21.06.2018

Normalerweise werden in der Schienenfahrzeuginstandhaltungshalle der LEAG im Industriepark Schwarze Pumpe in zwei Schichten Inspektionen an Kohlezügen sowie Hauptuntersuchungen und Instandsetzungsarbeiten an bergbautypischen Waggons durchgeführt. Seit Mittwoch jedoch wird hier emsig umgebaut.

Der Grund: Am Sonntag werden 1.000 Gäste erwartet, die hier im Rahmen der Brandenburgischen Sommerkonzerte dem Filmorchester Babelsberg und Filmmusiken aus James-Bond-Filmen lauschen wollen.

 

Das Filmorchester Babelsberg spielt am Sonntag im Industriepark Schwarze Pumpe Musik aus den James Bond Filmen, Foto: Filmorchester Babelsberg

Maik Korzak hat das Sicherheitskonzept für das Konzert erarbeitet, Foto: Andreas Franke

Ich bin mit Maik Korzak unterwegs, der im Bereich Sicherheitswesen Bergbau arbeitet und vor Ort u.a. für die Unternehmenssicherheit rund um das Konzert verantwortlich ist. Er hat das Sicherheitskonzept dafür erarbeitet. Besucher im Industriepark sind für ihn nichts Neues. Er hat schon manchen Tag der offenen Tür absolviert. Doch das, was hier jetzt vorzubereiten und abzusichern ist, ist etwas Besonderes. „Die erste Frage für mich war, wie kommen die 1.000 Besucher wohlbehalten in die Halle und wieder zurück?“, erzählt er mir. Das hört sich banal an, ist es aber nicht. Denn die Gäste müssen etwa 10 Minuten zu Fuß über das Industrieparkgelände laufen – nicht geradeaus und u.a. an einer großen Freilagerfläche vorbei. Helfer, zum Teil von der Freiwilligen Feuerwehr Schwarze Pumpe werden dafür sorgen, dass keiner vom Weg abkommt. „Der größte Unsicherheitsfaktor“, so Korzak mit einem Schmunzeln, „sind aus Erfahrung ohnehin die Mitarbeiter, die die Chance nutzen und der Familie mal zeigen wollen, wo Papa arbeitet und dafür mal schnell eine Abkürzung nehmen wollen.“  

Hallenumbau Hand in Hand

Fast 100 Meter Grube müssen insgesamt abgedeckt werden. Auf die Lattenkonstruktion kommen so genannte Fahrzeugplatten, Foto: Andreas Franke

Einen weit größeren Arbeitsumfang gilt es in der über 5.000 m² großen Halle zu absolvieren. Was Korzak „Keine Stolperflächen hinterlassen“ nennt, verlangt, die Halle komplett leer zu räumen, zu säubern, die Reparaturgruben abzudecken, ebene Flächen zu schaffen und feststehende Aggregate und die Schienenfahrzeuge, die als Dekoration stehen bleiben, zu sichern.

Konkret sieht das heute am zweiten Umbautag in der Halle so aus: Vorn (also dort, wo am Sonntag die Bühne sein wird) ist alles frei geräumt. Die gesamte Logistik dafür und für die Umbauten verantwortet der Prozessingenieur Axel Kirajn.

Die Medienstationen müssen stehen bleiben, wurden jedoch gesäubert und komplett entleert, Foto: Andreas Franke

Neben dem großen Rolltor – noch verpackt - stehen die ersten Besucherstühle, die Polster dunkelblau gemustert, die Rahmen erinnern an einen nachtblauen Sternenhimmel. Im Mittelgang stehen nur noch die Medienstationen, die im Normalfall u.a. für Strom oder das Gas Acetylen zum Schweißen sorgen. Alle Stationen – erklärt mir Maik Korzak – sind gesäubert und entleert.

Links sind die Mitarbeiter der Tischlerei Lausitz GmbH dabei die Arbeitsgruben abzudecken. Auf etwa 100 Metern Länge schrauben sie sogenannte Fahrzeugplatten – ein hochwertiges Material aus geleimtem Holz - auf eine Lattenkonstruktion.  

Auf dem rechten Gleis stehen frisch poliert die typischen Schienenfahrzeuge, die sonst hier instandgesetzt werden: Lok, Aschewagen, Gleisrückmaschine. Ein Kettenaustauschgerät, beladen mit einer Viertel-Eimerkette ist gerade auf dem Weg zur Halle.

In der hinteren Hälfte der Halle wird weiter ganz normal an mehreren Waggons gearbeitet.      

Langjährige externe Partner

Die Cottbuser Firma Multi Media Cooperation baut unter anderem die Bühne und die Bühnentechnik auf, Foto: Andreas Franke

Während mir Korzak noch erklärt, dass auch die Entrauchungsfenster im Hallendach eine wichtige Rolle spielen - es soll nämlich zum Abschluss ein Theaterfeuerwerk in der Halle gezündet werden – fährt ein LkW der Cottbuser Firma MMC vor. Die Mitarbeiter bringen die Bühnenaufbauten und die Bühnentechnik. Ein LEAG-Gabelstapler steht bereit, falls Hilfe gebraucht wird.

