
Grüne Energie für die Strukturentwicklung
Grün, grün und nochmals grün. Deutschland ist auf der Suche nach Grünstrom, er ist ein Standortfaktor. Und die Lausitz wird ihn in wenigen Jahren liefern können.
Die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung kam am 11. Oktober zum bisher einzigen Revierbesuch in die Lausitz. Die Gewerkschaft IG BCE hat zu Demonstrationen entlang der Besuchsstationen aufgerufen, tausende Menschen säumten den Weg in Weißwasser und Großräschen.
Während sich in Berlin die Mitglieder der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung auf den Weg in die Lausitz machten, setzten sich viele der in der Braunkohle beschäftigten Menschen aus der Lausitz ebenfalls in Bewegung. Ziel beiderseits ist zunächst Weißwasser. Die Stadt ist die erste Station des Besuchs. Hier im TELUX ist der erste Vor-Ort-Termin für die Kommissionsmitglieder und ihre Gäste. 31 Mitglieder nutzten an diesem sonnigen Donnerstag die Möglichkeit, sich einen Eindruck von dem Lausitzer Revier zu machen. Auf dem eng getakteten Terminplan standen Gespräche mit Menschen unterschiedlicher Funktionen aus der Lausitz und eine moderierte Tour durch das Lausitzer Revier. Im Gegensatz zu Pressemeldungen stand aber der Besuch des Tagebaus Welzow-Süd nicht auf dem Plan. Hier wie auch in den anderen Betriebsstätten lief der Betrieb gesichert weiter, wenn auch mit weniger Personal. Viele Beschäftigte folgten den Aufruf der Gewerkschaft IG BCE, ein Zeichen für ihre Arbeitsplätze zu setzen.
Es ist ganz wichtig, dass sie vor Ort sind: Über 1000 Menschen heute in #Weißwasser auf der Straße, wo die Kommission „Wachstum, #Strukturwandel & Beschäftigung" sich vor Ort ein Bild macht. Gemeinsam kämpfen wir für unsere Heimat, für unsere Arbeitsplätze. – Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
Die Ankunft der Kommission verzögert sich aufgrund der Demonstration. Der Bus kommt zunächst nur im Schritttempo vorwärts, doch die Vorhut ist bereits angekommen, Foto: LEAG
In Weisswasser ergriff Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke das Wort, Video: LEAG
In Bussen ging es von den einzelnen Standorten nach Weißwasser. Rund um die TELUX war ab 10 Uhr kaum mehr ein Durchkommen möglich. Beschäftigte der LEAG aus allen Teilen der Lausitz, aus Lippendorf und Berlin trafen auf Kolleginnen und Kollegen aus den Zulieferbetrieben, von der MIBRAG und auch aus dem Rheinischen Revier sind Vertreter vor Ort. Kumpel aus dem Tagebau Hambach ließen es sich nicht nehmen, an diesem Tag vor der Kommission Flagge für ihre Arbeit zu zeigen.
Wir fahren hier in der Lausitz nicht mit dem Bagger, weil wir gerne Bagger fahren. Sondern der Strom aus Braunkohle wird gebraucht für eine zuverlässige und preiswerte Energieversorgung in Deutschland. – Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach zu den Menschen in Weißwasser, Video: LEAG
Unterstützung kam auch aus weiteren in der Lausitz ansässigen Betrieben, Vereinen und Institutionen. Die Braunkohle sorgt nicht nur für Arbeit, von ihr gehen auch rund 1,4 Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr aus. Ein Ausstieg hat Konsequenzen für alle. So stehen auch Handwerker, Ladenbesitzer, Kleinunternehmer oder die Jugend des Eishockeyvereins der Lausitzer Füchse sowie des Fussballvereins Energie Cottbus bei dieser Demonstration geschlossen Seite an Seite.
Per Trommel, Trillerpfeiffe und Stimme gaben die Demonstranten Laut für ihre Arbeitsplätze,Foto: LEAG
Vielfältig war der Protest in Weißwasser, Foto: LEAG
Während die Ministerpräsidenten Sachsens und Brandenburgs bereits an der TELUX das Gespräch mit den Demonstranten suchten und die Gelegenheit für kurze Ansprachen nutzten, kämpfte sich der Bus mit den Kommissionsmitgliedern durch die Menge, die friedlich für ihre Arbeit und ihre Zukunft demonstrierten - die aber laut waren und ihren Standpunkt unübersehbar vertraten. Erst 40 Minuten später, als ursprünglich geplant, konnte die Sitzung beginnen.
