1200 Gäste der LEAG feierte gestern Abend den Ehrentag der Heiligen Barbara in der Cottbuser Stadthalle. Traditionell ehren die Bergleute gemeinsam mit den Kraftwerkern ihre Schutzheilige. Der Abend zeigte: Sie ist heute noch so gefragt wie eh und je, nur die „Gefahren“ für die Energiearbeiter sind andere geworden.
Kamen wie immer gerne nach Cottbus: Die Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und Stanislaw Tillich, Foto: Andreas Franke
Mehrere Redner, so auch der scheidende sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich, erinnerten an die schützende Hand der Heiligen Barbara. Er hätte nicht damit gerechnet, dass „wir heute die Schutzheilige anflehen müssen, uns vor der Politik zu schützen“, erklärte er gleich zu Beginn seiner Rede. Auch die Cottbuser Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe stellte fest, die Heilige Barbara habe noch Einiges zu tun und müsse ein gutes Auge „auf uns“ haben.
Noch kritischer und deutlicher formulierte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, was ihn an diesem Abend bewegte. „Dass Sie heute weit entfernt sind von Feiertagsstimmung, bedauere ich“, so seine Einschätzung. Es sei schlecht für Deutschland, dass es keine erkennbare Energiepolitik gäbe und nicht klar sei, wie die Rahmenbedingungen aussehen.
Alle drei Politiker beließen es jedoch nicht nur bei diesen Einschätzungen. Vielmehr versicherten sie der LEAG ihre tatkräftige Unterstützung. „Ich stehe weiter fest an Ihrer Seite“, erklärte Woidke und ergänzte: „Ich bin heute hierhergekommen, damit Sie das wissen.“ Und Tillich formulierte in Anlehnung der Kritik, die er hin und wieder zu hören bekommt: „Ich bin lieber ein Braunkohlenlobbyist als jemand, der die Menschen in der Lausitz im Stich lässt.“
Chancen für die Lausitz
Für diesen nun schon über die Jahre anhaltenden Rückhalt dankte der LEAG-Vorstandsvorsitzende Dr. Helmar Rendez den beiden Ministerpräsidenten dann auch gleich zu Beginn seiner Rede. Sie stünden auch in schwierigen Zeiten immer zur Lausitz und hielten energiepolitischen Kurs. Dieser Rückhalt sei wichtig in Zeiten, wie den gegenwärtigen, in denen sich nicht einschätzen lasse, welche Entwicklungschancen der Lausitz gelassen würden.
Der LEAG-Vorstandsvorsitzende mahnte Chancen für das Lausitzer Revierkonzept an, Foto: Andreas Franke
Es brauche starke Nerven und kräftigen Rückhalt, um Deutschland zuverlässig mit Strom zu versorgen. Der LEAG sei dies im ersten Jahr ihres Bestehens auch dank ihrer großartigen Belegschaft gelungen. Auf dem Weg zu einem effizienten, flexiblen und digitalen Unternehmen hätten die Älteren mit ihren Erfahrungen und ihrer Gelassenheit und die Jüngeren mit ihrer Unerschrockenheit gegenüber neuen Entwicklungen einen wichtigen Beitrag geleistet. Nach wie vor käme jede zehnte Kilowattstunde Strom, die in Deutschland verbraucht werde, von einem LEAG-Braunkohlenkrafwerk. Mit 61 Millionen Tonnen geförderter Braunkohle und einer Stromproduktion von 55 Terawattstunden arbeite die LEAG konsequent auf dem Niveau der Vorjahre.
Zuverlässiger Strom als Qualitätsprodukt
Helmar Rendez forderte in seiner Rede, sich der Bedeutung einer zuverlässigen Stromversorgung für Wachstum und Wohlstand in ganz Deutschland wieder bewusst zu werden. LEAG-Strom sei ein Qualitätsprodukt, das in jeder Sekunde eines Tages zuverlässig verfügbar ist. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich um einen klaren Sommernachmittag oder um die vierte Woche einer hartnäckigen Dunkelflaute handle. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der LEAG und der Partnerunternehmen rief er zu: „Das ist euer, das ist Ihr Verdienst. Und diesen Verdienst lasst euch von Niemanden kleinreden.“
Gute Stimmung im Publikum, Foto: Andreas Franke
Revierkonzept sichert Perspektiven
Ein wichtiger Meilenstein im Jahr 2017 sei das neue Lausitzer Revierkonzept gewesen, mit dem das Unternehmen die Karten offen auf den Tisch gelegt habe. Es setzt den Rahmen für eine weiterhin zuverlässiger Stromversorgung durch die LEAG und gebe auch der Region eine Planungsperspektive für die nächsten 25 bis 30 Jahre. Der Inhalt das Konzepts, zeige aber auch, unter welchen energiepolitischen Rahmenbedingungen es entstanden sei. Es sei tragisch, stellte Rendez klar, dass nicht alles, was man energiewirtschaftlich für notwendig halte, heutzutage auch unternehmerisch zu verantworten sei. Die Zukunft der LEAG und der Lausitz werde immer mehr zum Gegenstand eines politischen Pokerspiels.
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Im weiteren Verlauf seiner Rede versicherte Rendez, dass das Unternehmen sich nicht damit zufrieden gäbe, einen wichtigen Beitrag zur stabilen Energieversorgung in Deutschland zu leisten. Man warte nicht einfach, bis irgendwann andere diese Aufgabe erfüllen können, erklärte er und nahm Bezug auf zwei Projekte, die über das LEAG-Kerngeschäft hinausgehen – die Partnerschaft beim Bundesforschungsprojekt WindNODE und das Projekt zur Batteriespeicherung mit Siemens.
Die Lausitz als Energy Valley
Zudem machte Rendez deutlich, dass die Zukunft des Unternehmens eng mit der der Lausitz verknüpft sei. Mit Albert Einsteins „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es keine Hoffnung für sie“ warb der Vorstandsvorsitzende für ein Energy Valley, das analog dem Silicon Valley in Kalifornien in der Lausitz entstehen könnte. Die entsprechende Energiekompetenz dafür sei vorhanden.
Traditionell an solch einem Abend dabei – die Musiker des Orchesters Lausitzer Braunkohle, Foto: Andreas Franke
Auch das Silicon Valley sei nicht vom Himmel gefallen. Kluge Köpfe, überraschende Ideen, talentierte Wissenschaftler und eine entschlossene Strukturpolitik seien die Basis gewesen. Kluge Köpfe und engagierte Mitarbeiter gäbe es in der Lausitz auch und Unternehmer, die sich etwas trauen. In dem Zusammenhang verwies der Redner auf die im vergangenen Jahr gegründete Innovationsregion Lausitz (IRL), aus seiner Sicht Anlaufstelle, Koordinator und Förderer für regionale Unternehmen zugleich sei.
Rendez betonte, die Region sei gut aufgestellt, mehrheitlich geeint und entschlossen, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Wenn die Lausitz mit diesen guten Voraussetzungen eine Zukunft haben solle, so sei die Politik gefordert. Sie müsse dem Lausitzer Revierkonzept ein faire Chance geben. Er hoffe, dass eine künftige Bundesregierung den Mut dazu aufbringe. Den Beitrag, den die Lausitzer Bergleute dazu leisten werden, könne er schon heute versprechen – eine zuverlässige Stromversorgung und die nicht nur am Tag der Heiligen Barbara.