Es ist das größte Rennsportevent auf Schotterpisten in Mitteleuropa. Fahrer aus 26 Ländern, darunter aus Neuseeland und erstmals Argentinien und der Türkei, fiebern der Internationalen ADMV Lausitz-Rallye vom 4. November bis 6. November 2021 entgegen. Der Boxberger Rallye-Renn- und Wassersport-Club e.V. unter Leitung von Wolfgang Rasper organisiert sie inzwischen zum 24. Mal. Auch die LEAG unterstützt ihn dabei, denn ein Teil der Rennstrecke führt über Tagebaugelände.

„Konkret sind es vor allem Forst-Wege im Tagebauvorfeld von Reichwalde und Wirtschaftswege in der Rekultivierung auf der Tagebaukippe des Tagebaus Nochten“, erklärt Ralf Agricola, Leiter Rekultivierung bei der LEAG. „Diese Wege sind sonst nicht öffentlich zugänglich, sondern dienen unsere Kollegen zur Erschließung und Bewirtschaftung der Flächen in der Rekultivierung. Grundsätzlich steht das Kippengelände unter Bergaufsicht und darf von Betriebsfremden nicht betreten werden. Der Tagebau muss daher auch die Ausnahmenutzung für diese internationale Motorsportveranstaltung vom Sächsischen Oberbergamt genehmigen lassen.“

Das Kraftwerk Boxberg im Hintergrund: Die Tagebau-Rekultivierung bietet Fahrern und Publikum eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Kulisse, Foto: Michael Hauptmann

Bahnverkehr bleibt gewährleistet

Rallye-Organisation und Zugfahrplan müssen aufeinander abgestimmt sein, damit die Kohleversorgung der Kraftwerke im Lausitzer Revier gewährleistet bleibt, Foto: LEAG

Auch eine ganze Reihe anderer Bereiche der LEAG sind in die Vorbereitung und Absicherung der Lausitz-Rallye einbezogen. Das beginnt mit der Erstellung von Karten mit den Wegen durch den Liegenschaftsbereich. Mit dem Eisenbahnbetrieb muss abgestimmt werden, dass auch während der Rallye die benötigte Kohle vom Tagebau ins Kraftwerk gelangt. Das heißt, zeitweilig sind dann auch die Bahnübergänge für den Besucher- bzw. Rennverkehr gesperrt. Und auch die LEAG-Werkfeuerwehr mit einem Rettungswagen und der Unternehmensschutz sind in Bereitschaft, wenn über die Autos über die Schotterpisten rasen.

Manchmal – auch darauf ist zu achten – können sich Wegebeziehungen im Tagebau ändern, dann wäre die Strecke anzupassen. In diesem Jahr bleibt die Streckenführung für die Rallye nahezu identisch mit der des Vorjahres. Einziger Unterschied ist, dass Start und Ziel diesmal mitten in Boxberg am Dorfgemeinschaftshaus sein werden. Ausdrücklich eine Anerkennung des Vereins für die jahrelange gute Unterstützung durch die Gemeinde und Bürgermeister Achim Junker.

Für die Lausitz-Rallye werden die Wirtschaftswege im Rekultivierungsgebiet von Nochten zu Schotterpisten für die Rennfahrer, Foto: Michael Hauptmann

Massedepot wird zur „Arena“

Rekultivierung im Tagebau Nochten

Die Wirtschaftswege im Tagebau Nochten werden vom Unternehmen unter anderem selbst für Fahrsicherheitstrainings genutzt, Foto: LEAG

Zu den Flächen, die die LEAG außerdem zur Verfügung stellt, zählt die so genannte Arena. „Wir nennen es natürlich nicht so“, sagt Doris Wüstenhagen aus dem LEAG-Fachbereich Rekultivierung, die sich auch um die Übergabe und Abnahme der „Rennwege“ im Tagebau vor und nach dem Rennen kümmert. „Es handelt sich eigentlich um ein Massendepot, also eine Aufschüttung von Erde, auf der Wirtschaftswege angelegt worden sind. Die LEAG nutzt diesen Parcours selbst für das Fahrsicherheitstraining mit dem ADAC. Für die Lausitz-Rallye steht es zur Verfügung, um die Wertungsläufe dort zu absolvieren.“

