21.03.2019

Will man einen Tagebau sicher betreiben, so muss das Grundwasser bis unter das Braunkohlenflöz abgesenkt werden. Etwa 1.100 Filterbrunnen fördern am LEAG-Tagebau Jänschwalde jährlich ca. 110 Millionen Kubikmeter Grundwasser, so genanntes Sümpfungswasser, an die Oberfläche. Es wird in den Grubenwasserbehandlungsanlagen Jänschwalde und Briesnig aufbereitet. Der größte Teil des geförderten Grundwassers wird im Kraftwerk Jänschwalde zur Kühlung und für weitere Kraftwerksprozesse genutzt.  Mit dem anderen Teil stützt die LEAG vor allem die Abflüsse von Spree und Neiße sowie die Wasserstände in den Jänschwalder Laßzinswiesen. Auch Wasser, das im Kraftwerk seine Aufgaben erfüllt hat, wird aufbereitet an den Landschaftswasserhaushalt zurückgegeben.

Die Absenkung des Grundwassers zur Gewinnung der Braunkohle zieht auch niedrigere Grundwasserstände in angrenzenden Gebieten nach sich, den so genannten Absenkungstrichter. Wie weit dieser reicht und inwiefern zum Beispiel die Einzugsbereiche der zahlreichen Gewässer nördlich des Tagebaus betroffen sind, ermittelt die LEAG regelmäßig durch Messungen der Grundwasserstände und prognostisch mit so genannten numerischen Grundwassermodellen. Dass das Unternehmen dabei auch die aktuellen Entwicklungen einbeziehen muss, darüber sprachen wir mit Dr. Thomas Koch, Leiter Geohydrologie/Wasserwirtschaft der LEAG.

Dr. Thomas Koch leitet den Bereich Geohydrologie/Wasserwirtschaft der LEAG, Foto: LEAG

Im Dezember 2017 hat die LEAG eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der es heißt, dass sich kein Zusammenhang zwischen dem Wasserverlust in den Seen und der Grundwasserabsenkung des Tagebaus Jänschwalde ableiten lässt. Es ging um Großsee, Kleinsee und Pinnower See. Es heißt dort auch, dass die LEAG weitere Messungen und Grundwassermodellierungen durchführen wird. Was sind das für Messungen?

Ein Tagebau ist nichts Statisches. Er bewegt sich weiter – der Tagebau Jänschwalde tut dies in Richtung Norden. Deshalb sind wir verpflichtet, regelmäßig an unseren Grundwasserströmungsmodellen zu arbeiten. Wenn wir dabei neue Erkenntnisse gewinnen, kommunizieren wir diese an die zuständigen Stellen – unabhängig von den eventuellen Ursachen. 

Inzwischen gibt es nicht nur bei uns neue Erkenntnisse, es liegt auch ein Gutachten des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) vor. In diesem wurde speziell die Wasserbilanz des Pastlingsees sehr detailliert untersucht. Dafür wurden durch Wissenschaftler des Grundwasserforschungsinstitutes Dresden direkt auf dem Pastlingsee Verdunstungsmessungen durchgeführt.

Mit welchem Resultat?

Das Gutachten des LBGR kommt zu dem Ergebnis, dass der Verdunstungsverlust des Pastlingsees geringer ist als nach dem früheren Stand des Wissens. Das liegt vor allem an der geschützten Kessellage und der bewaldeten Umgebung, die dazu beitragen, dass die Windgeschwindigkeiten deutlich reduziert sind. Wenn die Verdunstung also geringer ist, der See aber dennoch Wasser verliert, heißt das, dass der Wasserabfluss aus dem Pastlingsee in die Umgebung größer ist, als zuvor ermittelt. Insgesamt wurde berechnet, dass der Wasserverlust des Pastlingsees zu jeweils circa 50 Prozent durch den Bergbau und durch das Klima entstanden ist.

Nach diesen Ergebnissen war für uns klar: Wenn das für den Pastlingsee zutrifft, müssen wir auch die weiteren Seen nördlich des Tagebaues Jänschwalde weiter beobachten.

Und was haben diese Beobachtungen für Groß-, Klein- und Pinnower See ergeben?

Nach unserem fortgeschriebenen Grundwasserströmungsmodell können wir nicht mehr ausschließen, dass es zukünftig Beeinflussungen der Wasserstände in den genannten Seen durch den Tagebau geben wird. Über dieses Ergebnis haben wir das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) des Landes Brandenburg im Februar 2018 informiert.

Was ist dann passiert?

Ziemlich schnell hat das Ministerium eine Projektgruppe „Stabilisierung der Wasserstände“ ins Leben gerufen, der neben dem Ministerium und der LEAG auch die Untere Wasserbehörde (UWB) des Landkreises Spree-Neiße, das LBGR und das Landesamt für Umwelt (LfU) angehören. Arbeitsstart für diese Gruppe war dann bereits im März 2018.

