Seit knapp sechs Wochen hängt an der Glastür des Besucherzentrums im Kraftwerk Schwarze Pumpe ein Schild: Baumaßnahmen – steht dort geschrieben, denn hier wird fleißig modernisiert. Seit über 20 Jahren ist das Besucherzentrum Anlaufpunkt für interessierte Gäste und Start unzähliger Kraftwerksbesichtigungen. Nun erhält es sein wohl verdientes Makeover.
Kurz vor der Neueröffnung, Foto: LEAG
Nach Akkuschraubern und Schleifgeräten, großflächigen Malerarbeiten und kleinteiligen Restaurationen geht es inzwischen wieder vergleichsweise ruhig auf der Baustelle zu. Die bis zu drei Meter hohen Ausstellungstafeln sind an ihren Plätzen, Bildschirme leuchten, Modelle blinken. Das gleichmäßige Klacken der Weltbevölkerungsuhr erfüllt die Luft. Durch die großen Fenster fällt Sonnenlicht in den Raum. Man kann sich bereits vorstellen, wie hier wieder Besuchergruppen umherwandern, verweilen oder sich als „Stromerzeuger“ versuchen. Doch noch ist es nicht ganz so weit.
Auf der Zielgeraden
Finale Einstellungen, Foto: LEAG
Heute gehört das Besucherzentrum noch dem Projektteam, das sich vor Ort getroffen hat. Die letzten Feinarbeiten und finalen Handgriffe werden ausgeführt, Exponate arrangiert, die Beleuchtung justiert. Hier und da bespricht man noch Korrekturen an den neuen Präsentationen. Letzte Programmierungen sind nötig, damit alles reibungslos funktioniert. Es herrscht Endspurt-Stimmung. Der Zeitplan drückt. Schon am 10. Mai 2018 soll hier die feierliche Neueröffnung stattfinden, die das 19. Wanderwegfest begleiten wird.
Im Wandel der Zeit
Mitten drin im letzten Feinschliff steckt meine Kollegin Ariane Geisler – sie hat die Projektleitung für die Neugestaltung übernommen. Ariane erklärt mir, dass der Wechsel von Vattenfall zur LEAG zwar der Anlass für den Umbau war, die Maßnahmen aber weit über diesen Zweck hinaus gehen. „Wir wollten nicht einfach einen neuen Namen über alles schreiben. Die Themen, die uns im Zusammenhang mit Energie bewegen, haben sich gewandelt. Und digitale Technik gibt uns ganz neue Möglichkeiten, die Besucher mit in diese Ausstellung hineinzunehmen.“
Die Umgestaltung ist fast abgeschlossen, Foto: LEAG
Eine weitere Neuheit ist, dass auch der Tagebau Welzow-Süd Einzug in das Besucherzentrum gehalten hat. Nicht nur der Umzug der Tagesanlagen von Welzow-Süd in die unmittelbare Nachbarschaft legte das nahe. „Für unser Projekt war das eine tolle Möglichkeit, auf etwa 300 Quadratmetern Fläche eine ‚Energiereise‘ für die Besucher zu entwickeln, die vor etwa 17 Millionen Jahren bei der Entstehung der Lausitzer Braunkohle beginnt und sie schließlich bis zur heimischen Steckdose im 21. Jahrhundert führt. Dabei können sie das Lausitzer Energierevier kennen lernen, Großgeräte und Kraftwerkstechnik aus nächster Nähe erleben und sich über das Energiesystem in Deutschland und seinen Wandel informieren.“
Eine multimediale Reise, Foto: LEAG
Gemeinsam kreativ arbeiten
Mit Energie begeistern, Foto: LEAG
Bereits im Herbst des letzten Jahres startete die Planungsphase für die Neugestaltung zusammen mit der Agentur Heimrich & Hannot in Dresden. „Wir wollten gemeinsam mit allen Beteiligten eine Ausstellung entwickeln, die unsere Besucher unabhängig von Alter und Vorkenntnissen bei ihren individuellen Interessen abholt“, erklärt mir Geschäftsführer Carsten Klunker. Multimedial nennt er den Mix aus analogen und digitalen Ausstellungsstücken und stellt in Aussicht, dass sich das Besucherzentrum auch nach der Eröffnung weiterentwickeln wird. „Wir haben noch einige Ideen, die wir nach und nach angehen wollen, um auch weiterhin am Puls der Zeit zu bleiben."
Um die Pläne des Projektteams in die Tat umzusetzen, kam Anfang März mit Walther Expo ein erfahrener Messebauer dazu. Jetzt ist es fast geschafft und der Projektleiter der Baufirma, Herr Engler, zeigt sich zufrieden. Nicht ohne Stolz erzählt er mir, dass er noch nie die Eröffnung einer Ausstellung verschieben musste. Und dass es auch dieses Mal geklappt hat, freut ihn umso mehr. „Klar gibt es auch mal stressige Situationen, aber die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten ist gut und wir haben immer Lösungen gefunden, mit denen alle zufrieden sind.“ Er persönlich würde sich die Ausstellung privat unbedingt ansehen – sie habe viel zu bieten. Dabei zeigt er auf ein Exponat, das ihm besonders am Herzen liegt. Es ist die Miniatur des Kraftwerks Schwarze Pumpe, sein Lieblingsstück, wie er gesteht.
Projektleiter der Firma Walther Expo GmbH - Marc Engler, Foto: LEAG
Bewährtes und Neues
Kerstin Schilling begleitet das Besucherzentrum seit seiner Eröffnung 1997, Foto: LEAG
Im alten Besucherzentrum existierte sie bereits, wurde aber in händischer Kleinstarbeit neu aufgearbeitet. Die Besonderheit dabei war, dass das alte Modell zu diesem Zweck nicht in die Werkstatt umziehen musste. Jede kleinste Ecke und jeder Winkel wurden in tagelanger feinster Detailarbeit direkt vor Ort ausgebessert. Das beleuchtete Kraftwerksmodell ist ein Stück Geschichte – anders als der neue Mittelpunkt der Ausstellung, der den Schaulustigen gleich am Eingang begrüßt: der hell leuchtende Medientisch, bestehend aus sechs Bildschirmen, der das Lausitzer Revier mit seinen Energiestandorten vorstellt. „Das Nebeneinander von ‚alten Bekannten‘, die bereits seit zwei Jahrzehnten Besucher faszinieren und neuen Modellen, neuer Technik, ist das, was mir und meinen Kollegen aus dem Bergbaubereich besonders wichtig war“, erläutert Kerstin Schilling, die seit 21 Jahren die Besuchergruppen des Kraftwerks betreut.
Showdown
Besucher willkommen! Foto: LEAG
„Auch dieses neue Besucherzentrum wird viele Gäste begeistern und zum Nachdenken anregen, wie der Strom zuverlässig in die Steckdose gelangt“, ist sie sich sicher. „Es leistet eine tolle Unterstützung bei unserer täglichen Arbeit, Menschen die Energiewirtschaft näher zu bringen. Quasi Wissen zum Erleben und Mitmachen.“ Frau Schilling lächelt, als sie mir das erzählt. Auch sie hat, wie viele andere, ihr Herzblut in dieses Projekt gesteckt.
Am 10. Mai wird sich zeigen, ob dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt sein wird. Wenn das geschäftige Leben in den Raum zurück kehrt und es gegen Mittag im Kraftwerk Schwarze Pumpe endlich heißt: Vorhang auf und Bühne frei für unser neu erwachtes Besucherzentrum.
Weitere Information
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