Für die Organisation von Vorbereitung und Konzert ist Karina Storm mit ihrer Firma EVENTS PERFEKT verantwortlich. Seit 2004 arbeitet sie für die LEAG bzw. deren Vorgängerunternehmen und hat in dieser Zeit zahlreiche große Veranstaltungen wie die Nacht der kreativen Köpfe, Tage der offenen Tür oder die Fahrt des letzten Kohlezugs aus dem Tagebau Cottbus Nord organisiert. Eine aktive Produktionshalle zur Konzerthalle umzufunktionieren – die Idee fand sie vom ersten Augenblick an „cool“ aber eben auch speziell. Ihre wichtigste Prämisse: „Wenn man in einen Produktionsprozess eingreift - und das tun wir ja hier - sind die außergewöhnlichen Ideen das Eine. Der Aufwand ist das Andere. Den darf man bei allem nicht übertreiben. Das heißt, wir streben an, den Produktionsausfall so gering wie möglich zu halten und die Ressourcen der Subunternehmer nicht über Gebühr zu strapazieren.“

1.000 Zuhörer erwartet

Jürgen Podszun ist der Leiter Hauptwerkstatt der LEAG-Tagebaue. Konzerte in "seinen" Hallen sind für ihn etwas ganz Besonderes, Foto: Andreas Franke

Wir erwarten Jürgen Podszun, den Leiter der Hauptwerkstatt im Technischen Service Tagebaue. „Vor einer Stunde“, sagt er zur Begrüßung, „war hier fast noch nichts zu sehen.“  Auf unsere fragenden Blicke hin gesteht er, dass er am Morgen neugierig war, wie die Arbeiten so anlaufen. Offensichtlich ging das nicht nur ihm so, denn, obwohl nicht miteinander verabredet, seien auch andere Mitarbeiter des Vorbereitungsstabes für das Sommerkonzert, dem alle Fachbereiche und die Servicepartner angehören, plötzlich da gewesen. Ihm ist es wichtig, dass alles Hand in Hand geht. Und er betont, dass die Vorbereitung und Durchführung dieses Konzertes schon „eine große Hausnummer“ sei.   

Noch verpackt – aber bald Sitzplatz für 1.000 Konzertbesucher – die nachtblauen Stühle, Foto: Andreas Franke

„Ja, es ist ungewöhnlich, solch eine große Werkhalle für ein Konzert zu nutzen und der Aufwand ist groß, aber ich freue mich, dass diese Veranstaltung bei uns stattfindet“, erzählt er mir und ergänzt „so leben wir unser Leitbild, indem es heißt, dass wir partnerschaftlich sind und Kooperationspartner für die Region."

Dass es keinen Produktionsausfall gibt, dafür sorgen er und seine verantwortlichen Mitarbeiter. Geplante Inspektionen und Reparaturmaßnahmen an den Zügen und Wagen, die von Donnerstag bis Montag nicht durchgeführt werden können, mussten vorgezogen werden oder werden auf die Zeit danach verlegt. Reparaturen, die aktuell anfallen, werden im zweiten Teil der Halle, der nicht betroffen ist, erledigt.

Bei den LEAG-Mitarbeitern waren die Konzertkarten sehr gefragt. Wer neugierig geworden ist: An der Abendkasse gibt es am Sonntag noch die Möglichkeit, Karten zu kaufen.

Übrigens werden auch Jürgen Podszun und Maik Korzak zu den 1.000 gehören, die sich am Sonntag das Konzert anhören. Gespannt sind beide unter anderem auf die Akustik in der Halle. Die sei, so Podszun, anders als in derartigen Hallen üblich. Es gäbe kaum einen Hall.  

 

1/7 Im Laufe des Donnerstags kam die gesamte Bühnentechnik an, Foto: Andreas Franke
2/7 Es ist wie zu Hause, wenn Gäste kommen: alles tipp topp aufgeräumt, Foto: Andreas Franke
3/7 Was nicht selber rollen kann, wird mit Gabelstaplern transportiert, Foto: Andreas Franke
4/7 Die Konzertbesucher können sehen, woran hier sonst alltäglich gearbeitet wird: Lok, Gleisrückmaschine, Aschewagen – alles da, Foto: Andreas Franke
5/7 In der Grube arbeiten sonst die Instandhalter. Jetzt wird sie abgedeckt, Foto: Andreas Franke
6/7 Die Regale bleiben während des Konzerts stehen, Foto: Andreas Franke
7/7 Im hinteren Teil der Halle wird weiter gearbeitet; Foto: Andreas Franke

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Autor

Elvira Minack

Nachdem ich über 30 Jahre als Pressesprecherin und verantwortliche Redakteurin in Ostbrandenburg und in Franken gearbeitet habe, kam ich 2009 ins Unternehmen. Seit dem Herbst 2017 arbeite ich in der externen Kommunikation. 

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