Zu welchem Ergebnis ist diese Arbeitsgruppe gekommen?

Unsere gemeinsame Arbeit erfolgte in drei Etappen. In der ersten Etappe haben wir uns auf die künftigen Wasserstände für die genannten Seen geeinigt. Sie sollen sich am Wasserstand aus dem Jahr 2010 orientieren.

Warum 2010?

Unser geeichtes Prognosemodell zeigte, dass die Seewasserstände, die unter Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen im Sommer 2010 gemessen wurden, einen hydrologischen Gleichgewichtszustand darstellen. Deshalb wurden diese natürlichen niedrigen Wasserstände als Zielwerte angesetzt. Nach den starken Niederschlägen in den Jahren 2010 und 2011 waren zwar die See- und Grundwasserstände um circa einen Meter angestiegen, danach setzte sich jedoch der Abwärtstrend fort, der nicht nur in der Lausitz beobachtet wird, sondern auch in anderen Regionen. Dabei wurden auch die Wasserstände von 2010 unterschritten. Um nicht gegen die Natur zu arbeiten, musste man sich an den natürlichen Verhältnissen orientieren und die Balance finden. Deshalb wurden diese natürlichen niedrigen Wasserstände angesetzt.

Wie ging es dann weiter?

In der zweiten Etappe haben wir in der Arbeitsgruppe besprochen, mit welchen Maßnahmen wir diese Wasserstände erreichen können. Und in der dritten Etappe ging es schließlich darum, wo das Wasser herkommt, was es also für eine Qualität haben wird. Dass das alles sehr zügig und ergebnisorientiert voranging, sehen Sie daran, dass das LBGR schon im Juli die Anordnung erlassen hat, die besagt, dass die LEAG den Großsee, den Kleinsee und den Pinnower See mit Wasser versorgen muss.

Seit Oktober 2015 wird Wasser in den Pastlingsee geleitet, Foto: LEAG

In der Öffentlichkeit ist oft vom Pastlingsee die Rede. Was ist mit dem?

Für den Pastlingsee organisieren wir bereits seit Oktober 2015 eine Wasserzuleitung, die Wassereinleitung betreibt der Gewässerverband Spree-Neiße. Die oben beschriebenen Untersuchungen haben bestätigt, dass das richtig ist und attestieren ein sehr gutes Ergebnis. Diese Wassereinleitung werden wir auch weiterhin durchführen, um den mit dem LBGR vereinbarten Zielwassertand zu halten. Im Übrigen ist die Wasserversorgungsanlage für den Pastlingsee eine von neun, die wir bereits vor 2017 im Nordraum betrieben haben. Sie versorgen zum Beispiel die Teichgruppe Bärenbrück und das Eilenzfließ mit unbehandeltem und die Laßzinswiesen in Jänschwalde mit behandeltem Sümpfungswasser. Grundwasser bekommen das Schwarze Fließ und die Grabkower Seewiesen.  

Heiße und langanhaltend trockene Sommer, wie der 2018, konterkarieren unsere Bemühungen leider. Beim Pastlingsee kam es 2018 zu einer Verdunstung von bis zu 60 Zentimetern.

Kommen wir zurück zu Groß-, Klein- und Pinnower See. Was macht die LEAG dort?

Die LEAG wird drei separate Brunnenanlagen bauen. Am 12. Februar war mit dem Einrichten der Baustelle der Start für den Bau. Wir haben vom LBGR die Zulassung für einen Sonderbetriebsplan und die landschaftspflegerischen Begleitpläne erhalten.

Jeder weiß, Genehmigungsverfahren brauchen ihre Zeit. In diesem Fall ging es offensichtlich sehr schnell.

Das stimmt. Wir haben allerdings einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Im Juli haben wir die Anordnung bekommen und im September die genannten Pläne eingereicht. Im Januar 2019 kam die Zulassung. Jetzt warten wir noch auf die wasserrechtliche Genehmigung vom Landesamt für Umwelt für den Betrieb der Anlage und die Einleitung des Wassers. Am 1. Mai soll die Einleitung beginnen. Das ist ein ambitionierter Termin. Wir setzen alles daran, das zu schaffen.

Wann werden die vereinbarten Zielwasserstände erreicht sein?

Die Zielwasserstände von 62,70 Meter über dem Meeresspiegel (NHN) für den Großsee, 63,40 Meter NHN für den Kleinsee und 63,35 Meter NHN für den Pinnower See werden wir nach zwei Jahren erreichen. An jedem See werden wir eine Pegellatte anbringen, so dass der aktuelle Stand und der Zielwert immer eingesehen werden können.  

Das heißt, im Jahr 2021 hat die LEAG ihre Aufgabe erfüllt?

Keineswegs. Danach werden wir die Brunnen noch mindestens 20 Jahre weiter betreiben. 

 

Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?

Dann schreiben Sie uns

Themen

Teilen

Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

Mehr von Elvira Minack