Füllmenge. Der Kunde bestätigt mit schnellem Signet – ohne Formalien geht auch hier nichts.
Für Geracik geht es weiter nach Berlin. Die nächsten fünf Tage lebt er auf vier Quadratmetern. Ohne Couch, Kühlschrank oder Fernseher, dafür mit einer umfangreichen Mediathek auf seinem Tablet und abendlichen Truckertreffen bei einem guten Raststättenkaffee. Und mit einem rekordverdächtig kurzen Arbeitsweg – 30 Zentimeter vom Bett zum Arbeitsplatz.