Der Industriepark Schwarze Pumpe auf der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen bringt den Wandel der Energieregion Lausitz auf den Punkt. Auf dem Weg vom Kohle- und Energiezentrum der DDR zum modernen Industriestandort wurde mehr als einmal Energiegeschichte geschrieben. So verwundert es wenig, dass der Industriepark Schwarze Pumpe auch heute eine zentrale Rolle spielt, um über Länder- und Sektorengrenzen hinweg an der Zukunft des Reviers zu arbeiten.
Ab Mitte der 1950er-Jahre steht Schwarze Pumpe für die Verarbeitung von Braunkohle zu Briketts, Braunkohlenstaub, Koks, Stadtgas und natürlich Strom. Bis in die 1980er Jahre konzentrierte sich hier ein Großteil der Strom- und Gasproduktion Ostdeutschlands. Das ehemalige Gaskombinat Schwarze Pumpe war damit eine der tragenden Säulen der Energiewirtschaft der DDR. Zahlreiche innovative Verfahren in der Kohleveredlung und der chemischen Industrie wurden hier erstmals in großtechnischem Maßstab umgesetzt.
Blick über den Veredlungsbetrieb zum Kraftwerk Schwarze Pumpe. Zwischenzeitlich sind über 100 Unternehmen verschiedenster Branchen im Industriepark vertreten, Foto: Andreas Franke für LEAG
Mit der Wende, dem Umbau der DDR-Wirtschaft und dem Verlust zehntausender Arbeitsplätze musste sich der Standort neu erfinden. Die Entwicklung zum modernen Industriepark begann, der mit seiner technischen Infrastruktur Schritt für Schritt verschiedene Branchen anziehen konnte – von der Papier- und Baustoffherstellung über Chemie, Logistik bis hin zu Stahlbau und Elektrotechnik. Auch die Energiebranche blieb ein bestimmendes Thema. In den 1990er Jahren entstand mit dem Kraftwerk Schwarze Pumpe das erste Werk einer neuen Technik-Generation, die neue Standards bei Effizienz und Umweltschutz setzte. In den 2000ern folgte die erfolgreiche Erprobung der Carbon Capture and Storage-Technologie (CCS). Und heute? Heute soll die Geschichte fortgesetzt werden.
Die LEAG im Industriepark Schwarze Pumpe
Für die LEAG ist der Industriepark ein zentraler Standort, nicht nur mitten im Revier, sondern auch mitten im Unternehmen: Neben Strom- und Wärmeerzeugung sowie Braunkohleveredlung bündeln sich hier Werkstätten, Logistik-Leistungen, zentrale Bergbau-Dienste und nicht zuletzt die Werkfeuerwehr und eine Ausbildungsstätte. Durch die vorhandenen Betriebsstätten und Infrastrukturen gepaart mit über 60 Jahren Energie-Know-how findet die LEAG hier ideale Voraussetzungen für das nächste Kapitel vor: Ein Kompetenzzentrum für Energie, Instandsetzung und Logistik im Herzen der Lausitz und Europas.
Große Pläne mit Großbatterie
Ein Initial für die weitere Standortentwicklung setzt der Stromspeicher BigBattery. Batterien stellen einen Schlüssel zur Energiewende dar und werden gebraucht, um das Stromnetz auch in Zukunft sicher betreiben zu können. Die LEAG BigBattery mit einer nutzbaren Kapazität von 53 Megawattstunden bringt die Anwendung von Batterie-Speichertechnologie in neuer Größenordnung nach Schwarze Pumpe. In Kombination mit den modernen Kraftwerksleitsystemen am Standort ist das Projekt bislang einzigartig in Europa.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Brandenburgs Wirtschaftsminister Prof. Jörg Steinbach beim offiziellen Baubeginn für BigBattery Lausitz im Juli 2019, Foto: Andreas Franke für LEAG
Referenzkraftwerk in Vorbereitung
Wasserstoff statt Kohlenstoff könnte künftig die Devise für Mobilität, Chemie, Strom und Wärme lauten. Deshalb beteiligt sich die LEAG am Referenzkraftwerk Lausitz, einem netz- und systemdienlichen Wasserstoff-Speicher-Kraftwerk mit Sektorenkopplung. Seit Mitte Juli gehört die Projektidee zu den „Reallaboren der Energiewende“, die Fördermittel des Bundes erhalten. Gute Nachrichten für Schwarze Pumpe, findet auch LEAG-Vorstandschef Dr. Helmar Rendez: „Hier bietet sich abermals die Chance, die Energie- und Kraftwerkstechnologie mit zu entwickeln, die in den nächsten 10 bis 20 Jahren ihre volle Bedeutung für die sichere und sektorenübergreifende Energieversorgung entfalten wird.“
„Die Lausitz steht vor der Herausforderung, mit innovativen Konzepten ihre Kraftwerks- und Industriestandorte weiterzuentwickeln. Verlässliche energie- und strukturpolitische Rahmenbedingungen für den von der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung vorgeschlagenen Kohleausstieg bis Ende 2038 sind dafür die zentrale Grundlage. Mit der BigBattery, dem Referenzkraftwerk und anderen Projekten wollen wir Kompetenzen im Bereich zukunftsweisender Technologien aufbauen, um Versorgungssicherheit und Standortentwicklung zu sichern.“
Helmar Rendez
Vorstandsvorsitzender LEAG
Engineering made in Lausitz
Positive Signale gibt es auch aus der LEAG Hauptwerkstatt in Schwarze Pumpe. Die Instandsetzung von Geräten nicht ganz alltäglicher Größe ist hier Alltagsgeschäft – von der Baggerschaufel über die Großpumpe bis hin zum Güterwaggon. Unter der Marke MCR Engineering steht das Leistungsspektrum künftig auch externen Kunden offen: 26.000 Quadratmeter Werkstattfläche, 300 qualifizierte Mitarbeiter und ein moderner Maschinenpark – beste Voraussetzungen für Großprojekte in den Bereichen Maschinen- und Stahlbau, Großgerätewartung und Instandhaltung von Schienenfahrzeugen. Gemeinsam mit dem in Schwarzheide ansässigen Kooperationspartner Waggonwerk Brühl, einer Tochter der VTG, einem der größten deutschen Güterwagen-Eigentümer, steigt MCR Engineering unter anderem in die Revision und Instandsetzung von Container-Güterwagen ein. Für diese Leistungen wurde die Hauptwerkstatt offiziell zertifiziert.
Mit der 2015 in Betrieb genommenen, 225 Meter langen und beheizbaren Instandhaltungshalle wurden perfekte Arbeitsbedingungen geschaffen, Foto: Andreas Franke für LEAG
Mehr Infos rund um den Standort Schwarze Pumpe und einen Eindruck von der Vielfalt der Aktivitäten vor Ort erhalten Sie in unserer Artikelzusammenstellung.
Am 24. August öffnete der Standort seine Türen. In unserer Bildergalerie erhalten Sie einen Eindruck vom Event.