In Großräschen sprach der Kommissionsvorsitzender Matthias Platzeck überraschend, Video: LEAG
Warten hieß es nun für die Demonstranten am zweiten Sitzungsort der Kommission in Großräschen, direkt am Tagebaurestsee. Die Kommissionsmitglieder nutzten den Weg zwischen den beiden Orten, um sich einen Eindruck von der Region zu verschaffen. Unterdessen sammelten sich in Großräschen gegen zwei Uhr unterschiedliche Redner an der mobilen Bühne, die bereits von Menschen umringt war. IG BCE Vertreter Michael Vassiliadis, Uwe Teubner, Bergbaugesamtbetriebsratsvorsitzender der LEAG und der Arbeitsdirektor des Unternehmens, Dr.-Ing. E.h. Michael von Bronk, hatten bereits das Wort an die Menschen gerichtet, als überraschend der Kommissionsvorsitzende Matthias Platzeck zu den Demonstranten sprach. Er sicherte zu, sich dafür einzusetzen, dass die Politik Verhältnisse liefern müsse, die den Bürgern Zuversicht und Mut geben und keine Angst erzeugen. Er habe die Sorgen der Leute nicht nur gehört, sondern auch verstanden und wolle seinen Beitrag dazu leisten, dass nicht noch einmal ein Strukturzusammenbruch in der Region entsteht, wie ihn viele Menschen bereits erleben mussten.
Auch in Großräschen standen die Menschen Spalier, um auf die Herausforderung in der Region aufmerksam zu machen, Foto: LEAG
Der Aufruf der IGBCE war überall zu finden, Foto: LEAG
Doch den wichtigsten Beitrag des Tages lieferten die rund 2.200 Menschen an den Straßenrändern. Wie in Weißwasser säumten sie auch in Großräschen den Weg. Lautstark, mit Trillerpfeifen und Trommeln setzten sie ein Zeichen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze, machten mittels Plakaten, Transparenten und Aktionen ihre Meinung deutlich - setzten Statements: Für die Arbeitsplätze in der Lausitz. Für eine Perspektive in den Revieren. Für einen Strukturwandel und keinen -bruch.
Ob die Botschaft ankommt, wird die nächste Zeit zeigen. Bis Ende Oktober will die Kommission einen Vorschlag für die Zukunft der Braunkohlereviere in Berlin vorlegen. Wir, hier im Lausitzer Revier, werden das weiter Vorgehen gespannt verfolgen. Denn es geht um unsere Zukunft.
Die Aktion im Bewegtbild, Film: Lausitz TV
Was wir von der Bundespolitik und von der Strukturkommission einfordern, ist energiepolitisches, klimapolitisches und strukturpolitisches Augenmaß. Wir haben mit dem Lausitzer Revierkonzept einen Fahrplan vorgelegt, der mit den europäischen Klimazielen vereinbar ist und unserer Region langfristig die wirtschaftliche Basis für eine nachhaltige Strukturentwicklung gibt. Liebe Politiker und liebe Kommissionsmitglieder – setzen Sie sich fair und sachlich mit diesem Konzept auseinander! – Dr. Ing. Michael von Bronk, Arbeitsdirektor LEAG
Grün, grün und nochmals grün. Deutschland ist auf der Suche nach Grünstrom, er ist ein Standortfaktor. Und die Lausitz wird ihn in wenigen Jahren liefern können.
Zu den bundesbesten Prüfungsabsolventen, die 2022 ihren Facharbeiterabschluss machten, gehört auch Hendrik Hellmuth. Der 25-Jährige ist bei der Lausitzer Energie Bergbau AG zum Eisenbahner im Betriebsdienst ausgebildet worden.
Der Leipziger Künstler Robert Seidel hat LEAG-Kollegen und -Kolleginnen auf der Förderbrücke 60 in Lausitzer Tagebauen porträtiert. Jetzt werden sie ausgestellt in der Alten Spinnerei.