Die „Arena“ im Tagebau Nochten hat sogar über die Lausitz-Rallye hinaus eine gewisse Berühmtheit erlangt. 2018 drehte der Fernsehsender DMAX hier für die sechsteilige 1. Staffel von „Devils Race“ mit Sophia Thomalla und Johannes Stuck, bei der drei Autotüftler-Teams einen anspruchsvollen Hindernis-Parcours überwinden mussten, unter anderem in Tagebau-Kulisse mit dem Kraftwerk Boxberg im Hintergrund.

„Wir bringen die Fans endlich wieder zurück an die Strecke. Wenn am 4. November um 15.15 Uhr vor dem Boxberger Gemeinschaftshaus das erste Fahrzeug in die Rallye startet, wird wieder so etwas wie Normalität einziehen“, freut sich Organisationschef Wolfgang Rasper, nachdem die Lausitz-Rallye im vergangenen Jahr pandemiebedingt ohne Publikum stattfinden musste. Noch immer verlangt Corona aber Sicherheitsvorkehrungen. Daher gilt in diesem Jahr die 3-G-Regel: Zuschauer müssen geimpft, genesen oder getestet sein, um live beim Rennspektakel dabei sein zu dürfen. Und damit das auch nachverfolgbar ist, gibt es Tickets diesmal nur online unter www. lausitz-rallye.de.

Dank des großen Potentials an nutzbaren Bergbauflächen steht die internationale Lausitz-Rallye als größtes Schotterpisten-Rennen in Mitteleuropa im Kalender der Motorsportler. Da fliegt der Schotter ordentlich, weshalb auch die Einhaltung der Sicherheitsregeln für alle vor Ort wichtig ist, Foto: Michael Hauptmann

Sicherheit wird großgeschrieben

Unter www.lausitz-rallye.de finden sich alle Infos rund um das Event, Screenshoot lausitz-rallye.de

Sicherheit wird auch an der Rennstrecke großgeschrieben. Dafür sorgt der Verein mit den Streckenposten und Sportwarten direkt. Darüber hinaus gilt auf Betriebsflächen der LEAG für Besucher das, was auch für die Bergleute gilt, die hier arbeiten. Auf angemessene, wetterfeste Kleidung ist zu achten; feste, geschlossene Schuhe sind wichtig. Alkohol und sonstige Rauschmittel sind Tabu, und es gilt Rauchverbot. Dass man sich als Besucher nicht von der ausgewiesenen Strecke entfernen und keine Kabel oder Leitungen anfassen sollte, die zu den betrieblichen Anlagen des Tagebaus gehören, versteht sich von selbst.

Freuen dürfen sich die Motorsportfans auf viele heiße Rennen. Vor allem der erwartete Dreikampf zwischen den Lausitz-Rallye-Favoriten Matthias Kahle aus Deutschland, Anders Grondal aus Norwegen und Erik Cais aus Tschechien verspricht spannend zu werden. Kahle und Grondal haben in den vergangenen Jahren je viermal die Lausitz-Rallye gewonnen. Seinen fünften Sieg im Jahr 2020 zählt Matthias Kahle für dieses Duell nicht mit, weil Anders Grondal wegen der Corona-Pandemie beim letzten Mal nicht hatte antreten können.

Unter der Bezeichnung „Young Guns“ dürfen mit Genehmigung der Fédération Internationale de l'Automobile (FIA) und des Deutschen Motorsportbundes (DMSB) in der Lausitz erstmals auch Fahrer ab 16 Jahren starten. Denn auch hier gibt es schon einige Nachwuchstalente, darunter den deutschen Starter Fabio Schwarz.

   

Themen

Teilen

Autor

Thoralf Schirmer

Nachdem ich 20 Jahre als Lokaljournalist in der Lausitz gearbeitet habe, kam ich 2011 als Pressesprecher ins Unternehmen. Seitdem begleite ich alle Themen aus der Region zusammen mit meinem Team.